Schnittzahl (Algebraische Geometrie)

In der Algebraischen Geometrie bezeichnet die Schnittzahl eine positive ganze Zahl, welche die Schnittmultiplizität von Schnittpunkten algebraischer Kurven bezeichnet.

Definition

{\displaystyle I(P,F\cap G):=\dim _{k}\left({\mathcal {O}}_{P}(k^{2})/(F,G)\right)}

Dabei bezeichnet {\displaystyle {\mathcal {O}}_{P}(k^{2})} den im Punkt P lokalisierten Ring der regulären Funktionen {\displaystyle {\mathcal {O}}(k^{2})} der affinen Varietät k^2.

Eigenschaften

Die Schnittzahl weist folgende Eigenschaften auf:

  1. Falls sich F und G in P eigentlich schneiden, ist I(P,F\cap G) eine nicht-negative ganze Zahl, ansonsten ist {\displaystyle I(P,F\cap G)=\infty }.
  2. {\displaystyle I(P,F\cap G)=0\Longleftrightarrow P\not \in F\cap G} und I(P,F\cap G) ist nur von den Komponenten von F und G abhängig, welche durch P gehen.
  3. Sei T eine affine Koordinatentransformation von k^2 mit {\displaystyle T(Q)=P}, dann gilt: {\displaystyle I(P,F\cap G)=I(Q,F\circ T\cap G\circ T)}
  4. {\displaystyle I(P,G\cap F)=I(P,F\cap G)}
  5. {\displaystyle I(P,F\cap G)\geq m_{P}(F)\cdot m_{P}(G)} mit Gleichheit genau dann, wenn F und G in P keine gemeinsamen Tangenten haben.
  6. Falls {\displaystyle F=\prod _{i=1}^{n}F_{i}^{r_{i}}} und {\displaystyle G=\prod _{i=1}^{m}G_{j}^{s_{j}}}, dann gilt: {\displaystyle I(P,F\cap G)=\sum _{i,j}r_{i}s_{j}I(P,F_{i}\cap G_{j})}
  7. {\displaystyle I(P,F\cap G)=I(P,F\cap (G+AF))\quad \forall A\in {\mathcal {O}}(k^{2})}
  8. Wenn P ein Einfachpunkt von F ist, dann gilt {\displaystyle I(P,F\cap G)=\mathrm {ord} _{P}^{F}(G)}.
  9. Wenn F und G keine gemeinsamen Komponenten haben, so gilt: {\displaystyle \sum _{P\in k^{2}}I(P,F\cap G)=\dim _{k}\left({\mathcal {O}}(k^{2})/(F,G)\right)}

Durch diese Eigenschaften ist die Schnittzahl zugleich eindeutig bestimmt.

Beispiel

Sei k ein algebraisch abgeschlossener Körper von Charakteristik {\displaystyle 0} und {\displaystyle F=(X-1)(Y^{2}-X^{3})^{2}} sowie {\displaystyle G=(X-1)^{2}(Y^{2}-X^{3}-X^{2})}. Man findet folgende Schnittpunkte:

{\displaystyle I((0,0),F\cap G)=I((0,0),(Y^{2}-X^{3})^{2}\cap (Y^{2}-X^{3}-X^{2}))}
{\displaystyle =2\cdot I((0,0),(Y^{2}-X^{3})\cap (Y^{2}-X^{3}-X^{2}))=2\cdot I((0,0),(Y^{2}-X^{3})\cap X^{2})}
{\displaystyle =2\cdot m_{(0,0)}(Y^{2}-X^{3})\cdot m_{(0,0)}(-X^{2})=2\cdot 2\cdot 2=8}

Satz von Bézout

Durch Einführen homogener Koordinaten lässt sich Definition der Schnittzahl auf projektive ebene Kurven ausdehnen. Der Satz von Bézout besagt dann, dass für projektive ebene Kurven {\displaystyle F,G} ohne gemeinsame Komponenten gilt:

{\displaystyle \sum _{P\in \mathbb {P} ^{2}(k)}I(P,F\cap G)=\deg F\cdot \deg G}

Beschränkt man sich auf affine ebene Kurven ohne gemeinsame Komponenten, gilt hingegen nur die Ungleichung:

{\displaystyle \sum _{P\in k^{2}}I(P,F\cap G)\leq \deg F\cdot \deg G}

Verallgemeinerung

Eine Verallgemeinerung auf Varietäten höherer Dimensionen ist möglich, siehe dazu das mit dem Leroy P. Steele Prize ausgezeichnete Werk „Intersection Theory“ von William Fulton.

Siehe auch

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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 27.11. 2019