Gibbs-Ungleichung
In der Informationstheorie ist die Gibbs-Ungleichung (nach J. W. Gibbs) eine Aussage über die Entropie einer diskreten Wahrscheinlichkeitsverteilung. Man erhält mit ihr eine untere Schranke der mittleren Codewortlänge von optimalen Präfixcodes und eine untere Schranke der mittleren Laufzeit von vergleichsbasierten Sortierverfahren.
Gibbs-Ungleichung
Es seien
und
diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilungen, d.h.
für alle
und
.
Dann gilt:
Gleichheit tritt genau dann auf, wenn
für alle
.
Beweis
Für alle
gilt die Ungleichung
,
wobei Gleichheit nur im Fall
auftritt.
Setzt man für
insbesondere
ein, so erhält man
.
Multipliziert man die Ungleichung mit
durch und summiert über alle
,
so erhält man
.
Nachdem
ist, folgt daraus
.
Bringt man die beiden Terme auf die jeweils entgegengesetzte Seite, so
ist
.
Anstelle des natürlichen Logarithmus lässt sich genauso gut jede andere
Logarithmenbasis
verwenden, da
gilt.
Man braucht die Ungleichung hierzu nur mit der positiven Zahl
durchdividieren.
In der Informationstheorie bietet es sich an als Basis
zu wählen.
Folgerungen
Für die Entropie gilt
,
mit Gleichheit genau dann, wenn
für alle
.
Wenn
diskrete Zufallsvariablen
sind, dann ist
,
mit Gleichheit genau dann wenn
und
stochastisch
unabhängig sind.
Einige nützliche Anwendungen ergeben sich in Verbindung mit
der Kraft-Ungleichung.
Sei dazu ein vollständiger
Binärbaum mit den Blatttiefen
und einer den Blättern zugeordneten Wahrscheinlichkeitsverteilung
gegeben. Dann gilt mittels
:
Die mittlere Blatttiefe ist also von unten durch die Entropie der dazugehörigen Wahrscheinlichkeitsverteilung beschränkt.
Damit ist dann klar, dass die mittlere Codewortlänge eines optimalen
Präfixcodes von unten durch die Entropie der zugehörigen
Wahrscheinlichkeitsverteilung der Symbole beschränkt ist. Gleichheit tritt hier
genau dann auf, wenn
für alle
gilt, wobei
die Codewortlänge des
-ten
Codewortes bezeichnet.
Bei vergleichsbasierten Sortierverfahren von
Elementen unter Gleichverteilungsannahme ergibt sich durch Betrachtung der
mittleren Blatttiefe des binären Entscheidungsbaums
die untere Schranke
.
Die average-case-Laufzeit
eines vergleichsbasierten Sortierverfahrens verhält sich also asymptotisch wie
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style="width: 6.53ex; height: 2.5ex; vertical-align: -0.67ex;" alt="{\displaystyle n\log n}"
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Literatur
- U. Schöning: Algorithmik. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2001.
- E. Becker, W. Bürger: Kontinuumsmechanik. Eine Einführung in die Grundlagen und einfache Anwendungen, B.G. Teubner Verlag, Stuttgart 1975.
- Hermann Rohling: Einführung in die Informations- und Codierungstheorie. B.G. Teubner Verlag, Stuttgart 1995,ISBN 3-519-06174-0.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 31.07. 2022