Kraft-Ungleichung
Die Kraft-Ungleichung, auch als Kraft-McMillan-Ungleichung bezeichnet, ist in der Kodierungstheorie eine notwendige und hinreichende Bedingung für die Existenz eines eindeutig dekodierbaren Codes für einen gegebenen Satz an Schlüssellängen. Seine Implikationen auf Präfixcodes und Binärbäume finden häufig in der Informatik und Informationstheorie Anwendung.
Die Kraft-Ungleichung wurde 1949 von Leon G. Kraft entwickelt, wobei er in seiner Arbeit ausschließlich Präfixcodes behandelte. Unabhängig von Kraft gelangte Brockway McMillan 1956 zu identischen Ergebnissen.
Aussage
Sei
ein
-Baum
mit maximal
Kindknoten
je Knoten und
Blättern, deren Tiefen
seien.
Dann gilt:
Gleichheit gilt, falls
ein vollständiger
Baum ist.
Beweis
Man sieht leicht, dass für einen Baum der Tiefe 0 gilt:
Da ein Knoten eines -ären
Baumes maximal
Kinder hat oder ein Blatt ist, verteilt jeder Knoten seinen Wert
(Tiefe
)
auf maximal
Kinder mit dem Wert
,
die zusammen höchstens einen Wert von
besitzen. Ist der Baum unvollständig, d.h. besitzt ein Knoten weniger als
Kinder, so sinkt die Summe sogar unter 1. Die Ungleichung wird genau dann
verletzt, wenn innere Knoten als Blätter verwendet werden, weil z.B. alle
Knoten auf einer Tiefenebene als Codewort verwendet werden, gleichzeitig aber
noch längere, tiefer liegende Codewörter existieren. Da diese längeren
Codewörter dann aber ein Codewort als Präfix haben, ist dadurch auch die
Eigenschaft der Präfixfreiheit verletzt. Es ist natürlich möglich und auch nicht
selten, dass der Baum unbalanciert ist, d.h. ein Pfad mit der Länge
existiert, während in einem anderen Ast noch tiefer liegende Blätter zu finden
sind.
Andererseits ist es aber auch möglich, „dumme“ Codes zu konstruieren, die die Ungleichung erfüllen, aber trotzdem einen Teil eines Pfades zu einem Blatt als Codewort verwenden.
Im Kontext der Codierungstheorie
müssen für jeden eindeutig dekodierbaren Code
über dem Alphabet der Länge
die Längen der Codewörter
die Kraft-Ungleichung erfüllen. In der Umkehrung existiert zu jeder Menge von
Codewort-Längen, welche die Kraft-Ungleichung erfüllt, ein eindeutig
dekodierbarer, präfixfreier
Code mit diesen Längen.
Beweis für unendliche Folgen von Codewortlängen
Sei
für alle
genau dann ein präfixfreier Binärcode, wenn
Seien
präfixfreie Binärcode mit Codewortlängen
. Da
endlicher präfixfreier Binärcode, gilt weiter für alle
Sei
Die Summe konvergiert absolut
wir können umsortieren
o.B.d.A
Induktion nach :
OK
haben präfixfreien Binärcode
zu
, repräsentiere
als Binärbaum
und ersetze dann jedes Blatt der aktuellen Tiefe durch vollständigen Binärbaum der Höhe
. Das ändert nichts an der "Hinzufügbarkeit", alle Blätter in
haben Tiefe
und an der Summe ändert sich auch nichts, denn
.
Sei
gleich der Anzahl der Blätter in
.
Dann gilt
nicht vollständig
Können Codewort mit Länge
hinzufügen
def.
induktiv, daraus ergibt sich präfixfreier Binärcode.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 26.09. 2020