Spezifischer Drehimpuls
Der spezifische Drehimpuls
ist eine physikalische Erhaltungsgröße
in der Himmelsmechanik
und dient als wichtige Hilfsgröße bei der Lösung des Zweikörperproblems.
Der spezifische Drehimpuls ist definiert als der Drehimpuls
eines Körpers auf einer Keplerbahn
bezogen auf den jeweils anderen Körper, normiert auf die reduzierte Masse des
Systems und besitzt daher die SI-Einheit
m2·s−1.
Besitzt einer der beiden Körper eine deutlich größere Masse als der andere, ist
der spezifische Drehimpuls des leichteren Körpers ein Charakteristikum der Bahn
und unabhängig von seinen sonstigen Eigenschaften.
Die Eigenschaft der Erhaltungsgröße folgt daraus, dass das Gravitationspotential als Ursache für die Kraft, die der Körper erfährt, ein Zentralpotential ist, also nur von den Abständen der beiden Körper abhängt, aber nicht vom Winkel zwischen ihnen. Aus der Erhaltung des spezifischen Drehimpulses folgt das Zweite Keplersche Gesetz.
Mathematische Formulierung
Der spezifische Drehimpuls eines Körpers ist
wobei
die Gesamtmasse des Systems,
die Masse des anderen Körpers,
der Abstandsvektor zwischen
beiden Körpern und
die Relativgeschwindigkeit bezeichnet. Da im Gravitationspotential neben der
Drehimpulserhaltung Energieerhaltung
gilt und die Bahnen geometrisch Kegelschnitte
darstellen, kann das Betragsquadrat
des spezifischen Drehimpulses als
ausgedrückt werden, wobei
die Gravitationskonstante,
die große
Halbachse und
die numerische
Exzentrizität der Bahn ist. Ist der andere Körper deutlich schwerer, so
vereinfacht sich diese Gleichung zu:
Die Größe
nennt man auch den Halbparameter
der Bahn. Diese Gleichungen gelten sowohl für Kreis-,
Ellipsen-
und Hyperbelbahnen;
für parabolische
Bahnen liefern sie einen unbestimmten Ausdruck, da deren große Halbachse
unendlich groß ist, während ihre Exzentrizität Eins ist. Nichtsdestoweniger
besitzt der Halbparameter auch für Parabeln einen definiten Wert.
Die Richtung des spezifischen Drehimpulses steht, wie die Richtung des Drehimpulses, immer senkrecht zur Bahnebene.
Zusammenhang mit dem Zweiten Keplerschen Gesetz
Die in einem infinitesimalen Zeitschritt überstriche Fläche
des relativen Ortsvektors von einer schweren Masse zu einer leichten ist
Da der spezifische Drehimpuls konstant ist, ergibt sich durch Integration für
eine endliche Zeitspanne zwischen
und
:
Daraus folgt das Zweite Keplersche Gesetz: „Der Fahrstrahl überstreicht in gleichen Zeiten gleiche Flächen.“
Literatur
- Ernst Messerschmid, Stefanos Fasoulas: Raumfahrtsysteme. Eine Einführung mit Übungen und Lösungen. 2., aktualisierte Auflage. Springer, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-21037-7.



© biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 25.06. 2021