Strangeness
Die Strangeness
(engl.) bezeichnet die Quantenzahl
für die Seltsamkeit eines Teilchens
oder Zustandes im Standardmodell
der Elementarteilchenphysik.
Sie ist neben Isospin, Charm,
Bottomness und
Topness eine der Flavour-Quantenzahlen der Quarks.
Ihr Name stammt von den ersten, 1947 in der Höhenstrahlung entdeckten Seltsamen Teilchen (engl. strange particles), deren Lebensdauer deutlich länger war als die der anderen damals bekannten instabilen Teilchen. Dazu zählten insbesondere Kaonen (Mesonen aus einem u- oder d-Quark und Strange-Quarks, sie waren die 1947 zuerst entdeckten seltsamen Teilchen) und Hyperonen (Baryonen mit einem Strange-Quark). Die Strangeness-Quantenzahl wurde zur Erklärung der Eigenschaften dieser neuen Teilchen von Murray Gell-Mann (1953), Abraham Pais und Kazuhiko Nishijima eingeführt.
Definition und Vorzeichenwahl
Generation | 1 | 2 | 3 | |||
---|---|---|---|---|---|---|
Up-Typ | up | charm | top | |||
Quark / Antiquark | u | u | c | c | t | t |
Flavour- Quantenzahl |
+½ | −½ | +1 | −1 | +1 | −1 |
Isospin |
Charm |
Topness | ||||
Down-Typ | down | strange | bottom | |||
Quark / Antiquark | d | d | s | s | b | b |
Flavour- Quantenzahl |
−½ | +½ | −1 | +1 | −1 | +1 |
Isospin |
Strangeness |
Bottomness |
Die Strangeness eines Systems ist gleich der negativen Anzahl der Strange-Quarks s plus der Anzahl der zugehörigen Antiteilchen, der Strange-Antiquarks s:
Historisch bedingt lautet die Konvention,
dass ein Strange-Quark s als Quark-Teilchen vom Down-Typ
dem System (wie z.B. dem Hadron),
an welchem es beteiligt ist, einen Beitrag von
zur Strangeness liefert; das Strange-Antiquark s
dagegen
.
(Diese Vorzeichenkonvention gilt – da auch vom Down-Typ – auch für die
Bottomness des Bottom-Quarks
b mit
;
sein Antiteilchen, das Bottom-Antiquark b,
hat
.)
Alle anderen fundamentalen Elementarteilchen sind nicht „seltsam“, haben
also eine Strangeness von 0.
Im Gegensatz dazu haben das Charm-Quark
c sowie das Top-Quark
t als Quarks vom Up-Typ
für ihre zugehörigen Quantenzahlen die umgekehrten Vorzeichen:
den Charm
bzw. die Topness
;
die jeweiligen Antiteilchen c bzw. t
haben
bzw.
.
Physik seltsamer Materie
Strange-Quarks entstehen beispielsweise bei der Kollision von Protonen und Neutronen, Protonen und Protonen oder Protonen und Photonen und haben eine vergleichsweise lange Lebensdauer. Das kann dadurch erklärt werden, dass für ihr Entstehen die starke Wechselwirkung verantwortlich ist, für ihren Zerfall aber die schwache Wechselwirkung. Dies führt dazu, dass man in Blasenkammeraufnahmen sogenannte V-Teilchen sehen kann, scheinbar aus dem Nichts entstehende, V-förmig abgehende Spuren. Der Zerfallsvertex dieser V-Spur zeigt dabei zumeist auf einen anderen (primären) Vertex. Die nicht sichtbare Verbindungslinie kommt durch ein neutrales Teilchen mit Strangeness zustande.
Die Strangeness bleibt bei Vorgängen der starken und der elektromagnetischen Wechselwirkung erhalten, kann aber bei schwacher Wechselwirkung verändert werden.



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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 04.11. 2021