Antoni van Leeuwenhoek
niederländischer Naturforschergeboren: 24. Oktober 1632 in Delftgestorben: 26. August 1723 ebenda 1680 - Aufnahme in die Royal Society 1716 - Vereihung eeiner Silbermedaille der Universität Löwen in den Österreichischen Niederlanden in Anerkennung seiner Arbeiten. Die Leeuwenhoek-Medaille wurde 1877 durch die Königlich Niederländische Akademie der Wissenschaften gestiftet. |
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Antoni van Leeuwenhoek kam aus einer wohlhabenden Familie des Mittelstands. Im Alter von 8 Jahren soll er eine Schule in Warmond, nördlich von Leiden besucht haben.
Es wird spekuliert, dass er hier einige Grundlagen der Mathematik und Physik erlernte, es gibt aber keine Quellen zu seiner Bildung.
Mit 16 Jahren fand er eine Anstellung bei einem Tuchhändler in Amsterdem. Er bewährte sich und wurde schließlich für mehrere Jahre als Buchhalter und Kassierer eingesetzt.
1660, mit nur 27 Jahren, wurde Leeuwenhoek zum Kammerherrn der Schepenen der Stadt Delft ernannt („Camerbewaarder der Camer van Heeren Schepenen van Delft“) und damit zu
einem der besser bezahlten städtischen Bediensteten. Ein Schepen war ein städtischer Würdenträger mit Aufgaben eines Ratsherrn, aber auch eines Schöffen.
1669 wurde Leeuwenhoek nach entsprechender Prüfung als Landvermesser staatlich zugelassen. 1676 wurde er zum Nachlassverwalter für den Maler Jan Vermeer bestimmt.
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1660 wurde in London die Royal Society gegründet. Sie wollte mit allen in Kontakt treten, die das Wissen über die Natur förderten, unabhängig von deren Nationalität oder gesellschaftlicher Stellung. Ihr erster Sekretär, Henry Oldenburg, pflegte zahlreiche Briefwechsel, so auch mit dem 1673 schon berühmten, in Delft praktizierenden Arzt Reinier de Graaf. In den Jahren zuvor hatte sich Leeuwenhoek offensichtlich erfolgreich mit der Anfertigung von Mikroskopen befasst und erste Beobachtungen mit deren Hilfe angestellt. De Graaf war über diese Arbeiten im Bilde und hatte mehrfach selbst verschiedene Objekte durch diese Mikroskope betrachten können. In der Zeitschrift der Royal Society, den Philosophical Transactions, erschien 1668 eine mikroskopische Arbeit des Italieners Eustachio Divini. Er hatte ein kleineres Tier als alle bisher gesehenen finden können. Wohl in Antwort auf diesen Bericht schrieb de Graaf an Oldenburg, dass Leeuwenhoek Mikroskope entwickelt habe, die besser seien als alle bisher bekannten. Der Brief wurde beim Treffen der Royal Society am 7. Mai 1673 (Julianischer Kalender) verlesen. Ein Brief von Leeuwenhoek selbst, in dem er verschiedene Beobachtungen mitteilte, war Graafs Schreiben beigefügt. Eine englische Übersetzung wurde in den Philosophical Transactions veröffentlicht.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war Leeuwenhoek der einzige ernsthafte Mikroskopiker weltweit. Er hatte weder Rivalen noch Nachahmer. Mikroskope wurden sonst nur zum Zeitvertreib eingesetzt.
Alle von Leeuwenhoek bekannten Mikroskope sind sogenannte „einfache Mikroskope“. Im Prinzip funktionieren sie wie eine sehr starke Lupe. Da für stärkere Vergrößerungen stärkere Krümmungen der einzigen Linse erforderlich sind, sind die Linsen solcher einfachen Mikroskope sehr klein. „Einfach“ bezieht sich dabei nicht etwa auf eine einfache Herstellung, sondern auf den Gegensatz zu „zusammengesetzten Mikroskopen“, die mit Objektiv und Okular eine Vergrößerung in zwei Schritten bewirken (siehe auch Lichtmikroskop). Heutige Mikroskope sind bis auf Ausnahmen zusammengesetzte Mikroskope.
Zusammengesetzte Mikroskope wurden einige Jahrzehnte vor Leeuwenhoeks Geburt entwickelt. Das Problem der chromatischen Aberration wurde erst im 19. Jahrhundert gelöst. Zu Leeuwenhoeks Zeiten multiplizierte sich bei zusammengesetzten Mikroskopen das Problem durch die Verwendung zweier Linsen. Sie produzierten daher vor allem im höheren Auflösungsbereich schlechte Ergebnisse. Erst ab etwa 1830 wurden zusammengesetzte Mikroskope leistungsfähiger als einfache.
Entdeckungen
Die ersten Mikroorganismen sah Leeuwenhoek vermutlich 1674. Er beschrieb sie in einer kurzen Passage in einem Brief an Henry Oldenburg, Sekretär der Royal Society, vom 7. September des Jahres. Im Wasser eines Süßwassersees nahe Delft, das er am Tag nach der Entnahme untersuchte, fand er Erdpartikel und spiralförmige ‚Ranken‘. Clifford Dobell identifizierte diese in seinem Buch über Leeuwenhoek 1932 als die Alge Spirogyra. Eine Arbeit von 2016 widersprach dieser Ansicht jedoch und vermutete, dass es sich um die Cyanobakterie Dolichospermum handelte. Auch weitere grüne Partikel waren in Leeuwenhoeks Wasserprobe vorhanden, und ziemlich sicher auch Protozoen, denn er schreibt:
Leeuwenhoek teilte alle seine Beobachtungen in über 300 Briefen mit. Den ersten von 215 an die Royal Society in London schickte er 1673. Von diesen wurden 119 mindestens auszugsweise in den Philosophical Transactions veröffentlicht. Das macht ihn bis heute mit großem Abstand zum Autor mit den meisten Veröffentlichung in dieser Zeitschrift seit deren Gründung 1665 und damit in über 350 Jahren. Er korrespondierte auch mit vielen anderen Gelehrten. Dass Leeuwenhoek keine Ausbildung als Wissenschaftler hatte, ist seinen Briefen anzumerken. In ihnen beschreibt er seine Beobachtungen, ohne diese zu ordnen, durchmischt mit persönlichen Details, um plötzlich auf ein völlig anderes Thema zu kommen. Jedoch hat er immer deutlich auseinandergehalten, was er tatsächlich beobachtet hatte und wie er seine Beobachtungen deutete, ein Merkmal auch moderner Wissenschaft. Diese Klarheit ist in wissenschaftlicher Literatur seiner Zeit selten. Leeuwenhoek beschrieb über 200 Arten, jedoch hat er sie häufig nicht genau genug beschrieben, um sie heute sicher identifizieren zu können.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 23.02. 2025