Wolfsmilch

Andere Namen: Euphorbia

Artenreiche Gattung aus tropischen, subtropischen und gemäßigten Klimazonen. Sehr vielgestaltig, teilweise mit kakteenähnlicher Wuchsform. Alle Arten enthalten mehr oder weniger giftigen Milchsaft.
Standort: Überwiegend sonnig, in trockenem, durchlässigem Boden.
Höhe: Je nach Art zwischen 5 cm und einigen m.
Blütezeit: Je nach Art zwischen Mai und September oder im Dezember/Januar.
Vermehrung: Durch Aussaat, Stecklinge oder Teilung.

Bei Plinius ist nachzulesen, daß der botanische Name der Wolfsmilch auf Euphorbios, den Leibarzt des numidischen Königs Juba, zurückgeht, der im Jahre 23 n. Chr. gestorben ist. Die deutsche Bezeichnung Wolfsmilch deutet auf die Giftigkeit der Pflanzen hin, die sie als Futterpflanzen für das Vieh unbrauchbar macht. Der Milchsaft ist in allen Teilen der Pflanze enthalten und kann - insbesondere bei tropischen Arten der Gattung - so giftig sein, daß Hautkontakt zu heftigen Entzündungen und sogar zu tiefergehenden Gewebezerstörungen führt. Vor allem die Schleimhäute reagieren sehr empfindlich auf den Milchsaft.

Euphorbia ist die artenreichste Gattung der Wolfsmilchgewächse (Euphorhiaceae). Sie ist nahezu weltweit verbreitet. Die etwa 2000 Arten können sehr unterschiedlich aussehen. Es gibt krautige Vertreter, die als mehrjährige oder einjährige Pflanzen wachsen. In den Trockengebieten der Alten Welt nehmen die Euphorbien vielfach die ökologische Nische der Kakteen ein, die in ihrem Vorkommen fast ausschliefslich auf Amerika beschränkt sind. Der ähnliche Lebensraum hat zur Ausbildung kakteenähnlicher Formen auch bei den betreffenden Wolfsmilch-Arten geführt. Ungewöhnlich für denjenigen, der nur die heimischen Vertreter kennt, ist auch das Auftreten baumförmiger Euphorbien, die man besonders in Afrika in großer Zahl findet.
Die Blüten der Euphorbien sind eingeschlechtlich und auf das Nötigste reduziert:
Eine weibliche Blüte besteht nur noch aus dem Fruchtknoten, eine männliche Blüte aus einem einzigen Staubgefäß. Diese sehr unscheinbaren Blüten sind ihrerseits zu Blütenständen (Scheinblüten) zusammengefaßt. Den Mangel an Attraktivität machen viele Wolfsmilch-Arten durch auffällig gefärbte Hochblätter im Blütenbereich wett. Schöne Beispiele hierfür sind die häufig als Zimmerpflanzen kultivierten Euphorbia-Arten Weihnachtsstern und Christusdorn.
Die Laubblätter der Wolfsmilch-Arten stehen gegenständig bis quirlständig. Bei den Bewohnern von Trockengebieten sind sie oft rückgebildet bzw. fallen bald nach der Bildung ab.

Garten-Euphorbien
Eine nur 5 bis 10 cm hohe, polsterbildende Steingartenpflanze ist Euphorbia capitulata. Sie besitzt blaugrünes Laub und ist im Blütenbereich von April bis Mai gelb gefärbt. Wer möchte, kann diese Pflanze auch im Topf kultivieren.
Euphorbia lathyrus soll Maulwürfe und Wühlmäuse vertreiben. Die ungestielten, blaugrünen, lanzettlichen Blätter bilden entlang des Stengels 4 deutliche, symmetrische Zeilen aus. Blütezeit ist Juli/August, die Blütenstände sind von grünen Hochblättern umgeben. Bezüglich des Bodens stellt diese Wolfsmilch keine besonderen Ansprüche.
Euphorbia Marginata Euphorbia marginata (= E. variegata) kommt aus den nordamerikanischen Prärien und wird seit Beginn des vorigen Jahrhunderts bei uns kultiviert. Die einjährige Pflanze besitzt im Blütenbereich auffällig weiß gefärbte Hochblätter, man nennt sie daher auch Schnee-Wolfsmilch. Die bis zu 80 cm hohen Pflanzen blühen von Juli bis September und lassen sich auch für die Blumenvase schneiden.
Die Walzen-Wolfsmilch, Euphorbia myrsinites, ist eine niederliegende Staude, die ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet kommt und deshalb in unserem Klima Winterschutz erhalten sollte. In strengen Wintern zurückgefrorene Pflanzen treiben meist im Frühjahr wieder neu von unten aus. Die 10 bis 20 cm langen Triebe entspringen an einem kurzen Hauptsproß und strahlen sternförmig von diesem Zentrum aus. Sie sind dicht mit fleischigen, steifen, blaugrünen Blättern besetzt, die im Winter nicht abfallen. Die Blätter laufen in eine steife Spitze aus und sind kahnförmig gebogen. Die Blütenstände erscheinen im Mai/Juni und werden von gelben Hochblättern umgeben. Die Walzen-Wolfsmilch gedeiht gut als Steingartenpflanze. Sie braucht durchlässigen Boden und einen sonnigen Platz. Vermehrt wird durch Aussaat oder Selbstaussaat.
In Europa und Asien kommt an Gräben, in Moorwiesen und an ähnlich feuchten Standorten die Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris) vor. Sie wächst besonders gut auf nährstoffreichen, humosen oder torfigen Schlickböden. Im Garten kann man die bis zu 1,5 m hohe Staude, die in Mai und Juni blüht, gut an den Rand eines Gartenteiches setzen. Sie gedeiht aber auch an trockeneren Stellen. Die Blütenstände sind von gelb gefärbten Hochblättern umschlossen, die weidenähnlich schmalen Blätter sind hellgrün gefärbt.
Euphorbia polychroma, die Bulgarische Wolfsmilch, kann als Schnittblume dienen. Ihre Scheinblüten sind leuchtendgelb gefärbt und erscheinen von Mai bis Juli. Die Heimat dieser Wolfsmilch liegt im östlichen und süd-östlichen Europa. Die 30 bis 50 cm langen Triebe formen halbkugelige Büsche. Die leicht behaarten Stengel tragen graugrüne, elliptische Blätter, die sich im Herbst leuchtendrot verfärben. Diese Pflanze verträgt jeden Boden und wächst auch noch gut an einem relativ schattigen Standort. Alle 4 bis 5 Jahre sollte man die Exemplare im Frühjahr aus dem Boden nehmen und durch Teilung verjüngen.

Sukkulente Zimmer-Euphorbien
Gelegentlich als Zimmerpflanze kultiviert wird Euphorbia canariensis, eine der zahlreichen sukkulenten Euphorbien der Kanarischen Inseln. In ihrer Heimat wird die Pflanze als Cardón bezeichnet. Ihre Wuchsform erinnert an Kandelaberkakteen, die Horste können mehrere m Durchmesser erreichen. Diese Wolfsmilch prägt in den trockenen Küstengebieten der Inseln das Bild ganzer Landstriche. Die vier- bis sechskantigen Sprosse sind mit braunen Dornen besetzt, die immer paarweise zusammenstehen, da sie ursprünglich Bestandteile eines einzigen Blattes sind (Nebenblattdornen) . Die großen Scheinblüten sind bräunlich-rot gefärbt und werden von Fliegen bestäubt.
Zu Recht trägt Euphorbia caput-medusae ihren Namen Medusenhaupt-Wolfsmilch. Sie erinnert in der Gestalt tatsächlich an das von Schlangenhaar umgebene Haupt der griechischen Sagengestalt: An einem kurzen, bis zu 20 cm dicken Stämmchen entspringen im Scheitel schlangengleich graugrüne, bis zu 60 cm lange Triebe von 3 bis 5 cm Dicke. An den Enden dieser Triebe stehen die grünlich­gelben Scheinblüten. Sowohl Blüten- als auch Blattstiele können nach dem Abfallen der Organe für einige Zeit an der Pflanze verbleiben. Die typische Wuchsform dieser aus Südafrika kommenden bizarren Pflanze erreicht man nur bei Exemplaren, die aus Sämlingen herangewachsen sind, Stecklinge entwickeln oft eine unregelmäßige Gestalt.
Ebenfalls aus Afrika, aber aus dem östlichen Teil des Kontinents, stammt Euphorbia grandicornis. Diese Sukkulente wird bis zu 2 m groß und besitzt sehr lange, dekorative, weiße Dornen. Die regelmäßig eingeschnürten dreikantigen Äste können bis zu 15 cm Durchmesser erreichen. Die kleinen Blätter der Pflanze fallen bereits kurz nach ihrer Entstehung ab.
Eine ganz andere Wuchsform als die bisher genannten Arten hat Euphorbia obesa, die Kugel-Wolfsmilch. Sie wird nur etwa 10 cm groß und erinnert in der Gestalt an das stachellose Skelett eines Seeigels. Der Körper ist durch Längsfürchen in 8 regelmäßige, elliptische Felder gegliedert und kann als Farbmuster zusätzlich rote Längs- und Querstreifen aurweisen. Die Scheinblüten entspringen im Scheitel der Pflanze und sind eingeschlechtlich. Die Vermehrung ist nur durch Samenaussaat möglich.
Euphorbia pseudocactus stammt aus Südafrika. Die dunkelgrünen Sprosse dieser Wolfsmilch werden bis zu 1 m hoch und weisen eine gelbgrüne, V-förmige Zeichnung auf. Unmittelbar auf Bodenniveau verzweigt sich die Pflanze reichlich, der kurze Stamm kann im Boden verborgen sein. Aus ihm entspringen bogenförmig aufsteigend die drei- bis fünfkantigen Äste, die auf den dünnen, unre­gelmäßig gebuchteten Rippen außer den Dornpaaren eine Hornleiste tragen.
Vielleicht die am häufigsten in unseren Zimmern zu findende sukkulente Wolfsmilch ist Euphorbia trigona. Ihre glänzend dunkel­grünen, dreikantigen, seltener auch vierkantigen Sprosse sind - wie bei der zuvor erwähnten Art - heller grün gezeichnet. Der Stamm wächst säulenartig aufrecht und bildet nach allen Seiten gleichfalls senkrecht aufstrebende Seitenzweige. Die kakteenähnliche Gestalt verliert sich, wenn die Wolfsmilch während der Wachstumszeit im oberen Teil der Sprosse längliche Blätter treibt, die bis zum Eintritt in die Trockenruhe erhalten bleiben.

Standort, Pflege und Vermehrung der sukkulenten Arten
Die sukkulenten Wolfsmilch-Arten können ähnlich wie Kakteen gehalten werden. Sie brauchen durchlässigen, sandig-lehmigen und humushaltigen Boden. Während der Wachstumszeit wird in vierzehntäglichem Abstand gedüngt. Man überwintert die Pflanzen an einem hellen Standort bei 8 bis 14 °C. Im Winter werden sie nur spärlich gegossen, auch während der warmen Jahreszeit sollten sie nicht übermäßig viel Wasser erhalten. Je kühler die Temperatur, um so weniger Wasser - diese Faustregel gilt auch für die sukkulenten Euphorbien.
Die Vermehrung erfolgt am besten durch Aussaat. Eine gute Keimung der Samen wird nur bei ausreichend hohen Temperaturen (um 20 °C) erreicht.
Bei säulenförmigen Arten ist auch Stecklingsvermehrung möglich. Man schneidet dazu im Sommer Seitentriebe, die zunächst an der Schnittstelle in Holzkohlepulver gesteckt werden, das den austretenden Milchsaft bindet. Auch die Blutung an der Mutterpflanze kann auf ähnliche Weise gestillt werden. Vorsicht beim Hantieren mit den frisch geschnittenen Pflanzenteilen - es darf kein Milchsaft (direkt oder über die Finger) in die Augen gelangen! Erst nach einigen Tagen bis Wochen, wenn die Schnittstelle der Stecklinge völlig trocken geworden ist, steckt man die Triebe zum Bewurzeln in Perlit oder eine Holzkohle-Sand- bzw. Sand-Styromull-Mischung. Später pflanzt man dann in normale, durchlässige Erde um.

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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 25.09.2016