Apfel
MalusDer Apfel als Kulturform ist der wichtigste Obstlieferant. Die Wildformen sind beliebte Zierpflanzen.
Standort:Durchlässige, tiefgründige, humose Böden mit guter Wasserversorgungjedoch ohne Staunässe
Höhe: bis 10 m
Blütezeit:April bis Mai
Reifezeit: je nach Sorte August bis Oktober.
Vermehrung: Wenige Sorten durch Aussaat, die meisten durch Veredelung
Der Apfel hat seit Menschengedenken immer eine besondere Bedeutung gehabt. Ihm wurde nicht umsonst schon in der Bibel eine besondere Rolle zugestanden, als er zur Verführung Adams diente. Die Urformen des Kulturapfels dürften aber weder saftig und groß noch süß gewesen sein. Eher waren sie klein, holzig und sauer. Daraus hat der Mensch schon in vorgeschichtlicher Zeit die besten und ertragreichsten Sorten herausselektiert. Die Wildformen des Apfels (Malus sylvcstris) aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceac) findet man noch an vielen Stellen im Mittelmeergebiet, in Kleinasien aber auch zum Beispiel in Süddeutschland. Es ist ein dorniger Strauch oder Baum mit rosa oder weißen Blüten, die im Frühjahr erscheinen. Einige Wildarten werden als Zieräpfel in Gärten und Parks angepflanzt.
Der nutzbringende Teil der Apfelbäume ist gleichzeitig auch das hervorstechendste Merkmal: die Frucht.
Sie ist im ganzen Pflanzenreich nur noch bei den nahe verwandten Gattungen wie Birnen und Quitten anzutreffen.
Die Fruchtblätter sind miteinander verwachsen und bilden später das Kerngehäuse, in dem sich die Samen befinden.
Um dieses Gehäuse herum wächst die Blütenachse zu einem mächtigen, fleischigen Gewebe heran, das dann noch einmal von einer festen, dünnen Schale eingehüllt wird.
So ist die Blütenachse das eigentlich genießbare "Fruchtfleisch".
Die Urheimat des Apfels ist wahrscheinlich Kleinasien. Dort haben ihn bereits die Babylonier kultiviert. Die Griechen nahmen sich dann des Baumes an und gaben ihn später an die Römer weiter.
Diese brachten ihn dann auch nach Deutschland, wo er unter anderem von Karl dem Großen in seinen großen Gärten gefördert wurde.
Heute ist die Zahl der Sorten unübersehbar. Man schätzt sie auf über 20.000. Der Apfel liefert etwa 80 % der Weltobsternte.
Als Vitaminlieferanten sind Äpfel aus der täglichen Nahrung nicht mehr wegzudenken. Je nach Sorte und Jahreszeit ergeben sich schwankende Gehalte an
Vitamin A, B und
C.
Aber nicht nur Vitamine, sondern auch wertvolle
Fruchtsäuren, die
Mineralstoffe Calcium, Kalium und
Spurenelemente wie Eisen, Mangan und Kupfer sind in der Frucht enthalten.
Die verschiedenen Sorten ermöglichen es, jeden Geschmack zu jeder Jahreszeit zufriedenzustellen. Die Tendenz geht jedoch dahin, für die marktgerechte Massenproduktion nur wenige Sorten im Anbau zu fördern, während alte, an die jeweiligen regionalen Gegebenheiten angepaßte Sorten verdrängt werden. Wer also einen Garten hat, der ist gut beraten, einige dieser Regionalsorten anzupflanzen, um dem Einerlei von Cox-Orange, Granny Smith und Golden Delicious zu entgehen und den Regionalsorten das Überleben zu sichern. In Baumschulen wird man immer einige geeignete Pflanzen finden.
Für die Streuobstwiese | ||
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Sorte | Genußreife | Verwendung |
Blenheim | XI - I | Tafelapfel |
Berlepsch | XI - II | Tafelapfel |
Rheinischer Winterrambur | XII - II | Tafelapfel |
Rheinischer Bohnapfel | I - V | Mostapfel |
Dülmener Rosenapfel | IX - XI | Tafelapfel |
Danziger Kantapfel | IX - XI | Tafelapfel |
Kaiser Wilhelm | X - XI | Küchenapfel |
Prinz Albrecht | IX - XII | Tafelapfel |
Riesenboiken | X - XII | Küchenapfel |
Rote Sternrenette | XI - XII | Tafelapfel |
Kultur und Vermehrung:
Die Apfelsorten, die in unseren Breiten als Kulturpflanzen angebaut werden, sind nur durch Pfropfung zu vermehren.
Dieses Verfahren bedient sich des Umstandes, daß ein Zweig (Edelreis) einer Apfelsorte mit einem Stamm (Unterlage) einer anderen Sorte verwächst und zu einem Organismus verschmilzt.
Man kann solche Veredlungen selbst vornehmen, der Erfolg ist aber von der sorgfältigen Versorgung der Wunden abhängig.
Je nach Höhe der Unterlage und Schnitt des Baumes unterscheidet man kurzstämmige Spindelbüsche, Buschbäume, Halbstämme und Hochstämme sowie Spalierobst.
Die Unterlage bestimmt die Qualität, den Ertrag und die Lebensdauer der Apfelbäume. Darum wird sie einer strengen Qualitätsprüfung unterzogen.
Das Obstbau-Institut East Malling in England hat diese Bewertung vorgenommen und entsprechende Typen (EM-Typen) aufgestellt.
Die Auswahl bei den Unterlagen ist groß, so daß sich für jeden Boden und Standort eine geeignete finden läßt.
[mehr... zu Unterlagen]
Da Apfelbäume fremdbestäubt sind, müssen mindestens zwei Pflanzen in enger Nachbarschaft stehen.
Dabei sind einzelne Sorten gute Pollenspender (mit * markiert), andere dagegen sind schlechte Spender (mit + markiert). Es ist daher empfehlenswert, mindestens einen guten Pollenspender im Garten zu haben.
Frühsorten
Stark Earliest (+): Mittelgroß, rotbackig, auffallend guter, säuerlicher, aromatischer Fruchtgeschmack;
Weißer Klarapfel (*): klein bis mittelgroß, grünlichgelb, saftig, fein säuerlich im Geschmack. Bevorzugt für Hoch- oder Halbstämme.
Herbstsorten
James Grieve(*): Mittelgroße bis große Früchte, gelb mit roten Streifen, im Geschmack feinsäuerlich, würzig, saftig;
Gravensteiner(+): Sehr starker Wuchs mit hohen Ansprüchen an den Boden. Frucht ist rötlichgelb mit weinartigem, einzigartigem Apfelaroma.
Wintersorten
Cox Orangenrenette (*): Klein bis mittelgroß, goldgelb bis orangerot, Geschmack fein, sehr saftig, süß. Nur für beste Böden in warmen, geschützten Lagen;
Geheimrat Oldenburg(*): Nährstoffreiche, lehmige Böden. Frucht ist gelbgrün, rot überlaufen, saftig mild-säuerlich, neigt zur Stippigkeit;
Goldparmäne (*): Klein bis mittelgroß, gelblichgrün bis rötlich, fest, knackig mit nußartigem Aroma. Wichtig ist regelmäßiger Schnitt;
Golden Delicius(*): Mittelgroß bis groß, gelb, saftig, im Geschmack auffallend süß mit wenig Säure. Nährstoffreiche, durchlässige Böden;
Ingrid Marie (*): Mittelgroß, oft dunkelrot, saftig, süß, mildsäuerlich;
Jonathan(*): Nährstoffreiche Böden in allerbesten Obstlagen, Frucht ist klein bis mittelgroß, fest, saftig, zartes Aroma, schwach parfümiert;
Kaiser Wilhelm (+): Frucht ist mittelgroß bis groß, gelbgrün bis rot, fest, säuerlich-süß, mäßig saftig;
Ontario(*): Groß bis sehr groß, grünlichgelb, rot überlaufen, vollsaftig erfrischend, herb mit hohem Vitamin C Gehalt;
Rote Sternrenette (*): Frucht mittelgroß, Scharlach- bis dunkelrot, süß-säuerlich, etwas parfümiert;
Roter Boskop(+): Frucht mittelgroß bis groß, rot bis dunkelrot, saftig erfrischend, säuerlich-süß, hoher Säure- und Zuckergehalt;
Roter Berlepsch(*): Mittelgroß bis klein, überwiegend rotschalig, saftig, weinwürzig, aromatisch, reich an Vitamin C;
Schöner aus Nordhausen(*): Klein bis mittelgroß, saftig, sehr frosthart;
Winterglockenapfel(*): mittelgroß bis groß, grünlichgelb mit roter Backe, fest, saftig, fein-säuerliches Aroma;
Zuccalmaglios RenetteO: Klein bis mittelgroß, rötlichgelb, saftig, weinsäuerlich, feines, edles Aroma.
Standort und Boden
Apfelbäume sind Flachwurzler und damit sehr anpassungsfähig. Um einen guten Ertrag zu erzielen, sind aber bestimmte Bedingungen zu erfüllen. Der Apfel benötigt ein gemäßigtes
Klima. Dabei ist wichtig, daß es im Sommer nicht zu heiß wird und deshalb die Wasserversorgung gestört bzw. nicht gewährleistet ist. Andererseits darf es im Winter nicht zu
stark frieren, da es einige Apfelsorten gibt, die besonders auf Spätfröste sehr empfindlich reagieren. Der Boden sollte nährstoffreich, lehmig und gut durchfeuchtet sein. Auf
keinen Fall darf er längere Zeit austrocknen oder Staunässe aufweisen. Düngen kann man im Herbst oder im Frühjahr.
Ein Säuregehalt (pH-Wert) des Bodens von 5,5 bis 6,5 ist optimal. Während frühe Sorten schnell geerntet werden, läßt man Spätsorten möglichst lange am Baum, da der Säure- und Vitamingehalt in den letzten Wochen stark zunimmt. Um einen guten Ertrag zu erzielen, ist außerdem ein regelmäßiger und sachgerechter Schnitt der Gehölze erforderlich.
Krankheiten und Schädlinge:
Hauptschädling ist der Apfelwickler, ein kleiner Schmetterling, der seine Eier im Mai oder Juni in die unreifen Früchte ablegt und dessen Raupe dann die Kerngehäuse leerfrißt. Die Äpfel werden notreif und fallen ab.
Erheblichen Schaden richtet auch die Apfelsägewespe an. Deren Larve frißt unterhalb der Schale einen spiralförmigen Gang, dringt dann ins Kerngehäuse ein und frißt es leer.
Die Blüten werden bevorzugt vom Apfelblütenstecher geschädigt. Es ist ein kleiner, etwa 4 mm großer brauner Käfer. Er legt seine Eier in die ruhenden Blütenknospen, die daraufhin absterben und abfallen. Am Boden verpuppen sich die Larven, und die daraus schlüpfenden Käfer fressen an den Blättern.
Neben dem Apfelblütenstecher ist auch der Apfelblattsauger oder Apfelblattfloh ein Schädiger, der bevorzugt Blüten ansticht. Alle diese Schädlinge können mit chemischen Mitteln bekämpft werden. Da der Befall zeitlich nicht sehr eng begrenzt ist, muß die Spritzung mehrmals wiederholt werden. Die Spritztermine werden in der Regel von den Pflanzenschutzämtern bekanntgegeben. Es bedarf wohl keiner näheren Erläuterung, daß es sich fast immer um hochgiftige Substanzen handelt, die mit aller Sorgfalt ausgebracht werden müssen. So ist es verboten, während der Bienenflugzeitcn bienengefährdende Mittel auszubringen, und es ist so unsinnig wie gefährlich, bei stärkerem Wind zu spritzen.
Neben diesen tierischen Schädlingen sind eine Reihe von Pilzen für die Schädigung der Äpfel verantwortlich. Der auffälligste Pilz ist der Apfelschorf. Bei Befall zeigen sich auf der Blattober- und Blattunterseite kleine rundliche und schwärzliche Flecken, die später korkartig verhärten. Die Blätter können frühzeitig abfallen, und die Früchte bekommen Risse.
Der Apfelmehltau befällt Triebspitzen, Blätter und Blüten. Die befallenen Blätter rollen sich ein,
vertrocknen und fallen vorzeitig ab. Es werden keine Früchte mehr gebildet. Gegen Pilzkrankheiten werden spezielle
Fungizide eingesetzt.
Liebhabersorten | |||
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Sorte | Genussreife | Wuchs | Bemerkung |
Alkmene | IX - XI | mittelstark | nicht für Spätfrostlagen |
Gravensteiner | IX | stark | nicht für Spätfrostlagen |
Carola | IX - XII | schwach | frostharte Blüte, kein Mehltau |
Roter Boskoop | XI - IV | stark | für Böden mit gleichmäßiger Wasserversorgung |
Resistente Sorten | |||
Sorte | Genussreife | Wuchs | Bemerkung |
Retina | VII - X | stark | robuste, schorftolerante Frühsorte |
Santana | IX - XII | schwach | schorfresistente Neuzüchtung |
Topaz | X - III | mittelstark | wenig Schorf, säurebetonter Tafelapfel |
In der Volksmedizin:
Anwendung innerlich: Äpfel sind vorteilhaft für die Verdauung.
Fein geriebene Äpfel sind bei Kleinkindern ein sehr gutes Mittel gegen
Durchfall. Apfeltee hilft bei Entzündungen und Fieber. Husten wird
behoben, wenn man Fenchel, Zucker und Saft von sauren Äpfeln kocht und
langsam einnimmt. Regelmäßiger Genuss von reinem Apfelmost hilft gegen
Erkältungen, Heiserkeit und Husten. Eine Kur mit Apfelwein empfiehlt sich
bei verdorbenen Magen, bei Übersäuerung und leichtem Unwohlsein, bei
allen Darmbeschwerden wie Durchfall und Verstopfung, bei Brustleiden und
bei Erkrankungen der Atemwege.Eine
Apfelweinkur bzw. die Anwendung von Apfelessig sollte man nur nach
ärztlicher Beratung durchführen.
Eine Glaubensfrage:
Den allen Krankheiten oder Schädlingen widerstehenden, an alle Klimate angepaßten Apfelbaum gibt es nicht.
Es gilt immer den Kompromiss zwischen alten und neuen Apfelsorten zu finden.
Je nach Größe und Lage kann eine alte Sorte durchaus auch im Privatgarten stehen. Hier hilft ein Besuch der Gärten in der Umgebung.
Die neueren Sorten so wie sie aus dem Supermarkt bekannt sind, sollten nicht unbedingt als Solitärbaum im Privatgarten stehen.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 06.02. 2024