Lufttanken

Vorwort: Dies hat nichts mit der Möglichkeit einen Brennstofftank mit Luft zu füllen zu tun.

Luftbetankung bezeichnet die Übergabe von Treibstoff von einem Flugzeug zu einem anderen Flugzeug oder Hubschrauber während des Fluges.
Der vorausfliegende Tanker fährt einen Schlauch oder ein starres Rohr mit Trichtermundstück nach hinten unten aus dem Heck und/oder aus einem Tragflügel aus. Das aufzutankende Flugzeug fliegt mit einem Gegenmundstück den Trichter an und kuppelt automatisch ein. Die Flugzeuge können beim Lufttanken bis zu 20% mehr Brennstoff aufnehmen als am Boden, da die Grenze der Tragfähigkeit in der Luft höher liegt als beim Start (durch den zusätzlichen dynamischen Auftrieb verursacht). In der Praxis haben sich, auf Grund der hohen physischen Belastungen für den Piloten des aufzutankenden Flugzeuges, bis zu 3 Nachtankvorgänge als Obergrenze je Einsatz durchgesetzt.
Ziel des Manövers ist die Steigerung der absoluten Reichweite im Einsatz und/oder die Sicherung der normalen Reichweite mit einer erhöhten Waffenlast.
In den Golfkriegen wurden die amerikanischen B-2-Bomber 2 × über dem Atlantik (Hin- und Rückflug) aufgetankt.
Der Höhepunkt der Luftbetankung wurde wohl während des Falklandkrieges erreicht. Britische Bomber wurden bis zu 7 Mal auf ihrem Flug aufgetankt. Wobei sich die Tanker gegenseitig auftanken mussten.

Geschichtliches

Amerikanische Lufttankmanöver um 1927

Die Versuche zur Kraftstoffübergabe zwischen zwei Flugeugen während es Fluges sind fast so alt wie die Luftfahrt selbst 1917 versuchte eine britische Marinefliegereinheit in Felixstowe mit einem Schlauchsystem Kraftstoff von einem Flugboot in ein anderes zu pumpen. Am 26.06.1918 führen die Engländer Smith und Richter erstmals die Möglicheit des Tankens vor. Mit Luftbetankung wurde bereits in den 1920er Jahren experimentiert. Im einfachsten Fall flogen zwei langsame Flugzeuge in Formation und es wurden an Seilen Kanister übergeben oder ein Schlauch führte von einem Treibstoffkanister hinunter in die Tanköffnung des zu betankenden Flugzeugs. Heutige Tankflugzeuge verwenden spezielle Ausrüstung, um eine sichere Betankung selbst bei den höheren Mindestgeschwindigkeiten moderner Strahlflugzeuge zu ermöglichen.

Im praktischen Einsatz haben sich zwei grundsätzliche Verfahren durchgesetzt.

  1. Schlepptrichter
  2. Ausleger-System

Ausleger-System

Eine amerikanische F-111 beim Andockmanöver an einen KC-130-Tanker

Der Ausleger ist ein langes, innerhalb enger Grenzen horizontal und vertikal bewegliches Rohr, das üblicherweise am Heck des Tankflugzeugs angebracht ist (gut zu erkennen auf dem Bild oben). Er hat oft ein teleskopierbares Ende, ein Ventil am Ende, um den Treibstofffluss zu regeln, und kleine Flügel, die abhängig vom Design auch als ruddervators (englisches Kunstwort aus "Rudder" und "Elevator") bezeichnet werden (im Bild unten als "V" sichtbar). Mit ihnen kann der Ausleger regelrecht ins Ziel, die Betankungsöffnung des Empfängers, "geflogen" werden. Diese Betankungsöffnung befindet sich oben auf dem Flugzeug auf seiner Längsachse und entweder hinter oder kurz vor der Pilotenkanzel. Die Betankungsöffnung ist mit den Treibstofftanks verbunden und hat ein Ventil, das den Treibstoff im Tank sowie Staub und Fremdkörper fern hält. Das Ende des Auslegers passt in diese Öffnung.

Schlepptrichter

Russische Su-24 beim 'Tankstop' an einer Iljuschin
Treibstoffübergabe zwischen zwei Tornados der Bundeswehr
Blick vom Empfänger
Die Tanksonde eines AgustaWestland EH101

Der Fangtrichter, manchmal auch als Korb befindet sich am Ende eines flexiblen Schlauches, der ihn mit dem Tankflugzeug verbindet. Er ist auf dem Bild rechts zu erkennent. Das Empfängerflugzeug hat eine Sonde, die einen steifen, meist zwecks besserer Aerodynamik abklappbaren, Arm an der Seite des Flugzeugs darstellt.

Mittlerweile wird auch die Luftbetankung mittels unbemannten Luftfahrzeugen erprobt, so beispielsweise im US-amerikanischen KQ-4-Programm.

Praxis

Tankflugzeuge für Luftbetankung sind im Wesentlichen Frachtflugzeuge mit den technischen Einrichtungen zur Luftbetankung. Beispielsweise ist in der Spezifikation für die KC-45 kein zusätzlicher Tank gegenüber dem Airbus A330-200 vorgesehen. Bei Tankflugzeugen wird einfach vollgetankt, was in der kommerziellen Luftfahrt eher selten vorkommt. Dabei werden die Standardtanks benutzt, die sich in den Tragflächen, in den Leitwerken und am Boden des Rumpfes befinden.
Im Normalbetrieb der Luftbetankung stellt die Technik sicher, dass nur dann Kerosin fließt, wenn die Verbindung (Schlauch oder Ausleger) sicher und dicht geschlossen ist. Damit sollte eine Umweltbelastung ausgeschlossen sein. Selbst wenn die Luftbetankung nicht erfolgreich sein sollte, muss sichergestellt sein, dass, wie beim Fuel Dumping, der größte Teil des Kerosins noch auf dem Weg nach unten verdunstet und damit für die Menschen am Boden ungefährlich ist.

Für das Landen mit vollem Tank gilt das Gleiche wie für die entsprechende zivile Variante. Beispiel: Ein Airbus A330 hat ein zugelassenes maximales Startgewicht von 238 t, sein maximales Landegewicht beträgt aber nur 182 t. War das Flugzeug beim Start voll beladen bzw. voll betankt, so muss die Differenz von 56 t entweder durch entsprechend langes Fliegen verbraucht, an andere Flugzeuge abgegeben oder im Notfall vor der Landung abgelassen werden.


 
Seitenende
Seite zurück
©  biancahoegel.de; 
Datum der letzten Änderung : Jena, den: 14.11. 2017