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VORWORT

Der vorliegende Band der Werke W. I. Lenins enthält das Werk "Materialismus und Empiriokritizismus", das in der Zeit von Februar bis Oktober 1908 geschrieben wurde und als Einzelausgabe im Mai 1909 erschien, sowie die bekannten "Zehn Fragen an den Referenten", die J. F. Dubrowinski, der im Auftrag W. I. Lenins bei einem Referat in Genf im Mai 1908 gegen die machistischen Anschauungen Bogdanows und seiner Anhänger auftrat, als Thesen benutzte.

"Materialismus und Empiriokritizismus" ist das philosophische Hauptwerk W. I. Lenins. "Seine historische Bedeutung besteht darin, daß in ihm die marxistische Philosophie weiterentwickelt wird, daß es die grundlegenden philosophischen Fragen beantwortet, die zu jener Zeit vor der Partei standen, daß es die damals neuesten Errungenschaften der Naturwissenschaft verallgemeinert. Lenin unterzog in diesem Buch die reaktionäre bürgerliche idealistische Philosophie und den philosophischen Revisionismus einer allseitigen Kritik. Die Arbeit "Materialismus und Empiriokritizismus" ist ein Musterbeispiel bolschewistischer Parteilichkeit im Kampf gegen die Feinde des Marxismus; in ihr sind leidenschaftlicher revolutionärer Geist und größte Wissenschaftlichkeit organisch miteinander verbunden.

W. I. Lenin entwickelte die Lehre von Karl Marx und Friedrich Engels schöpferisch weiter und arbeitete allseitig, angewandt auf die neuen histo- rischen Bedingungen, sämtliche Bestandteile des Marxismus weiter aus, darunter auch den dialektischen und historischen Materialismus. Jede Arbeit Lenins, auch wenn sie nicht speziell philosophischen Problemen ge- widmet ist, ist ein Musterbeispiel für die Anwendung der materialistischen

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Dialektik - als der gründlichsten und allseitigen Lehre von der Entwicklung - auf die Analyse der historischen Situation, der ökonomischen und politischen Erscheinungen des gesellschaftlichen Lebens. Wie Engels bemerkte, muß der Materialismus mit jeder epochemachenden Entdeckung schon auf naturwissenschaftlichem Gebiet seine Form ändern (siehe Karl Marx/Friedrich Engels, Werke, Bd. 21, Berlin 1962,

Unter den veränderten historischen Bedingungen, als der Kapitalis- mus in das imperialistische Stadium seiner Entwicklung eingetreten war, als die Revolution in der Naturwissenschaft begonnen hatte, war es W. I. Lenin, der dem philosophischen Materialismus ein neues Gepräge gab. Ganz besondere Bedeutung für die weitere Ausarbeitung des dialek- tischen Materialismus hatte sein Buch "Materialismus und Empiriokritizis- mus", das klassische Werk der Leninschen Etappe in der Entwicklung des marxistischen philosophischen Denkens.

Lenin schrieb das Buch "Materialismus und Empiriokritizismus" in jener Periode der Geschichte Rußlands, als die zaristische Selbstherrschaft nach der Unterdrückung der Revolution von 1905-1907 einen grausamen Polizeiterror im Lande eingeführt hatte, als auf allen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens die Reaktion wütete. "Niedergang, Demoralisation, Spaltungen, Zerfahrenheit, Renegatentum, Pornographie an Stelle der Politik. Verstärkter Hang zum philosophischen Idealismus; Mystizismus als Hülle konterrevolutionärer Stimmungen", so charakterisierte W. I. Lenin die Situation im Lande nach der Niederlage der ersten russischen Revolution (Werke, Bd. 31, S. 12). Die ideologische Rechtfertigung der Konterrevolution, das Wiederaufleben einer religiösen Mystik drückten der Wissenschaft, Literatur und Kunst ihren Stempel auf. In der Philosophie herrschten die reaktionärsten Formen des Idealismus, die den ge- setzmäßigen Charakter der Entwicklung in Natur und Gesellschaft und die Möglichkeit ihrer Erkenntnis leugneten. In den bürgerlichen Kreisen, besonders innerhalb der Intelligenz, fand die " Gottsuch erei" (eine reaktionäre religiös-philosophische Strömung, deren Vertreter behaupteten, das russische Volk habe "Gott verloren" und die Aufgabe bestehe darin, ihn "wiederzufinden") weite Verbreitung. In der Literatur und Kunst pries man den Kult des Individualismus, apolitische Einstellung, "reine Kunst", den Verzicht auf die revolutionär-demokratischen Traditionen des

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russischen gesellschaftlichen Denkens. Die konterrevolutionären Kräfte taten alles, um die Arbeiterklasse und ihre Partei zu verleumden und die theoretischen Grundlagen des Marxismus zu untergraben. Unter diesen Bedingungen wurde die Verteidigung der marxistischen Philosophie zu einer wichtigen und dringenden Aufgabe.

W. I. Lenin wies darauf hin, daß bei dem Reichtum und der Vielseitigkeit des Ideengehalts des Marxismus in verschiedenen historischen Perioden bald die eine, bald die andere Seite des Marxismus besonders hervorgehoben wird. War am Vorabend der Revolution von 1905-1907 die Anwendung der ökonomischen Lehre von Marx auf die russischen Verhältnisse von entscheidender Bedeutung, in der Periode der Revolution die Fragen der Taktik, so trat nach der Revolution die marxistische Philosophie in den Vordergrund. "Die Zeit der gesellschaftlichen und politischen Reaktion", schrieb Lenin, "die Zeit des ,Verdauens* der reichen Lehren der Revolution ist nicht zufällig eine Zeit, wo die grundlegenden theoretischen, darunter auch die philosophischen Fragen für jede lebendige Richtung an eine der ersten Stellen rücken." (Werke, Bd. 17, S. 60.) So wie Lenin am Vorabend der ersten russischen Revolution die liberal-volkstümlerischen Theorien widerlegt und die ökonomische Lehre von Marx auf die Bedingungen in Rußland angewandt hatte, so wie er in den Jahren der Revolution dem Opportunismus der Menschewiki die einzig richtige, die bolschewistische Taktik entgegengestellt hatte, so machte er auch in den Jahren der Reaktion die Versuche einer machistischen Revision des Marxismus zunichte, entwickelte die marxistische Philosophie allseitig weiter und zeigte, daß nur sie als theoretische Grundlage für die Tätigkeit der proletarischen Partei, für ihre Strategie und Taktik, für ihre politische Linie dienen kann.

Die in Rußland wütende Reaktion war keine "rein russische" Erscheinung. In allen Ländern vollzog die Bourgeoisie, wie Lenin schrieb, in der Epoche des Imperialismus eine schroffe Wendung von der Demokratie zur "Reaktion auf der ganzen Linie" - in der Wirtschaft, in der Politik und in der Ideologie. Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts fand in Europa die sogenannte Philosophie der "kritischen Erfahrung", der Empiriokritizismus oder Machismus, Verbreitung. Sie war als eine Spielart des Positivismus entstanden und erhob Anspruch darauf, die "einzig wissenschaftliche" Philosophie zu sein, die die Einseitigkeit sowohl des Materia-

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lismus .als auch des Idealismus angeblich überwunden habe; in Wirklichkeit jedoch verbarg sich hinter dieser Form ein subjektiv-idealistisches, reaktionäres Wesen. Unter den Einfluß des Empiriokritizismus gerieten auch einige bekannte Wissenschaftler (H. Poincare, A. Einstein und andere). Eine Reihe Sozialdemokraten, die sich für "Schüler von Marx" hielten, sahen im Machismus das "letzte Wort der Wissenschaft", dazu berufen, die dialektisch-materialistische Philosophie des Marxismus zu "ersetzen"; die machistische Revision der philosophischen Grundlagen des Marxismus war eine Erscheinungsform des internationalen Opportunismus. Einer der Führer der deutschen Sozialdemokratie, Karl Kautsky, hielt es für möglich, den Marxismus durch die machistische Erkenntnistheorie zu "ergänzen"; den gleichen Standpunkt vertrat der österreichische Sozialdemokrat F. Adler. In einem Brief an A. M. Gorki vom 31. Januar (13. Februar) 1908 wies Lenin auf den Zusammenhang des Opportunismus mit dem philosophischen Idealismus hin: "Der Materialismus als Philosophie wird bei ihnen überall recht stiefmütterlich behandelt. ,Die Neue Zeit', das konsequenteste und bestfundierte Organ, verhält sich gleichgültig zur Philosophie, war niemals ein leidenschaftlicher Parteigänger des philosophischen Materialismus und hat in letzter Zeit ohne den geringsten Vorbehalt die Empiriokritiker veröffentlicht... Alle kleinbürgerlichen Strömungen in der Sozialdemokratie kämpfen vor allem gegen den philosophischen Materialismus, sie tendieren zu Kant, zum Neukantianismus, zur kritischen Philosophie." (Werke, Bd. 34, S. 375.)

In Rußland wurde der Machismus nicht nur von den offenen Feinden des Proletariats und seiner Partei (W. W. Lessewitsch, W. M. Tschernow u. a.) propagiert, sondern auch von einer Gruppe sozialdemokratischer Intellektueller, der sowohl die Menschewiki N. Walentinow, P. S. Juschkewitsch und andere als auch A. Bogdanow, W. Basarow, A. W. Lunatscharski und andere, die mit den Bolschewiki gegangen waren, angehörten; sie benutzten den Machismus, um den dialektischen Materialismus zu revidieren. Bogdanow und seine Anhänger propagierten die Revision nicht nur der philosophischen, sondern auch der taktischen Prinzipien der proletarischen Partei, sie verteidigten die sektiererische Taktik des "Otsowismus" und verzichteten auf die Ausnutzung der legalen Möglichkeiten im politischen Kampf. Unter den Bedingungen der ideologischen Zerfahrenheit in den Jahren der Reaktion stellte die machistische Revision des Mar-

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xismus, die auf die Untergrabung der theoretischen Grundlagen der Partei, auf die ideologische Entwaffnung des Proletariats gerichtet war, eine ernste Gefahr dar, die durch den Umstand verstärkt wurde, daß die Machisten, insbesondere A. W. Lunatscharski, versuchten, den Sozialismus in eine neue Art Religion (das sogenannte "Gottbildnertum") zu verwandeln, denn sie waren der Meinung, der Sozialismus werde dem russischen Volk in religiöser Form "näher und verständlicher" sein. Es war notwendig, das reaktionäre Wesen des Machismus aufzuzeigen, den Marxismus zu verteidigen, die Grundfragen des dialektischen Materialismus zu erläutern,dieneuen.Entdeckungen der Naturwissenschaft vom dialektisch-materialistischen .Standpunkt-.zu erklären. Diese Aufgabe erfüllte W. I. Lenin mit seinem Werk "Materialismus und Empiriokritizismus".

Lenin hielt es für notwendig, das Buch so schnell wie möglich herauszubringen. "... Wichtig ist, daß das Buch möglichst bald herauskommt", schrieb er. "Mit seinem Erscheinen sind für mich nicht nur literarische, sondern auch ernste politische Verpflichtungen verknüpft." (Werke, Bd. 37, S. 365.) Er drängte auf die Herausgabe des Buches, weil im Juni 1909 eine Beratung der erweiterten Redaktion des "Proletari" (faktisch des Bolschewistischen Zentrums) bevorstand, in der der entscheidende Kampf gegen Bogdanow und seine Anhänger ausgefochten werden sollte.

Gegen die machistische Revision des Marxismus wandte sich auch G. W. Plechanow. Diese Tatsache wurde von Lenin positiv eingeschätzt. Jedoch war die Kritik, die Plechanow am Machismus übte, begrenzt, er ignorierte in seinen Arbeiten den Zusammenhang des Machismus mit der Krise der Naturwissenschaft und beging Fehler bei der Darlegung des dialektischen Materialismus. Darüber hinaus versuchte Plechanow, ausgehend von seinen fraktionellen menschewistischen Anschauungen, einen Zusammenhang zwischen Machismus und Bolschewismus zu finden, wodurch die Verteidigung der marxistischen Theorie gegen den Revisionismus sehr erschwert wurde. Die Revisionisten auf dem Gebiet der marxistischen Philosophie wurden dank dem konsequenten Kampf, den die Bolschewiki unter der Leitung W. I. Lenins führten, zerschlagen, wobei das Buch "Materialismus und Empiriokritizismus" eine entscheidende Rolle spielte. Dieser Kampf war von großer internationaler Bedeutung, durch ihn wurden die Behauptungen der opportunistischen Führer der

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II. Internationale zerschlagen, die Philosophie sei nicht mit der Politik verbunden, die philosophischen Anschauungen jedes Parteimitgliedes seien seine Privatangelegenheit, man könne Marxist sein, ohne in der Philosophie auf dem Boden des dialektischen Materialismus zu stehen.

Zum Unterschied von der Epoche, in der Marx und Engels lebten, als die Aufgabe der Entwicklung und Verteidigung der materialistischen Geschichtsauffassung und der materialistischen Dialektik im Vordergrund stand, gewann um die Jahrhundertwende im Kampf gegen den philosophischen Idealismus die Verteidigung und Entwicklung des marxistischen philosophischen Materialismus und der dialektisch-materialistischen Erkenntnistheorie entscheidende Bedeutung. Die bürgerlichen Philosophen waren bestrebt, theoretisch die Unmöglichkeit der Erkenntnis der objektiven Realität zu beweisen, und behaupteten, der Begriff Materie sei "veraltet", sie sahen die Aufgabe der Wissenschaft nur in der "Analyse der Empfindungen" usw. Diese wissenschaftsfeindliche idealistische Philosophie versuchten die Machisten mit den neuesten Entdeckungen der Naturwissenschaft zu belegen und als das letzte Wort der Wissenschaft hinzustellen. W. I. Lenin bewies die Haltlosigkeit derartiger Versuche, die faktisch eine Wiederbelebung der subjektiv-idealistischen Anschauungen Berkeleys und Humes bedeuteten.

Lenin deckte die sozialen, klassenmäßigen Wurzeln des Machismus auf und bewies, daß er den Interessen der Bourgeoisie in ihrem Kampf gegen das Proletariat und seine Weltanschauung, den dialektischen und historischen Materialismus, dient. Zugleich entlarvte Lenin endgültig den reaktionären Charakter der machistischen Revision des Marxismus und enthüllte das idealistische, antimarxistische Wesen des "Empiriomonismus", von Bogdanow, des "Empiriosymbolismus" von Juschkewitsch usw.

Im Kampf gegen die reaktionäre idealistische Philosophie behauptete Lenin den marxistischen philosophischen Materialismus. Er entwickelte dessen Hauptthesen weiter und gab die klassische Definition der Materie, in der die gesamte Geschichte des Kampfes des Materialismus gegen Idealismus und Metaphysik sowie die neuen Entdeckungen der Naturwissenschaft verallgemeinert sind., "Die Materie", schrieb Lenin, "ist eine philosophische Kategorie zur Bezeichnung der objektiven Realität, die dem Menschen in seinen Empfindungen gegeben ist, die von unseren Empfindungen kopiert, fotografiert, abgebildet wird und unabhängig von ihnen

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existiert." (Vorliegender Band, S. 124.) Lenin betrachtet die Materie in untrennbarem Zusammenhang mit der Bewegung und unterstreicht, daß die objektive Realität eben sich bewegende Materie ist. Die Leninsche Definition der Materie ist von großer Bedeutung im Kampf gegen die moderne idealistische Philosophie, deren Vertreter die Errungenschaften der Naturwissenschaft verfälschen und versuchen, den "geistigen Charakter" des Seins, die Möglichkeit der Vernichtung der Materie und ihrer Verwandlung in Energie zu beweisen, welche sie als ein gewisses "immaterielles Wesen" betrachten usw.

In dem Buch "Materialismus und Empiriokritizismus" wird die von Engels stammende Formulierung der Grundfrage der Philosophie, der Frage nach dem Verhältnis von Materie und Bewußtsein, weiterent- wickelt. Lenin weist auf das Primat der Materie gegenüber dem Bewußt- sein hin und unterstreicht, daß der Gegensatz zwischen Materie, Sein und Bewußtsein, Denken nur innerhalb der Grenzen der "erkenntnistheore- tischen Grundfrage" von absoluter Bedeutung ist, daß "außerhalb dieser Grenzen die Relativität dieser Entgegensetzung unbestreitbar ist" (S. 143).

Es ist Lenins großes Verdienst, daß er im Kampf gegen den subjektiven Idealismus und den Agnostizismus die marxistische Lehre von der Erkennbarkeit der Welt, die Widerspiegelunngstheorie weiterentwickwlte. Lenin verteidigte die materialistische Auffassung vom Psychischen, vom Bewußtsein als dem höchsten Produkt der Materie als Funktion des menschlichen "Gehirns; er, unterstrich, daß das Denken, das Bewußtsein die Widerspiegelung der Außenwelt ist. Er gab die ausgezeichnete Definition von den Empfindungen als dem subjektiven Abbild der objektiven Welt, er kritisierte die agnostische Theorie der Symbole oder Hieroglyphen, der zufolge die Empfindungen nur konventionelle Zeichen, nicht aber Abbilder der realen Dinge sind. Diese Theorie wird auch heute von Vertretern der verschiedenen Richtungen der modernen bürgerlichen Philosophie propagiert, so daß die Kritik, die Lenin an dieser Theorie übte, von aktueller Bedeutung ist.

Lenin enthüllte den komplizierten, dialektischen Prozeß der Erkenntnis und zeigte, daß die Dialektik eben die Erkenntnistheorie des Marxismus ist. Zu dieser äußerst wichtigen These, die Lenin später, in den Jahren 1914/1915, in seiner Arbeit "Karl Marx" und in den "Philosophischen Heften" endgültig formulierte, führen alle in dem Buch "Materialismus

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und Empiriokritizismus" entwickelten Betrachtungen Lenins über das Wesen der marxistischen Erkenntnistheorie. "In der Erkenntnistheorie", schrieb er, "muß man, ebenso wie auf allen anderen Gebieten der Wissenschaft, dialektisch denken, d. h. unsere Erkenntnis nicht für etwas Fertiges und Unveränderliches halten, sondern untersuchen, auf welche Weise das Wissen aus Nichtwissen entsteht, wie unvollkommenes, nicht exaktes Wissen vollkommener und exakter wird." (S. 96.) Ein hervorragendes Beispiel für die Anwendung der Dialektik auf die Erforschung des menschlichen Erkenntnisprozesses ist die in der Arbeit "Materialismus und Empiriokritizismus" gegebene Analyse der Lehre von der Wahrheit. W. I. Lenin zeigt die Wahrheit als komplizierten, widerspruchsvollen Prozeß der Entwicklung des Wissens und betrachtet ihn von zwei Seiten: Im Gegensatz zu den verschiedenen Formen des subjektiven Idealismus und des Agnostizismus unterstreicht er, daß der Inhalt unseres Wissens objektiv und vom Subjekt unabhängig ist; gleichzeitig weist Lenin darauf hin, daß die Erkenntnis der Prozeß der Entwicklung der relativen Wahrheit zur absoluten Wahrheit ist, und stellt somit die dialektisch-materialistische Lehre von der Wahrheit sowohl dem Relativismus als auch der Metaphysik entgegen. "Das menschliche Denken", schrieb Lenin, "ist... seiner Natur nach fähig, uns die absolute Wahrheit, die sich aus der Summe der relativen Wahrheiten zusammensetzt, zu vermitteln, und es tut dies auch. Jede Stufe in der Entwicklung der Wissenschaft fügt dieser Summe der absoluten Wahrheit neue Körnchen hinzu; aber die Grenzen der Wahrheit jedes wissenschaftlichen Satzes sind relativ und können durch die weitere Entwicklung des Wissens entweder weiter oder enger gezogen Werden." (S. 129.)

W.J. Lenin zeigte die Bedeutung der Praxis im Erkenntnisprozeß als Grundlage und Zweck .der Erkenntnis als Kriterium der Wahrheit, er wies darauf hin, daß der Gesichtspunkt des Lebens, der Praxis der erste und grundlegende in der Erkenntnistheorie sein muß, daß er unvermeidlich zum Materialismus führt. In seinem Buch hob W. I. Lenin hervor, daß die Wahrheit des Marxismus durch die gesamte Entwicklung der kapitalistischen Länder in den letzten Jahrzehnten bewiesen wird. Heute wird die Wahrheit der marxistischen Theorie nicht nur durch die Entwicklung des Klassenkampfes in den kapitalistischen Ländern bestätigt, sondern auch durch die Praxis des sozialistischen und kommunistischen Aufbaus

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in den Ländern des sozialistischen Lagers. Die Revisionisten sind heute ebenso wie früher bestrebt, die Praxis der gesellschaftlichen Entwicklung zu verfälschen und die Revision des Marxismus dadurch zu rechtfertigen, daß sie die Marxisten des Dogmatismus bezichtigen. Lenin entlarvte die Versuche, die Grundlagen der marxistischen Theorie zu revidieren, und zeigte zugleich die Notwendigkeit des schöpferischen Herangehens an den Marxismus. Er schrieb: "Die einzige Schlußfolgerung aus der von den Marxisten vertretenen Auffassung, daß die Theorie von Marx eine objektive Wahrheit ist, besteht im folgenden: Auf dem Wege der Marxschen Theorie fortschreitend, werden wir uns der objektiven Wahrheit mehr und mehr nahem (ohne sie jemals zu erschöpfen); auf jedem anderen Wege aber können wir zu nichts anderem gelangen als zu Konfusion und Unwahrheit." (S. 138.) Das gesamte Buch "Materialismus und Empiriokritizismus" begründet sehr eingehend die Möglichkeit der objektiven Erkenntnis der in Natur und Gesellschaft herrschenden Gesetze, es ist durchdrungen vom Glauben an die Macht und Kraft der menschlichen Vernunft. Die Ausarbeitung der wissenschaftlichen, dialektisch-materialistischen Erkenntnistheorie durch W. I. Lenin ist ein hervorragendes Beispiel der schöpferischen Weiterentwicklung des dialektischen Materialismus.

Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts begann in der Naturwissenschaft eine wahre Revolution: man entdeckte die Röntgenstrahlen (1895), die Erscheinung der Radioaktivität (1896), das Elektron (1897), bei dessen Erforschung festgestellt wurde, daß sich seine Masse in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit verändert, man entdeckte das Radium (1898) usw. Die Entwicklung der Wissenschaft offenbarte die Begrenztheit des bisher existierenden physikalischen Weltbildes. Man begann, eine ganze Reihe von Begriffen zu revidieren, die die frühere, klassische Physik hervorgebracht hatte, deren Vertreter in der Regel auf dem Standpunkt eines spontanen, unbewußten, oft metaphysischen Materialismus standen, von dem aus die neuen physikalischen Entdeckungen unerklärbar schienen. Die klassische Physik ging davon aus, daß die Materie als philosophische Kategorie mit bestimmten Vorstellungen über ihre Struktur in metaphysischer Weise gleichgesetzt wurde. Als sich diese Vorstellungen dann grundlegend veränderten, begannen die idealistischen Philosophen wie auch verschiedene Physiker vom "Verschwinden" der Materie zu reden,

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versuchten sie die "Haltlosigkeit" des Materialismus zu beweisen, began- nen sie, die objektive Bedeutung der wissenschaftlichen Theorien zu leug- nen und die Aufgabe der Wissenschaft nur in der Beschreibung der Er- scheinungen zu sehen usw.

W. I. Lenin wies darauf hin, daß die Möglichkeit einer idealistischen Interpretation der wissenschaftlichen Entdeckungen schon im Prozeß der Erkenntnis der objektiven Realität selbst enthalten ist, schon durch das Fortschreiten der Wissenschaft entsteht. So wurde das Gesetz der Erhaltung und Verwandlung der Energie von W. Ostwald dazu ausgenutzt, den "Energetismus" zu begründen, das "Verschwinden" der Materie und ihre Umwandlung in Energie zu beweisen. Das Eindringen in das Innere des Atoms, die Versuche, seine elementaren Bestandteile zu bestimmen, führten dazu, daß die Mathematik bei der Entwicklung der Physik eine größere Rolle zu spielen begann, was an und für sich eine positive Erscheinung war. Die Mathematisierung der Physik wie auch das Prinzip des Relativismus, der Relativität unserer Kenntnisse begünstigten jedoch in der Periode der grundlegenden Veränderung des physikalischen Weltbildes das Entstehen einer Krise in der Physik und waren die erkenntnistheoretischen Wurzeln des "physikalischen" Idealismus. W. I. Lenin zeigte, daß die neuen Entdeckungen in der Physik in Wirklichkeit nicht nur keine Widerlegung, sondern im Gegenteil eine Bestätigung des dialektischen Materialismus waren, zu dem die gesamte Entwicklung der Naturwissenschaft hinführte. Lenin charakterisierte die komplizierte Entwicklung der Physik, ihr spontanes Suchen nach der richtigen philosophischen Theorie folgendermaßen: "Die moderne Physik ... steuert auf diese einzig richtige Methode und einzig richtige Philosophie der Naturwissenschaft nicht direkt hin, sondern im Zickzack, nicht bewußt, sondern spontan, wobei sie ihr ,Endziel' nicht klar sieht, sondern sich ihm tastend, schwankend nähert, manchmal sogar mit dem Rücken voran." (S. 315 bis 316.)

Die tiefgreifende Umwälzung in den Anschauungen über die Natur, die um die Jahrhundertwende begonnen hatte, fiel zusammen mit einer Verstärkung der sozialen und politischen Reaktion, die durch den Übergang des Kapitalismus in ein neues, das imperialistische Stadium seiner Entwicklung hervorgerufen worden war. Unter diesen Bedingungen machte die idealistische Philosophie, die Revolution in der Physik ausnutzend,

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den Versuch, den Materialismus aus der Naturwissenschaft zu verdrängen, der Physik ihre erkenntnistheoretische Erklärung der neuen Entdedcungen aufzuzwingen und die Wissenschaft mit der Religion zu versöhnen. "Das "Wesen der Krise der modernen Physik", schrieb Lenin, "besteht in der Zerstörung der alten Gesetze und Grundprinzipien, in der Preisgabe der außerhalb des Bewußtseins existierenden objektiven Realität, d. h. in der Ersetzung des Materialismus durch Idealismus und Agnostizismus." (S. 257.) Diese "Ersetzung" wurde auch noch dadurch erleichtert, daß allein schon die Lebensbedingungen in der kapitalistischen Gesellschaft die Wissenschaftler dem Idealismus und der Religion in die Arme treiben.

W. I. Lenin analysierte nicht nur das Wesen der Krise in der Physik, sondern er zeigte auch den Ausweg aus dieser Krise: nämlich, daß sich die Physiker den dialektischen Materialismus zu eigen machen. Die Entwicklung der Naturwissenschaft in der UdSSR und in den Ländern der Volksdemokratie, die Arbeiten der fortschrittlichen Wissenschaftler in den kapitalistischen Ländern haben diesen Leninschen Gedanken bestätigt.
Das Buch "Materialismus und Empiriokritizismus" enthält eine philosophische Verallgemeinerung der neuen Entdeckungen der Naturwissenschaft, an die Lenin als Philosoph heranging, ausgerüstet mit der fortschrittlichsten Denkmethode; und gerade diese fehlte den Berufsphysikem. Diese Methode ist die materialistische Dialektik, und nur in ihren Kategorien kann die objektive Dialektik der Natur richtig widergespiegelt werden. Wie Lenin sagt, betont diese Methode, im Gegensatz sowohl zur Metaphysik als auch zum Relativismus, nachdrücklich, daß unsere Kenntnisse von der Struktur und den Eigenschaften der Materie annähernde, relative Geltung haben, daß es in der Natur keine absoluten Grenzen gibt, daß die sich bewegende Materie Verwandlungen durchmacht aus einem Zustand in einen anderen usw.

Ausgehend von der materialistischen Dialektik stellte Lenin die These von der Unerschöpflichkeit der Materie auf. "Das Elektron", schrieb er, "ist ebenso unerschöpflich wie das Atom, die Natur ist unendlich, aber sie existiert unendlich, und eben diese einzig kategorische, einzig bedingungslose Anerkennung ihrer Existenz außerhalb des Bewußtseins und außerhalb der Empfindung des Menschen unterscheidet den dialektischen Materialismus vom relativistischen Agnostizismus und vom Idealismus."

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(S. 262.) Dieser sehr tiefe Leninsche Gedanke fand seine allseitige Bestäti- gung durch die weitere Entwicklung der Wissenschaft (die Entdeckung der künstlichen Radioaktivität, der komplizierten Struktur des Atomkerns, der modernen Theorie der "Elementar"teilchen usw.).

In seinem Buch; untersuchte W. I. Lenin auch solche philosophischen Probleme der Naturwissenschaft wie die Frage der qualitativen Vielfalt der Materie und der Formen ihrer Bewegung, das Prinzip der Kausalität, die Frage der objektiven Realität von Raum und Zeit als der grundlegenden Formen der Existenz der Materie und andere. Diese Leninschen Ideen waren das Ergebnis der dialektisch-materialistischen Verallgemeinerung einer ganzen Etappe in der Entwicklung der Naturwissenschaft, insbesondere der Physik, die den Beginn einer auch heute noch andauernden revolutionären Umwälzung in Wissenschaft und Technik bedeutete.

In dem Buch "Materialismus und Empiriokritizismus" zeigte W.I. Lenin die untrennbare Einheit des dialektischen und historischen Materialismus, entwickelte er die Hauptthesen des historischen Materialismus weiter, insbesondere die These von der bestimmenden Rolle des gesellschaftlichen Seins, im. Verhältnis zum gesellschaftlichen Bewußtsein. Den historischen Materialismus stellte Lenin der idealistischen Theorie Bogdanows von der Identität von Sein und Bewußtsein entgegen sowie den unwissenschaftlichen Versuchen der Machisten, die spezifischen Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung durch die "soziale Energetik", durch biologische und andere naturwissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten zu ersetzen.

W. I. Lenin enthüllte den tiefgehenden Zusammenhang des Machismus mit der Religion, er zeigte, daß der Idealismus als philosophische Richtung ein wichtiges Mittel zur Aufrechterhaltung und Unterstützung der Religion ist. Er studierte den Empiriokritizismus gründlich, verglich ihn mit anderen Spielarten des Idealismus und kam zu der Schlußfolgerung, daß der Idealismus "nur eine verfeinerte, raffinierte Form des Fideismus ist, der in voller Rüstung gewappnet dasteht, über gewaltige Organisationen verfügt und nach wie vor unausgesetzt auf die Massen einwirkt, wobei er sich das geringste Schwanken im philosophischen Denken zunutze macht" (S. 363). "Materialismus und Empiriokritizismus" ist ein Werk des streitbaren proletarischen Atheismus, der auf einer konsequenten wissenschaft- lichen Weltanschauung, dem dialektischen und historischen Materialis-

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mus, beruht und jeder wie immer gearteten Form der Verteidigung der Religion unversöhnlich gegenübersteht.

Im Kampf gegen die machistische Revision des Marxismus entwickelte W. I. Lenin das marxistische Prinzip der Parteilichkeit 4er Wissenschaft. der Parteilichkeit der Philosophie weiter. In seinem Buch entlarvte er die durch terminologische Spitzfindigkeiten und "gelahrte" Scholastik verhüllte scheinbare Unparteilichkeit der bürgerlichen Philosophie. Er zeigte, daß die Entwicklung der Philosophie in einer antagonistischen, einer Klassengesellschaft unvermeidlich im Kampf der beiden philosophischen Grundrichtungen - des Materialismus und des Idealismus - zutage tritt, die in der Regel jeweils die Interessen der progressiven und der reaktionären Klassen zum Ausdruck bringen. Lenin zeigt die Unwissenschaftlichkeit des Idealismus und stellt ihm die materialistische philosophische Tradition entgegen (von Demokrit bis zu Feuerbach und Tschernyschewski), die ihre höchste Entwicklung in der marxistischen Philosophie fand. W. I. Lenin betrachtet die Geschichte der Philosophie als "Kampf zwischen den Tendenzen oder Linien eines Plato und eines Demokrit" und unterstreicht, daß die neueste Philosophie ebenso parteilich ist wie die Philosophie vor zweitausend Jahren, daß die Entwicklung der philosophischen Ideen organisch mit der Praxis des politischen Kampfes verbunden ist und daß "Unparteiische" in der Philosophie genau solche hoffnungslosen Dummköpfe sind wie in der Politik.

Im Hinblick auf die reaktionären bürgerlichen Gelehrten schrieb Lenin: "Keinem einzigen dieser Professoren, die auf Spezialgebieten der Chemie, der Geschichte, der Physik die wertvollsten Arbeiten liefern können, darf man auch nur ein einziges Wort glauben, sobald er auf Philosophie zu sprechen kommt." (S. 347.) Die Bourgeoisie fürchtet die objektive Erforschung der Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung, die den Kapitalismus zum Untergang verurteilen, und fordert daher von ihren "Kommis", daß sie die Ergebnisse dieser Forschung verfälschen und die "Ewigkeit" und "Unerschütterlichkeit" der kapitalistischen Ordnung beweisen. Aus diesem Grunde ist die bürgerliche Parteilichkeit ein Feind jeder Objektivität und Wissenschaftlichkeit. Jedoch kann das Proletariat, das dazu berufen ist, die Menschheit von der Ausbeutung zu befreien, und das legitimiert ist, das gesamte kulturelle Erbe der Menschheit, auch das von der bürgerlichen Gesellschaft geschaffene, zu übernehmen, nicht

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auskommen, ohne sich die Kultur der Vergangenheit anzueignen. "Die Aufgabe der Marxisten", schrieb W. I. Lenin, "ist..., zu verstehen, sich die von diesen ,Kommis' gemachten Errungenschaften anzueignen und sie zu verarbeiten ..., und zu verstehen, die reaktionäre Tendenz derselben zu verwerfen, der eigenen Linie zu folgen und die ganze Linie der uns feindlichen Kräfte und Klassen zu bekämpfen." (S. 347.) Die Erfüllung dieser von Lenin gestellten zwiefältigen Aufgabe spielt eine bedeutende Rolle im Kampf für den Aufbau der kommunistischen Gesellschaft. Da sich der Aufbau des Kommunismus unter den Bedingungen des Nebeneinanderbestehens zweier entgegengesetzter gesellschaftlicher Systeme, des Sozialismus und des Kapitalismus, vollzieht, gewinnt die zweite Seite dieser Aufgabe besondere Bedeutung, nämlich der Kampf gegen die bürgerliche Ideologie, ein Kampf, in dem das von W. I. Lenin entwickelte Prinzip der revolutionären proletarischen Parteilichkeit von größter Wichtigkeit ist.

Lenins Werk "Materialismus und Empiriokritizismus" spielte eine hervorragende Rolle bei der ideologischen Festigung der bolschewistischen Partei, im Kampf gegen alle Formen und Spielarten des Opportunismus, gegen alle Verfälscher des Marxismus in der Arbeiterbewegung Rußlands. W. I. Lenin betonte in diesem Werk die logische Geschlossenheit, die Folgerichtigkeit des dialektischen Materialismus. "Man kann aus dieser aus einem Guß geformten Philosophie des Marxismus", schrieb er, "nicht eine einzige grundlegende These, nicht einen einzigen wesentlichen Teil wegnehmen, ohne sich von der objektiven Wahrheit zu entfernen, ohne der bürgerlich-reaktionären Lüge in die Fänge zu geraten." (S. 329.) Diese treffenden Worte W. I. Lenins wurden durch die gesamte Entwicklung des marxistischen philosophischen Denkens, durch seinen siegreichen Kampf gegen die reaktionäre Weltanschauung der imperialistischen Bourgeoisie bestätigt.

Das Buch W. I. Lenins ist auch heute eine scharfe Waffe der kommumstischen und Arbeiterparteien im Kampf um die Reinheit der marxistischen Theorie, gegen die bürgerliche Ideologie und den modernen Revisionismus. Es lehrt die Erscheinungen des heutigen gesellschaftlichen Lebens .wissenschaaftlich, marxistisch zu verstehen, die Gesetzmäßigkeiten seiner Entwicklung aufzudecken, auf dieser Grundlage die Strategie und Taktik des Klassenkampfes auszuarbeiten, die klassenmäßigen und

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erkenntnistheoretischen Wurzeln des Revisionismus bloßzulegen. Die Winkelzüge der Revisionisten im Kampf gegen den Marxismus entlarvend, schrieb Lenin: "Eine immer raffiniertere Verfälschung des Marxismus, immer raffiniertere Versuche, antimaterialistische Lehren als Marxismus auszugeben - das kennzeichnet den modernen Revisionismus sowohl in der politischen Ökonomie als auch in den Fragen der Taktik und in der Philosophie überhaupt, in der Erkenntnistheorie ebenso wie in der Soziologie." (S. 334.) Diese Leninschen Hinweise sind von besonderer Bedeutung für den Kampf gegen die modernen Revisionisten. Lenins Buch ist ein Musterbeispiel für den Kampf gegen die moderne bürgerliche Philosophie und Soziologie, es entlarvt die wichtigsten Wege und Methoden, deren sich die Ideologen der reaktionären Bourgeoisie bei ihrer "Kritik" am Marxismus bedienen: Ersetzung der Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung durch biologische, psychologische und sonstige "Faktoren"; pseudohumanistische Verteidigung der menschlichen Persönlichkeit, die der Marxismus angeblich mißachtet; das Bestreben, den Marxismus unter dem Deckmantel seiner "Weiterentwicklung" zu verfälschen usw.

W. I. Lenin zeigte, und die weitere Entwicklung der Naturwissenschaft hat es bestätigt, daß der dialektische Materialismus die einzig richtige Philosophie der Naturwissenschaft, die konsequenteste und wissenschaftlichste Denkmethode ist. Das Buch Lenins hat vielen fortschrittlichen Wissenschaftlern geholfen, auf ihren Wissensgebieten den richtigen Weg zu finden, mit der idealistischen Philosophie zu brechen und auf die Position der wissenschaftlichen, dialektisch-materialistischen Weltanschauung überzugehen. Die von Lenin gegebene Analyse der Entwicklung der Naturwissenschaft um die Jahrhundertwende, die gründliche philosophische Verallgemeinerung der Errungenschaften der Naturwissenschaft, seine Charakteristik der Krise der Physik und die Bestimmung des Auswegs aus dieser Krise sind von größter Bedeutung für den Kampf gegen die moderne idealistische Verfälschung der wissenschaftlichen Entdeckun gen, für den Sieg des dialektischen Materialismus in der Naturwissenschaft, für den weiteren Fortschritt der Wissenschaft.

Das Buch "Materialismus und Empiriokritizismus" ist ein hervorragendes Werk der marxistischen Philosophie, das für die Aneignung der dialektisch-materialistischen Weltanschauung von großer Bedeutung ist; auch

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heute dient die philosophische Arbeit W. I. Lenins nach wie vor dem Kampf gegen die reaktionäre bürgerliche Philosophie und Soziologie, gegen Revisionismus und Dogmatismus, dient sie der Erkenntnis und revolutionären Umgestaltung der Welt.

Institut für Marxismus-Leninismus
beim ZX der KPdSU

Der vorliegende vierzehnte Band der Werke W. I. Lenins in deutscher Sprache wurde nach Band 18 der 5. russischen Ausgabe bearbeitet, der 1961 vom Institut für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU mit einem wesentlich erweiterten wissenschaftlichen Apparat herausgegeben wurde (Anmerkungen, Verzeichnis der von W. I. Lenin zitierten und erwähnten literarischen Arbeiten und Quellen, Personenverzeichnis, Daten über die Arbeit W. I. Lenins an dem Buch "Materialismus und Empiriokritizismus"). Das Sachregister ist aus der deutschen Einzelausgabe des Werkes "Materialismus und Empiriokritizismus" übernommen worden.

Der Text der deutschen Einzelausgabe wurde erneut mit dem russischen verglichen. Dabei wurden alle Zitate an Hand der von Lenin benutzten Quellen überprüft und zur Überprüfung fremdsprachiger Quellen vorhandene deutsche Übersetzungen herangezogen. In diesen Fällen sind die Seitenzahlen der jeweiligen deutschen Ausgabe in eckigen Klammern ver- merkt.

Die von Lenin in deutscher Sprache gebrauchten oder zitierten Ausdrücke, Redewendungen, Termini usw. sind in Häkchen [ ] eingeschlossen.

Institut für Marxismus-Leninismus
beim ZX der SED


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Datum der letzten Änderung : Jena, den: 22.09. 2014