Ganglion (Nervensystem)

Ein Ganglion (Plural Ganglien) ist eine Anhäufung von Nervenzellkörpern im peripheren Nervensystem. Ganglien werden auch als Nervenknoten bezeichnet, da sie bei der Präparation als knotige Verdickungen auffallen.[1] Ganglien sind eine Stufe der Evolution von Nervensystemen, die erstmals bei Hohltieren vorkommen und bei allen weiter entwickelten komplexen Tieren zu finden sind. Bei den Ringelwürmern und Gliederfüßern besteht das Strickleiternervensystem aus differenzierten größeren Ganglien, die sich im Laufe der Evolution zum Gehirn entwickelten.[2]

Wirkstoffe, die die Erregung der Ganglien beeinflussen, werden als Ganglienblocker oder Ganglioplegika zusammengefasst.

Ganglien der Säugetiere

Einteilung der Ganglien

Nach der Art der das Ganglion bildenden Nervenzellen (Neurone) lassen Ganglien sich weiter unterteilen.

Sensible Ganglien enthalten die Nervenzellkörper (Soma) sensibler Neurone. Sensible Ganglien besitzen alle Rückenmarksnerven in Form der Spinalganglien. Sie enthalten pseudounipolare Nervenzellen und sind von einer Bindegewebskapsel umgeben, von der Trabekel in das Innere ziehen und im Inneren ein Stützgerüst, das Stroma, bilden. Auch die Hirnnerven III und VII bis X besitzen solche Ganglien, der VIII. Hirnnerv besitzt aber, im Gegensatz zu den übrigen, bipolare Ganglienzellen.[1]

Autonome (Vegetative) Ganglien sind im Autonomen Nervensystem zu finden. Sie besitzen ebenfalls eine Bindegewebskapsel, mit Ausnahme der Ganglien in der Wand des Darms (intramurale Ganglien). Autonome Ganglien enthalten multipolare Nervenzellen. Im Gegensatz zu den sensiblen Ganglien erfolgt in den autonomen Ganglien eine Umschaltung auf eine zweite (postganglionäre) Nervenzelle über Synapsen.[1]

Liste der Säugetierganglien

Folgende Ganglien kommen im Säugetierorganismus vor:[3]

Ganglien der Gliederfüßer und niederer Tiere

Besonders auffällige Ganglien kommen am Vorderende des Strickleiternervensystems der Gliederfüßer und Ringelwürmer vor. Nach ihrer Lage ober- und unterhalb des Schlundes bezeichnet man sie als Ober- und Unterschlundganglien.[2]

Ganglienblocker

Ganglienblocker werden auch Ganglioplegika genannt und hemmen die Erregungsübertragung an autonomen (sympathischen und parasympathischen) Ganglien. Dies sind Substanzen mit einer oder zwei positiv geladenen Gruppen an einem Stickstoffatom. Sie binden entweder kompetitiv an den Nikotinrezeptor und unterdrücken damit die Bindung von Acetylcholin oder nichtkompetitiv an den unspezifischen Kationenkanal des Nikotinrezeptors.[4]

Abgrenzung zu Basalganglien

Trotz ihres Suffixes sind Basalganglien nicht den Ganglien zuzuordnen, da sie sich unterhalb der Großhirnrinde und somit im zentralen Nervensystem (ZNS) befinden. Zur Abgrenzung werden Nervenzellkörperakkumulationen im ZNS als Kerne (Nuklei) bezeichnet, der lateinische Name Nuclei basales ist hier eindeutiger als die deutsche Entsprechung.

Einzelnachweise

  1. Hochspringen nach: a b c Walther Graumann, Dieter Sasse: CompactLehrbuch Anatomie. Band 4. Schattauer, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-7945-2064-0, S. 393–392.
  2. Hochspringen nach: a b Winfried Ahne: Zoologie: Lehrbuch für Studierende der Veterinärmedizin und Agrarwissenschaften. Schattauer, Stuttgart 2000, ISBN 978-3-7945-1764-0, S. 160–161.
  3. Wolfgang Dauber: Feneis' Bild-Lexikon der Anatomie. Georg Thieme, Stuttgart 2005, ISBN 978-3-13-330109-1.
  4. Heinz Lüllmann, Klaus Mohr, Lutz Hein: Pharmakologie und Toxikologie: Arzneimittelwirkungen verstehen - Medikamente gezielt einsetzen. Georg Thieme, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-13-368517-7, S. 116.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 21.09. 2024