Vektorgradient
Der Vektorgradient ist ein mathematischer Operator, der analog zu dem Gradienten von skalaren Größen, die Änderung einer vektorwertigen Größe in Abhängigkeit vom Ort beschreibt. Die Anwendung des Vektorgradienten auf ein Vektorfeld ergibt an jedem Ort einen Tensor zweiter Stufe, das Ergebnis lässt sich also als Matrix schreiben.
Der Vektorgradient wird definiert für euklidische Vektorräume mit Standardskalarprodukt (Frobenius-Skalarprodukt). Die Verallgemeinerung auf normierte Räume heißt Fréchet-Ableitung.
Definition
Ein Vektorfeld
ist eine Abbildung, die jedem Ort in
einen Vektor
zuordnet. Dabei sind
und
jeweils euklidische Vektorräume mit Standardskalarprodukt „·“. Der
Vektorgradient
angewendet auf das Vektorfeld
ist definiert als
Dabei ist
der Nabla-Operator
und die Verknüpfung „
“
das Tensorprodukt (Dyadisches Produkt).
Das hochgestellte „
“
steht für die Transposition
und der Raum
enthält alle Tensoren zweiter Stufe, die Vektoren aus dem
in den
linear abbilden. Der Vektorgradient ist demnach das transponierte dyadische
Produkt „
“
des Nabla-Operators und eines Vektorfelds.
Mit dem Vektorgradient kann die Richtungsableitung in Richtung eines Vektors
berechnet werden:
In der Strömungsmechanik wird die linke Darstellung mit dem Nabla-Operator gegenüber der rechten bevorzugt, die in der Kontinuumsmechanik üblich ist. Die mithilfe des Vektorgradienten berechnete Richtungsableitung entspricht der Richtungsableitung, die man durch Grenzwertbildung bekommt:
Seien die komponentenweisen Darstellungen
bezüglich einer festen Orthonormalbasis
des
und
des
gegeben. Dann berechnet sich der Gradient gemäß
Die Komponenten dieses Tensors stimmen mit denen der Jacobi-Matrix überein:
Der Vektorgradient wird u.a. in der Kontinuumsmechanik (z.B. in den Navier-Stokes-Gleichungen) benutzt.
In der Literatur wird gelegentlich auch
definiert.
Totales Differential
Betrachte für ein Vektorfeld eine infinitesimale Verschiebung:
Das vollständige oder totale
Differential eines Vektorfeldes
ist:
bzw. in Indexschreibweise
Das totale Differential eines Skalarfeldes und eines Vektorfeldes haben somit (formal) dieselbe Form. Beim totalen Differential eines Skalarfeldes wird der Gradient mit dem Differential skalar multipliziert. Beim totalen Differential eines Vektorfeldes ist die Multiplikation zwischen dem Gradient (Matrixform) mit dem Differentialvektor als Matrix-Vektor-Produkt durchzuführen.
Eigenschaften
Die Rechenregeln sind diejenigen der Jacobi-Matrix.
bezeichnet hier den Vektorgradienten.
Für alle Konstanten
und Vektorfelder
gilt:
Linearität
Produktregel
Speziell für Vektorfelder
lassen sich obige Beziehung noch umformen:
Beispiele
wobei
die Einheitsmatrix ist.
Die beiden letzten Formeln werden z.B. bei der kartesischen Multipolentwicklung verwendet.
Literatur
- Hugo Sirk: Einführung in die Vektorrechnung: Für Naturwissenschaftler, Chemiker und Ingenieure. Springer-Verlag, 2013, ISBN 3-642-72313-6, Kap. 5.4 "Das Vektorfeld und der Vektorgradient".
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 14.04. 2022