Kombination (Kombinatorik)
Eine Kombination (von lateinisch combinatio, deutsch ‚Zusammenfassung‘) oder ungeordnete Stichprobe ist in der Kombinatorik eine Auswahl von Objekten aus einer gegebenen Grundmenge, die (im Gegensatz zur Permutation) nicht alle Objekte der Grundmenge enthalten muss und bei der (ebenfalls im Gegensatz zur Permutation) die Reihenfolge unberücksichtigt bleibt. Können Objekte dabei mehrfach ausgewählt werden, so spricht man von einer Kombination mit Wiederholung, darf dagegen jedes Objekt nur genau einmal auftreten, spricht man von einer Kombination ohne Wiederholung. Die Ermittlung der Anzahl möglicher Kombinationen ist eine Standardaufgabe der abzählenden Kombinatorik.
Begriffsabgrenzung
Eine Kombination oder ungeordnete Stichprobe ist eine Auswahl von
Objekten aus einer Menge von
Objekten, bei der die Reihenfolge der Auswahl keine Rolle spielt. Soll die
Reihenfolge dennoch eine Rolle spielen, so spricht man statt von einer
Kombination von einer Variation.
Davon abweichend werden in der Literatur manchmal auch Kombinationen und
Variationen zusammengefasst und eine Variation wird dann „Kombination mit
Berücksichtigung der Reihenfolge“ genannt.
Bei einer Kombination mit Wiederholung können Objekte mehrfach ausgewählt werden, während bei einer Kombination ohne Wiederholung jedes Objekt nur einmal auftreten darf. In einem Urnenmodell entspricht eine Kombination mit Wiederholung einer Ziehung der Kugeln mit Zurücklegen und eine Kombination ohne Wiederholung einer Ziehung ohne Zurücklegen.
Kombination ohne Wiederholung
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Anzahl
Auswahlprobleme ohne Wiederholung können auf zweierlei Weise untersucht
werden. Im klassischen Fall geht man dabei von einer Variation ohne Wiederholung
aus, für die es bei
von
auszuwählenden Elementen
Möglichkeiten gibt. Nun aber können die
ausgewählten Elemente ihrerseits auf
verschiedene Weisen angeordnet werden. Wenn diese verschiedenen Anordnungen
allesamt keine Rolle spielen, also immer wieder als die gleiche Auswahl von
Elementen gelten sollen, müssen wir das erhaltene Ergebnis noch einmal durch
teilen und erhalten damit nur noch
Möglichkeiten, deren Anzahl auch als Binomialkoeffizient bezeichnet wird.
Ein zweiter, insbesondere bei der Auswertung von Bernoulli-Experimenten
Anwendung findender Ansatz fasst die Kombination ohne Wiederholung als ein
Anordnungsproblem auf. Die Zahl der möglichen Auswahlen kann dann dadurch
ermittelt werden, dass man die Zahl der voneinander unterscheidbaren Anordnungen
ausgewählter und nicht ausgewählter Objekte bestimmt, wobei diese selbst nicht
mehr voneinander unterscheidbar sein sollen, die gesamte Ausgangsmenge also nur
noch in die beiden Objektklassen „ausgewählt“ (z.B. schwarze Kugel mit
weißer Nummer) und „nicht ausgewählt“ (z.B. weiße Kugel mit schwarzer
Nummer) unterteilt ist. Wenn man nun untersucht, wie viele verschiedene
Anordnungen dieser schwarzen und weißen Kugeln es gibt, wobei nur ihre Farbe
eine Rolle spielen soll, ergibt sich gemäß der Formel für die Zahl der
Permutationen von Elementen, die jeweils klassenweise nicht unterscheidbar sind,
die obige Formel. Ob
dabei die Zahl der ausgewählten Objekte und
die Zahl der nicht ausgewählten Objekte ist oder umgekehrt, ist für das Ergebnis
unerheblich; welche der beiden Teilmengen der Ausgangsmenge die interessierende
ist, hat keinen Einfluss auf die Anzahl der möglichen Aufteilungen.
Mengendarstellung
Die Menge
ist die „Menge aller Kombinationen ohne Wiederholung von
Objekten zur Klasse
“
und hat die oben angegebene Anzahl von Elementen. Eine alternative Darstellung
dieser Menge ist
.
Beispiele
Lotto
Wenn aus
Objekten nun
ohne Wiederholung und ohne Beachtung der Reihenfolge ausgewählt werden sollen,
wie dies zum Beispiel bei der Ziehung der Lottozahlen
der Fall ist, gibt es dabei
mögliche Auswahlen. Beim Lotto ist die Reihenfolge egal, ob beispielsweise
zuerst die
und dann die
oder erst die
und dann die
gezogen wird, spielt für die Gewinnzahlen und die Bestimmung des Lottogewinners
keine Rolle. Die Anzahl der möglichen Lösungen errechnet sich aus der Zahl der
zunächst
und dann
Kugeln, die gezogen werden können, also
.
Da aber die Reihenfolge egal ist, muss berücksichtigt werden, dass das Produkt
gleichwertige Lösungen umfasst. Bei drei gezogenen Zahlen ist die Anzahl der
Möglichkeiten
,
aber weil die Ziehungsreihenfolge der Kugeln egal ist, muss das Produkt durch
die Anzahl möglicher Ziehungsreihenfolgen
geteilt werden.
Anzahl der Wege
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Das Wandgemälde in der Wismarer Heiligen-Geist-Kirche zeigt in der Mitte den Buchstaben „D“ und rechts unten ein „S“. Wenn man nur Schritte nach rechts bzw. unten geht, ergibt sich immer der Text „DEOGRACIAS“. Insgesamt geht man neun Schritte, davon muss man fünfmal einen Schritt nach rechts und viermal einen nach unten gehen. Dafür gibt es
Möglichkeiten. Man kann aber mit demselben Ergebnis auch in die anderen Ecken
gehen: fünfmal nach rechts und viermal nach oben beziehungsweise links und unten
oder links und oben. Insgesamt ergeben sich bei diesem Beispiel daraus
Möglichkeiten. Diese Aufgabenstellung wird gewöhnlich als Manhattan-Problem
bezeichnet, benannt nach dem New Yorker Stadtteil mit dem regelmäßigen
Straßenverlauf.
Kombination mit Wiederholung
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Anzahl
Sollen aus einer Menge
von
Elementen
Elemente ausgewählt werden, wobei ihre Reihenfolge weiterhin ohne Belang sein
soll, sie sich aber nun auch wiederholen dürfen, wie das z.B. beim Ziehen
mit Zurücklegen möglich ist, ergibt sich für die Zahl der Möglichkeiten folgende
Formel (siehe Multimenge):
Dies ist ersichtlich, wenn man jedes Ergebnis von
ausgewählten Elementen aus
möglichen Elementen durch eine Folge von
Symbolen darstellt, wobei
Symbole („N“) die Elemente der Auswahlmenge, sowie
Symbole („K“) die
ausgewählten Elemente darstellen. Die Folge beginnt immer mit einem N-Symbol;
die Anzahl der K-Symbole vor dem zweiten N-Symbol entspricht der Häufigkeit, mit
der das erste der
Elemente gezogen wurde, die Anzahl der K-Symbole zwischen dem zweiten und
dritten N-Symbol dem zweiten der
Elemente usw. Da bis auf das erste „N“ alle Symbole frei kombiniert werden
können, entspricht die Anzahl der Kombinationen und damit die Anzahl der
Zugmöglichkeiten der angegebenen Formel.
Beispielsweise entspricht bei der Auswahl von 3 aus 5 Elementen („1“, „2“,
„3“, „4“, „5“) mit Zurücklegen das Ergebnis „1, 3, 3“ der Symbolfolge
„NKNNKKNN“, das Ergebnis „5, 5, 5“ der Folge „NNNNNKKK“. Es ergeben sich
mögliche Kombinationen.
Mengendarstellung
Die Menge
ist die „Menge aller Kombinationen mit Wiederholung von
Dingen zur Klasse
“
und hat die oben angegebene Anzahl von Elementen. Hierbei bezeichnet
die Anzahl des Auftretens des
-ten
Elements der Stichprobe. Eine alternative Darstellung dieser Menge ist
.
Beispiele
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Gummibärchen-Orakel
Eine Anwendung davon ist das sogenannte Gummibärchen-Orakel,
bei dem man
Bärchen aus einer Tüte mit Gummibärchen in
verschiedenen Farben auswählt. Demnach gibt es
verschiedene Kombinationen. Dabei gibt es fünf Kombinationen, bei denen alle
Bärchen die gleiche Farbe haben,
Kombinationen mit zwei verschiedenen Farben,
mit drei Farben,
mit vier Farben und eine mit allen fünf Farben. Würde es beim Ziehen auf die
Reihenfolge ankommen, hätte man es mit einer „Variation mit Wiederholung“ zu
tun, das heißt mit
Möglichkeiten. Zur gleichen Anzahl
kommt man bei der Frage nach der Zahl der Möglichkeiten, vier Stifte aus einem
Vorrat von Stiften mit sechs verschiedenen Farben auszuwählen (Mastermind
ohne Berücksichtigung der Anordnung). Dagegen gibt es beim „richtigen“
Mastermind (mit Berücksichtigung der Anordnung)
Möglichkeiten.
Urne
Aus einer Urne mit fünf nummerierten Kugeln
wird dreimal eine Kugel gezogen
und jeweils wieder zurückgelegt. Man kann also bei allen drei Ziehungen immer
aus fünf Kugeln auswählen. Wenn man die Reihenfolge der gezogenen Zahlen nicht
berücksichtigt, gibt es
verschiedene Kombinationen. Diese
Kombinationen mit Wiederholung von fünf Dingen zur Klasse drei, also
dreielementige Multimengen
mit Elementen aus der Ausgangsmenge
,
entsprechen dabei, wie die nebenstehende Grafik zeigt, genau den
Kombinationen ohne Wiederholung von sieben Dingen zur Klasse drei, also der Zahl
dreielementiger Teilmengen
einer insgesamt siebenelementigen Ausgangsmenge. (Die Existenz einer Bijektion
kann zum Beweis der Formel für die Anzahl der Kombinationen mit Zurücklegen
genutzt werden.)
Würfel
Dem Zurücklegen gleich ist die Verwendung mehrerer gleicher Objekte, wie
beispielsweise Würfeln
mit eins bis sechs Augen. Wie viele verschiedene Würfe sind mit drei Würfeln
möglich? Grundsätzlich sind
unterschiedliche Würfe möglich, wenn man einen Würfel nach dem anderen wirft und
die Reihenfolge beachtet. Wenn man dagegen alle drei Würfel gleichzeitig wirft,
dann lässt sich keine Reihenfolge mehr sinnvoll definieren. Da beim
gleichzeitigen Wurf aller drei Würfel beispielsweise der Wurf
von
oder
nicht mehr unterscheidbar ist, gibt es nur
verschiedene (unterscheidbare) Würfe. Nicht damit zu verwechseln ist die
Summe der Augen, die kann nur
verschiedene Werte (von
bis
)
annehmen.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 08.05. 2021