Kulturgeschichtliche Sehenswürdigkeiten in der Jenaer Umgebung

Dornburg

Die Kleinstadt (1.300 Einwohner) auf einem Plateau westlich am Rand des Saaletales und 90 m über dem Flußspiegel zählt zu den landschaftlich am schönsten gelegenen und durch ein auf engem Raum stehendes Ensemble von drei Schloßanlagen ausgezeichneten Orten im Gebiet der mittleren Saale. Bereits im 10./11. Jh. erlebte Dornburg, das 937 erstmals urkundlich genannt wird, große politische Bedeutung durch die Abhaltung von Reichstagen in den Jahren 965, 980,999 und 1004. Eine während dieser Zeit errichtete Reichsburg befand sich anstelle des heutigen "Alten Schlosses". Von den Schenken von Vargula zur Stadt erhoben, ging der Ort 1358 an die Wettiner über und wurde zum Mittelpunkt eines Amtes, das bis 1850 Bestand hatte. Seit dem 14. Jh. wechselte die Stadt mehrfach ihren Besitzer.
Die frühmittelalterliche Burg war bereits 1451 zerstört worden. An deren Stelle trat das bis 1521 vollendete nördliche Schloß (sog. Altes Schloß), bei dessen Errichtung der in Teilen erhaltene romanische Bergfried mit einbezogen wurde. Über einem Verlies war in ihm eine St.-Georgs-Kapelle eingerichtet. Dieses Schloß diente im 16./17.Jh. als Witwensitz und war seit dem Jahre 1717 Unterkunft für die Amtsverwaltung.
Es wird von der Friedrich Schiller Universität Jena als Begegnungsstätte genutzt und kann für verschiedenste Veranstaltungen gebucht werden.

Das südliche, sogenannte Goetheschloß (Renaissanceschloß) wurde nach 1539 durch Volrad von Watzdorf als Herrenhaus eines außerhalb der Stadt liegenden Rittergutes errichtet und 1608 erweitert. Nach mehrmaligem Besitzerwechsel gelangte es 1822 an die Kammer Weimar. Goethe wohnte seit 1828 längere Zeit in diesem Haus, nachdem er bereits Jahrzehnte vorher die Besonderheiten der landschaftlichen Lage Domburgs gerühmt hatte. Der zweigeschossige rechteckige Bau wird durch eine Reihe profilierter Renaissancefenster gegliedert, an seinen Längsseiten treten je drei Zwerchgiebel über der Traufe heraus. Der vom Erweiterungsbau 1608 stammende westliche Bauzugang trägt im Giebelaufsatz den von Goethe ins Deutsche übertragenen lateinischen Vers: "Freudig trete herein und froh entferne dich wieder! Ziehst du als Wanderer vorbei, segne die Pfade dir Gott!" Das Innere, das nach der Wiederherstellung durch die Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar als Rechtsträger 1960 der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht wurde, beherbergt Teile des originalen Bestandes der Erbauungszeit, wie Treppentürmchen und Balkendecke sowie mehrere Goethe-Gedenkzimmer.
Das Renaissanceschloss beherbergt eine Gedenkstätte, die an den Aufenthalt J.W. Goethes im Jahr 1828 in Dornburg erinnert. Zahlreiche Details berichten von geologischen und botanischen Studien, die er in Dornburg betrieb. Ergebnisse von Wetterbeobachtungen wurden am Fensterrahmen notiert. Die in Dornburg entstandenen Gedichte zeugen von der ungebrochenen Lebensfreude des damals 78-jährigen Dichters.

Zwischen beiden Schlössern ließ 1736/47 Herzog Ernst August von Sachsen- Weimar das sog. mittlere oder Rokokoschlößchen erbauen. Es stellt das erhalten gebliebene Hauptgebäude "Corps de Logis" einer ehemals größeren Anlage dar, die noch mit Pavillonbauten und Nebengebäuden ausgestattet war, denen eine von Bürgerhäusern bestandene Bebauung weichen mußte. Die ersten Entwürfe gehen auf den weimarischen Oberlandbaumeister J. A. Richter zurück, unter dessen Leitung bereits 1732 mit einem Bau begonnen wurde. Die eigentliche Grund- und Aufrißgestaltung ist jedoch das Ergebnis der Überarbeitungen G. H. Krohnes, dem die Gesamtgestaltung des Komplexes zuzuweisen ist. Die Besonderheit des zweigeschossigen Corps de Logis beruht auf seiner Lage direkt am Steilhang zur Saale, die eine Terrassierung notwendig machte. Dadurch scheint die Westseite eingeschossig zu sein. Man gelangt über eine flache Brücke in das vermeintliche Erdgeschoß, das bereits das erste Obergeschoß darstellt. Um den rechteckigen Kembau mit abgeschrägten Kanten gruppieren sich seitliche, pavillonartige Ausbauten mit eigenen Mansarddächern. Die Tal- und Bergseite sind hingegen durch weit hervortretende Risalite mit Pilaster-Giebel-Gliederung betont, deren kuppelartige Dächer in das niedrigere Mansarddach des Kembaus eingreifen. Vom konkav und konvex im Wechsel geschwungenen Vestibül aus gelangt man in die historischen Räume, den Festsaal und die Appartements und durch eine in einem Mauerkern liegende Wendeltreppe über ovalem Grundriß in das Dachgeschoß. Die Erdgeschoßräume sind jedoch vom Brückendurchgang her zu erreichen. Die einzelnen Zimmer gruppieren sich um einen zentralen Festsaal und sind durch große Türöffnungen miteinander verbunden. Die Decken wurden mit reich ausgebildetem zierlichen Stuckdekor in Rokokoformen ausgestattet, während zur Gliederung der Wandfläche roter Kunstmarmor Verwendung fand. Außer Möbeln der Entstehungszeit, wiederhergestellten Wandbespannungen und Vorhängen beherbergen die einzelnen Räume außerordentlich wertvolle Bestände an zeitgenössischen Porzellanen, Fayencen und Leuchtern aus Ostasien und Europa, die dem Bau den originalen Charakter des 18. Jh. etwa wieder verleihen. — Der umgebende Park und die seit 1960 rekonstruierten Rebenhänge zur Saale lassen die einstige Gesamtanlage, allerdings reduziert, der Rokokozeit ahnen. In dem nahegelegenen ehemaligen Marstall ist eine keramische Werkstatt untergebracht, die die guten Traditionen weiterentwickelt, die das Bauhaus Weimar unter der Leitung des Töpfers Otto Lindig hier begründete. — Einer der künstlerisch bedeutendsten Kelche Thüringens, ein in Silber gefertigtes und vergoldetes, mit farbigem Email ausgelegtes Prunkstück, wird im Pfarrhaus der benachbarten Kirche St. Jacob aufbewahrt, geschaffen vom Nürnberger Goldschmied Elias Lencker um 1580/90. Die Kirche bildet den Abschluß des langgestreckten, fast dörflich anmutenden Marktes mit seinem kleinen Rathaus aus dem 18. Jh.

Reise-Informationen

Öffnungszeiten

Die Gärten bleiben geöffnet. Sie können von 8.00 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit besucht werden. Der Eintritt ist frei.

Die Schlösser können im Rahmen von Führungen besichtigt werden.
Für Führungen steht die Dornburg Tourist Information unter der Telefonnummer 03 64 27 / 2 09 34 zur Verfügung. Kosten je Führung: 60 Euro.

Seit Januar 2009 gehören das Renaissance-Schloss und das Rokokoschloss in Dornburg zur Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten.

Wielandstraße 16, 99510 Oßmannstedt

Web: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

Von 1920 bis 1930 befand sich die Keramische Abteilung des Bauhauses Weimar im leerstehenden Marstall, der zum Gebäudekomplex des Rokokoschlosses zählt. Nach der Auflösung des Bauhauses durch die Nazis wurde die Werkstatt von Otto Lindig und nach 1945 von Familie Körting, weitergeführt. Berühmt wurde die Körting-Werkstatt durch ihre einzigartigen Tierfiguren. Sie ist auch heute noch Anziehungspunkt für Besucher.

Seit 2009 gehört Dornburg zur Stadt Dornburg-Camburg.

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Datum der letzten Änderung : Jena, den: 09.05. 2015