Polytop (Geometrie)
Polytop bezeichnet in der Geometrie ein verallgemeinertes Polygon in beliebiger Dimension. Man spricht von k-Polytopen, wobei k die Dimension ist.
Definition
Ein 0-Polytop ist eine einzelne Ecke (ein Punkt); ein 1-Polytop besteht aus
zwei Ecken, die durch eine Kante verbunden sind; ein 2-Polytop besteht aus
mehreren, jeweils an einer Ecke verbundenen, einen Zyklus bildenden 1-Polytopen
und stellt somit ein Polygon
dar; ein 3-Polytop besteht wiederum aus mehreren an den Kanten verbundenen
2-Polytopen und stellt somit ein Polyeder
dar; usw. Allgemein wird ein -Polytop
gebildet aus mehreren
-Polytopen,
die untereinander jeweils ein
-Polytop
gemeinsam haben können (wie die gemeinsame Ecke zweier Kanten oder die
gemeinsame Kante zweier Flächen). Des Weiteren müssen alle
-Unterpolytope
in genau zwei
-Polytopen
enthalten sein, und zwischen zwei
-Unterpolytopen
muss eine Reihe von
-Unterpolytopen
existieren, so dass jeweils zwei benachbarte Glieder auf die zuvor beschriebene
Weise verbunden sind – so bilden etwa nach dieser Definition mehrere disjunkte
Polygone zusammen kein 2-Polytop.
Nomenklatur
In gewissen Dimensionen haben Polytope spezielle Namen erhalten, wie sie in folgender Tabelle aufgelistet sind:
Dimension | Name des d-Polytops |
---|---|
0 | Punkt |
1 | Strecke |
2 | Polygon |
3 | Polyeder |
4 | Polychor |
Betrachtet man ein Polytop der Dimension d, dann existieren folgende Bezeichnungen:
Dimension | Name des Unterpolytops |
---|---|
0 | Ecke |
1 | Kante |
d − 3 | engl.: peak (etwa: „Spitze“) |
d − 2 | Grat (z.B. Ecke eines Polygons (d = 2), Kante eines Tetraeders (d = 3), …) |
d − 1 | Facette (z.B. Kante eines Polygons (d = 2), Seitenfläche eines Würfels (d = 3), …) |
d | engl.: body (etwa: „Rumpf“) |
Die Dimension
eines Polytops
ist dabei definiert als die Dimension seiner affinen
Hülle, also des kleinsten affinen
Raums, der
enthält. Ein Würfel ist also dreidimensional, weil der kleinste Raum, der ihn
enthält, dreidimensional ist. Ein eigentliches Polytop ist ein Polytop,
das nicht ganz in einem echten Unterraum liegt, also dieselbe Dimension wie der
betrachtete Raum hat.
Konvexe Polytope
Eine besondere Bedeutung in der Mathematik und der linearen Optimierung haben konvexe Polytope (oft auch nur Polytop), also Polytope, sodass die Verbindungsstrecke zwischen zwei beliebigen Punkten des Polytops wiederum komplett im Polytop enthalten ist. Dies sind genau die beschränkten konvexen Polyeder. Äquivalent dazu lassen sie sich als die konvexe Hülle endlich vieler Punkte (etwa der Eckpunkte) definieren.
Jedes eigentliche Polytop zerlegt den Raum in sein Inneres, sein Äußeres und seinen Rand. Jede Strecke, die einen inneren und einen äußeren Punkt verbindet, schneidet den Rand in genau einem Punkt. Der Durchschnitt zweier eigentlicher Polytope mit einem gemeinsamen inneren Punkt ist wieder ein eigentliches Polytop. Durch Induktion folgt dasselbe für endlich viele eigentliche Polytope mit einem gemeinsamen inneren Punkt.
Jeder Facette (Endpunkt für Strecken, Kante für Polygone etc.) eines Polytops lässt sich ein Halbraum zuordnen, auf dessen Rand die Facette liegt und der das Polytop enthält. Man stelle sich dazu den Teil des Raumes vor, der auf der dem Polytop zugewandten Seite der Seitenfläche liegt. Ein solcher Halbraum lässt sich als die Menge der Punkte auffassen, die eine lineare Ungleichung in ihren kartesischen Koordinaten erfüllen. Der Schnitt all der Halbräume zu jeder der Facetten ist wiederum das Polytop. Somit lässt sich jedes konvexe Polytop als Lösungsmenge eines linearen Ungleichungssystems in endlich vielen Variablen auffassen. Insofern die Lösungsmenge eines linearen Ungleichungssystems beschränkt ist (d.h. der Abstand aller Punkte voneinander beschränkt ist), gilt auch die Umkehrung.
Ist
eine lineare Ungleichung, die von allen Punkten des Polytop erfüllt wird, dann wird der Schnitt des Polytops mit der Menge
als Seitenfläche bezeichnet. Jede Seitenfläche lässt sich durch eine solche Ungleichung darstellen. Im Spezialfall der Ungleichung
ergibt sich als Schnitt das ganze Polytop, und für die Ungleichung
ist der Schnitt
die leere Menge. Die Menge aller Seitenflächen eines Polytops ist bzgl.
Inklusion verbandsgeordnet.
Eine Facette eines -dimensionalen
konvexen Polytops ist dann eine
-dimensionale
Seitenfläche. Bei einem dreidimensionalen Würfel sind beispielsweise alle Ecken,
Kanten und Flächen des Würfels „Seitenflächen“, aber auch die leere Menge und
der ganze Würfel. Aber nur die zweidimensionalen Seitenflächen sind Facetten des
Würfels.
Eine Ecke eines
konvexen Polytops ist ein Punkt im Polytop, der sich nicht durch andere Punkte
des Polytops konvex
kombinieren lässt, der also nicht auf einer Strecke zwischen zwei anderen
Punkten des Polytops liegt. Dies entspricht der anschaulichen Vorstellung einer
Ecke. Beispielsweise lässt sich keine Strecke zwischen zwei Punkten eines
Würfels konstruieren, die eine Ecke als inneren Punkt enthält. Eine Ecke
eines Polytops
heißt entartet, wenn die Anzahl der Facetten, die
enthalten, größer ist als die Dimension von
.
Beispielsweise ist die Spitze einer dreidimensionalen Pyramide mit quadratischer
Grundfläche entartet, weil sie in vier Facetten enthalten ist. Ein konvexes
Polytop heißt ganzzahlig, wenn alle seine Ecken durch ganzzahlige
Koordinaten beschrieben werden. Diese Begriffe sind unter anderem in der linearen
und ganzzahligen
linearen Optimierung von Bedeutung, weil das Optimum
eines linearen Programms stets auch in einer Ecke angenommen wird.



© biancahoegel.de;
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 12.10. 2021