Schwarzsches Lemma

Das schwarzsche Lemma (nach Hermann Amandus Schwarz) ist ein Satz der Funktionentheorie über holomorphe Selbstabbildungen der Einheitskreisscheibe, welche den Nullpunkt festlassen.

Aussage

Es bezeichne {\mathbb  {D}}:=\left\{z\in {\mathbb  {C}}\,:\,|z|<1\right\} die offene Einheitskreisscheibe. Sei f\colon {\mathbb  {D}}\to {\mathbb  {D}} eine holomorphe Funktion mit f(0)=0. Dann gilt |f(z)|\leq |z| für alle z\in {\mathbb  {D}} und |f'(0)|\leq 1. Falls in einem Punkt z_{0}\in {\mathbb  {D}},z_{0}\neq 0, zusätzlich die Gleichheit |f(z_{0})|=|z_{0}| besteht oder |f'(0)|=1 gilt, so ist f eine Drehung, d.h. f(z)=e^{{i\lambda }}\cdot z für ein geeignetes \lambda \in \mathbb{R}.

Beweis

Sei f(z)=\sum _{{n=0}}^{\infty }a_{n}z^{n} die Taylorentwicklung von f um den Punkt  z = 0 . Wegen f(0)=0 ist  a_0 = 0 , so dass die Funktion

g(z):={\begin{cases}{\frac  {f(z)}{z}},&{\text{falls }}z\not =0,\\f'(0),&{\text{sonst}}\end{cases}}

auf {\mathbb  {D}} holomorph ist und die Taylorentwicklung g(z)=\sum _{{n=1}}^{\infty }a_{{n}}z^{{n-1}} um den Nullpunkt hat. Nach dem Maximumprinzip nimmt die Funktion g auf dem Kreis K_{r}:=\{z\in {\mathbb  {C}}\mid |z|\leq r\}, r\in (0,1), ihr Maximum auf dem Rand \partial K_{r}=\{z\in {\mathbb  {C}}\mid |z|=r\} an. Dort gilt aber:

|g(z)|=\left|{\frac  {f(z)}{z}}\right|={\frac  {|f(z)|}{r}}\leq {\frac  {1}{r}},

so dass |g(z)| auf ganz K_{r} durch {\frac  {1}{r}} beschränkt ist. Da 0<r<1 beliebig ist, so folgt durch Grenzübergang r\to 1 schon |g(z)|\leq 1 und somit |f(z)|\leq |z| für alle z\in {\mathbb  {D}}. Weiterhin ist |f'(0)|=|g(0)|\leq 1.

Falls zusätzlich ein z_{0}\in {\mathbb  {D}} mit |f(z_{0})|=|z_{0}| existiert oder |f'(0)|=1 gilt, dann gibt es ein z_{0}\in {\mathbb  {D}} mit |g(z_{0})|=1. Mit dem Maximumprinzip folgt, dass g konstant ist, also g(z)=c für ein c mit |c|=1. Es gilt also f(z)=c\cdot z.

Anwendungen

Hieraus kann man die Automorphismengruppe der oberen Halbebene \mathbb {H} bestimmen und erhält {\mathrm  {Aut}}({\mathbb  {H}})\cong PSL(2,{\mathbb  {R}}).

Verschärfung

Das schwarzsche Lemma besagt unter anderem, dass für eine holomorphe Funktion f:{\mathbb  {D}}\to {\mathbb  {D}} mit f(0)=0 in der Potenzreihenentwicklung f(z)=\sum _{{j=1}}^{\infty }a_{j}z^{j} die Bedingung |a_{1}|\leq 1 gilt. Ludwig Bieberbach zeigte, dass für injektive Funktionen auch |a_{2}|\leq 2 gilt, und stellte die später nach ihm benannte bieberbachsche Vermutung auf, dass |a_{j}|\leq j\;\forall j\in {\mathbb  {N}}\;. Diese Vermutung wurde 1985 von Louis de Branges de Bourcia bewiesen.

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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 31.10. 2020