Hypothese
Hypothese [griech.] : in der Wissenschaft eine nicht bewiesene Annahme, die geeignet ist, Lücken im System einer Wissenschaft widerspruchsfrei zu schließen,
solange wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse dazu noch nicht vorliegen. Hypothesen suchen Beobachtungen zu klären, die Ursachen für Erscheinungen zu bestimmen,
zukünftige Entdeckungen und Entwicklungen vorauszusagen. Sie sind als Vorstufe der Erkenntnis von Gesetzen und neuen Theorien eine wichtige Entwicklungform
der Wissenschaft. Hypothese müssen in sich widerspruchsfrei sein und sich Widerspruchsfrei in den gesicherten Wissensbestand einfügen; sie sollen die Fakten
möglichst einfach, d.h. ohne überflüssige, zur Klärung nicht unbedingt notwendige Annahmen erklären und möglichst fruchtbar sein, d.h.
über die bekannten Tatsachen hinaus neue erschließen helfen.
Zur Überprüfung von Hypothesen werden gewöhnlich logische Konsequenzen gezogen,
deren Vergleich mit der Wirklichkeit die Wahrscheinlichkeit der Hypothesen erhöht oder verringert. Auch durch die spätere Entwicklung als unzutreffend
erwiesene Hypothesen können eine wichtige heuristische Funktion ausgeübt haben und relative Wahrheiten enthalten.
Der Neopositivismus betrachtet jedes theoretische Gebäude als Hypothese, wobei er den Umstand leugnet,
daß Hypothesen durch die Praxis bestätigt bzw. bewiesen werden können, so daß sie zu wissenschaftlichen Theorien werden;
der Konventionalismus betrachtet sie als bloße Konvention zur Ordnung des Erfahrungmaterials.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 01.07. 2020