Normalhöhennull

Nivellementpunkt an der Neuen St.-Alexander-Kirche in Wallenhorst

Das Normalhöhennull (NHN) ist in Deutschland die aktuelle Bezeichnung der Bezugsfläche für das Nullniveau bei Angabe von Höhen über dem Meeresspiegel. Das Normalhöhennull wurde als Nachfolger des Normalnull (NN) eingeführt, dessen Höhenangaben das Schwerefeld der Erde nicht berücksichtigten. Mit der Umstellung auf NHN fand zudem eine Anbindung an das europäische Nivellementnetz (UELN) statt, wodurch bei Höhenangaben keine Abweichungen mehr zu den anderen daran angeschlossenen Ländern bestehen.

Die Bezugshöhe ist über einen Höhenfestpunkt an der Neuen St.-Alexander-Kirche in Wallenhorst (Landkreis Osnabrück, Niedersachsen) fixiert.

NHN-Höhen werden in Meter über Normalhöhennull (m NHN) angegeben.

Definition

Die gekrümmte blaue Linie entspricht dem Quasigeoid „Normalhöhennull“. Die Abweichung des Quasigeoids vom Referenzellipsoid wird Höhenanomalie oder Quasigeoidhöhe genannt.

Eine einfache Fläche als Grundlage für die Bestimmung von Höhen auf der Erde wäre die Oberfläche eines rein geometrischen Rotationsellipsoids. Ausschlaggebend für Höhe sind jedoch vielmehr physikalische Kräfte wie das Gravitationsfeld der Erde und die Zentrifugalkraft. Die aussagekräftigste Basis wäre eine Fläche, deren Punkte alle dasselbe Schwerepotential besitzen. Besonders für Höhenangaben geeignet wäre das Geoid, das eine solche theoretische Fläche ist, die sich über den Ozeanen auf Höhe des mittleren Meeresspiegels befindet. Zur Bestimmung des abseits der Ozeane in der Regel unterhalb der Erdoberfläche verlaufenden Geoids bedarf es allerdings der Kenntnis über die Verteilung der Massendichte im Erdplaneten. Da diese bislang nur unzureichend gemessen werden kann, bedient man sich des Quasigeoids, welches mit mathematischen Mitteln das Geoid annähernd bestimmt.

Durch die – wenngleich nur näherungsweise – Berücksichtigung des Schwerefelds der Erde ergeben sich im Vergleich zum Normalnull physikalisch realistischere Höhenangaben.

Umstellung von Normalnull auf Normalhöhennull

Einführung des Deutschen Haupthöhennetzes 1992: DHHN92

Bei dem 1879 eingeführten Normalnull blieb das Schwerefeld der Erde unberücksichtigt. Nach einem Beschluss der Vermessungsverwaltungen der deutschen Bundesländer, auf ein physikalisches Höhenmodell zu wechseln, begann 1993 die Umstellung der Bezugshöhe und damit von den bisherigen Normal-orthometrischen Höhen auf Normalhöhen des Deutschen Haupthöhennetzes 1992. Das Normalhöhennull ist in Deutschland gleichzeitig Grundlage für das United European Levelling Net (UELN), in dessen Rahmen die Höhensysteme der europäischen Länder vereinheitlicht werden.

Stand der Umsetzung auf DHHN92

NHN-Höhenangabe im Harz an der Brockenstraße

Durch die Umstellung änderten sich sowohl die bisherigen westdeutschen als auch die ostdeutschen Höhen; erstere aufgrund der Umstellung auf Normalhöhen, letztere aufgrund des Wechsels vom Kronstädter Pegel zum der NHN zugrunde liegenden Amsterdamer Pegel, dessen Höhenangaben – je nach Ort – um 0,06–0,16 m von den bisherigen Angaben abweichen. Durch neue Einmessung im Rahmen der Umstellung sind aber auch Abweichungen von mehreren Dezimetern aufgetreten. Beispielsweise ist die Zugspitze gemäß der Neumessung von der NHN 0,59 m höher, als es die alte Messung von der NN ergab.

In Deutschland sind für das amtliche Vermessungswesen die einzelnen Bundesländer zuständig. Dadurch erfolgt die Erfassung und Veröffentlichung der neuen Höhenangaben uneinheitlich. Anfang 2013 meldeten die meisten Bundesländer (außer Berlin, Thüringen und Sachsen-Anhalt) die komplette Erfassung der neuen digitalen topographischen Karte 1:25.000 (DTK). Bei DTK25-Karten wird als Höhenbezug Normalhöhennull angegeben, bei DTK25-V-Karten (eingescannte topographische Karten) wird aber immer noch Höhennull (HN) bzw. Normalnull (NN) verwendet. Es sind noch nicht alle neuen DTK-Karten gedruckt erschienen.

Aktuelle topografische Karten des Bundesamts für Kartographie und Geodäsie sollen auf NHN basieren. Die Grunddaten werden dem Bund von den einzelnen Bundesländern bereitgestellt. Die Zuständigkeit des Bundes beginnt erst ab einem Maßstab von 1:200.000 bis 1:1 Mio. und Höhen werden oft nur in vollen Metern angegeben. Damit ist die Umstellung von Normalnull auf Normalhöhennull in den amtlichen Karten des Bundes kaum nachvollziehbar. In elektronischen Kartenwerken des Bundes und der Länder ist das verwendete Höhenbezugssystem oft nur schwer zu ermitteln.

Einführung des Deutschen Haupthöhennetzes 2016: DHHN2016

DHHN2016 ist das am 21. September 2016 von der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder (AdV) beschlossene und zum 30. Juni 2017 eingeführte Höhensystem in Deutschland. Es ist Teil des Integrierten Raumbezugs 2016. Es handelt sich um eine Neuvermessung des Nivellementnetzes 1. Ordnung mit Abweichungen gegenüber DHHN92 im Bereich bis zu einigen Zentimetern. Zur Unterscheidung von Höhen der vorherigen DHHN-Versionen bezeichnet man DHHN2016-Höhen als Höhen über Normalhöhen-Null (NHN) im DHHN2016.

Siehe auch

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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 18.07. 2018