Kleinbildkamera

Der klassische 35-mm-Kleinbildfilm (Typ 135) mit dem Bildformat 24 × 36 mm
Kleinbildfilm in Filmpatrone

Als Kleinbildkameras werden meistens 35-mm-Film-Kameras mit einem Bildformat von 24 mm × 36 mm verstanden, welche die Kleinbildpatrone vom Typ 135 verwenden. Im weiteren Sinne gehören alle Kameras dazu, die ein Filmformat von etwa zwei bis vier Zentimetern Kantenlänge besitzen; dabei handelt es sich um heute nicht mehr gebräuchliche Filmtypen und Formate.

Mit dem Aufkommen der digitalen Kompaktkameras sind die meisten Kleinbildfilmkameras vom Markt verschwunden.

Für Digitalkameras mit Aufnahmesensoren im Kleinbildformat siehe Vollformatsensor.

Kameratypen

Sucherkameras

Leica I, 1927, mit Objektiv Leitz Elmar 1:3,5 F=5cm: die erste Kleinbildkamera
Lordomat aus 1953: Sucherkamera des in Wetzlar (wie Leitz) ansässigen ehemaligen Herstellers Leidolf
Rolleiflex Baby, eine zweiäugige Spiegelreflexkamera für den 127er Rollfilm
Minox 35 GT, eine sehr kompakte Sucherkamera

Praktisch sämtliche einfachen Kameras wurden als Sucherkamera gebaut; hinzu kommen noch einige System-Sucherkameras der gehobenen Preisklasse, insbesondere die Leica-M-Serie, die in der Regel als Messsucherkameras bezeichnet werden. Dadurch machten sie den größten Anteil unter den Kleinbildkameras aus. Sucherkameras gab es von zahlreichen Anbietern, nahezu jeder Kamerahersteller hatte einige in seinem Programm. Besondere Bauformen sind die Unterwasserkamera Nikonos von Nikon und die Panoramakamera Hasselblad XPan. In den 1990er-Jahren ist die russische Lomo sehr bekannt geworden.

Einäugige Spiegelreflexkameras

Nikon F chrom mit auswechselbarem Prismensucher (ohne Belichtungsmesser) und frühem Objektiv NIKKOR-S Auto 1:1,4 f=5,8cm (1959). Sie gilt als Urtyp aller folgenden professionellen SLR-Kameras dieser Art und wurde von 1959 bis 1974 gebaut.

Die meisten hochwertigen Kleinbildkameras waren einäugige Spiegelreflexkameras, auch SLR für „Single Lens Reflex“ genannt. Zumeist waren es Systemkameras mit einem großen Angebot an Objektiven und anderem Zubehör.

Zweiäugige Spiegelreflexkamera

Zweiäugige Spiegelreflexkameras (auch als TLR für "Twin Lens Reflex" bezeichnet) hatten im Kleinbildbereich keine Bedeutung. Zum einen gab es die Rolleiflex Baby und einige asiatische Nachbauten, eine quaderförmige Kamera mit Lichtschachtsucher und dem Format 4 × 4 Zentimeter. Zum anderen existierten in den 1960er-Jahren wenige zweiäugige Kameras für den Filmtyp 135, etwa die Agfa Optima Reflex. Sie sahen aus wie eine gewöhnliche einäugige Kamera, besaßen also einen fest eingebauten Pentaprismensucher, nur eben zwei kleine fest eingebaute Objektive. 1936 wurde mit der Contaflex von Zeiss Ikon eine einzigartige zweiäugige Spiegelreflexkamera für das Kleinbild eingeführt, die – extrem aufwändig gebaut und daher sehr teuer – kommerziell wenig erfolgreich war.

Eigenschaften

Größe und Gewicht

Kleinbild- unterscheiden sich von Mittelformatkameras zumeist erheblich im Gewicht: Mit 5 kg bis 6 kg lässt sich bereits ein ausgesprochen universell verwendbares System zusammenstellen. Kompaktkameras nähern sich sogar mitunter der Pocketkamera in ihrer Größe an. Einen ersten Schritt in diese Richtung machte 1966 die Rollei 35, gefolgt von der Minox 35 (1974) und der Olympus XA (1979).

Kosten

Aufgrund der großen Stückzahlen wurden Kleinbildkameras sehr kostengünstig gefertigt; hinzu kommt, dass der erforderliche Bildkreis gegenüber dem Mittelformat kleiner ausfallen kann, was die Objektive in der Regel bedeutend billiger macht. Auch wurden die Filme wegen des Massenmarktes zumeist besonders günstig angeboten.

Schärfentiefe

Mit seiner Schärfentiefe stellt das Kleinbildformat 24 mm × 36 mm einen günstigen Kompromiss dar; einerseits sind die Brennweiten kurz genug, um bereits mit geringem Abblenden einen großen Schärfenbereich erzeugen zu können, andererseits steht voll aufgeblendet meist genügend Unschärfe zur Verfügung, um den Hinter- vom Vordergrund abheben zu lassen. Letzteres wird auch durch die für viele Systeme verfügbaren lichtstarken Objektive unterstützt. Normalobjektive mit f/1,2 und leichte Teleobjektive mit f/2 lassen sich mit vertretbaren Kosten und Gewicht bauen (zum Vergleich: mit dem Halbformat 18 mm × 24 mm ist es schwierig, einen für gestalterische Zwecke ausreichend unscharfen Hintergrund zu erzeugen).

Sucher

Die meisten Spiegelreflexkameras weisen einen fest eingebauten Prismensucher auf; bei den professionellen Topmodellen war es bis in die 1980er-Jahre üblich, dass die Einstellscheibe oder der ganze Sucher ausgewechselt und somit auf verschiedene Bedürfnisse angepasst werden konnte. Dies ist heute zumeist nicht mehr der Fall, einerseits weil z. B. ein Lichtschachtsucher eine gegenüber dem Mittelformat zu kleine Mattscheibe besitzt, als dass mit ihm das Motiv perfekt beurteilt werden könnte. Andererseits kann bei modernen Kameras die elektronische Steuerung das Auswechseln von Hardware-Komponenten ersetzen und damit überflüssig machen.

Bildqualität

Das Kleinbild bietet generell eine hohe Bildqualität, mit einigem Aufwand kommt es sogar dem Mittelformat nahe. Aufwand bedeutet dabei, einen niedrigempfindlichen Film, eine hochwertige Optik und ein Stativ zu verwenden. In „digitalen“ Begriffen ausgedrückt, lässt sich mit einem hochwertigen KB-Diafilm niedriger Empfindlichkeit (25 ISO) eine technische Auflösung von etwa 16 Millionen Pixeln erzielen. Das Scannen von Kleinbildnegativen oder -dias mit höheren Auflösungen ist nicht sinnvoll, weil in diesem Fall nur noch das auf dem Film physikalisch vorhandene Korn der lichtempfindlichen Schicht vergrößert werden würde. Konstruktionsbedingt ist es etwas leichter, für (Mess-)Sucherkameras besonders hochwertige Objektive herzustellen, während bei Spiegelreflexkameras der optisch-technische Aufwand wegen des durch den Rückschwingspiegel beanspruchten Platzes etwas größer ist. Dieser leichte Vorteil wurde in den letzten Jahren aber durch die Massenproduktion der Spiegelreflexsysteme und ihre damit sinkenden Produktionskosten praktisch ausgeglichen.

Einsatzgebiete

Kleinbildkameras lassen sich universell einsetzen. Es gibt kein Gebiet, auf dem sie nicht zumindest akzeptable Leistungen bieten könnten. Die Stärken insbesondere der Kleinbild-Spiegelreflexkamera liegen bei weit entfernten und schnell bewegten Motiven, weswegen sie jahrzehntelang den Markt für professionelle Sport- und Pressefotografen beherrschte (während Studio- und Landschaftsfotografen fast ausschließlich Mittel- und Großformatkameras einsetzten). Für die Systemkameras gibt es Objektive bis etwa zwölffacher Vergrößerung mit extrem guten Abbildungseigenschaften, wobei sich die Vergrößerung mit einem davor angeschlossenen Telekonverter bei nur geringem Qualitätsverlust weiter erhöhen lässt. Gut funktionierende Autofokus-Systeme sowie Bildstabilisatoren erleichtern hochwertige Sport- und Tieraufnahmen. Hochwertige Messsucherkameras sind dagegen eher bei ungünstigen Lichtverhältnissen von Vorteil sowie in Situationen, die mehr Diskretion erfordern, wenn kein Stativ verwendet werden kann oder wenn es auf eine kleinere und leichtere Ausrüstung ankommt. Die zahlreichen lichtstarken Objektive erlauben Freihand-Nachtaufnahmen, die mit dem Mittelformat nicht erreichbar sind.

Literatur

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Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 01.06. 2022