Ovariektomie
Unter Ovariektomie oder Ovarektomie (synonym Oophorektomie) versteht man die operative Entfernung eines oder beider Eierstöcke (Ovarien) aufgrund von Erkrankungen wie Tumoren oder Ovarialzysten oder um die Hormonproduktion zu reduzieren (etwa bei Brustkrebs). Bei gutartigen Tumoren kommt eine Teilentfernung in Frage, ansonsten wird das/die Ovar/Ovarien komplett reseziert, unter Umständen auch mit Teilen des Eileiters (Salpingo-Oophorektomie). Wenn die Eierstöcke und die Gebärmutter (Uterus) entfernt werden, spricht man von Ovariohysterektomie.
Geschichte
Die ersten bekanntgewordenen Ovarektomien erfolgten durch den Landarzt und Chirurgen Ephraim McDowell (1771–1830), der 1809 einen etwa 10 Kilogramm schweren Eierstocktumor operativ entfernte und in Folge über mindestens drei weitere Ovarektomien berichtete. Er war somit der Erste, der erfolgreich eine Ovarektomie durchgeführt hatte. Der Chirurg und Geburtshelfer Nathan Smith (1762–1829) führte 1821 eine Ovariotomie durch. Die erste erfolgreiche Entfernung von Gebärmutter und Eierstöcken gelang 1863 dem Anatomen und Gynäkologen Eugène Koeberlé (1828–1915), der bis 1880 an der Clinique de la Toussaint in Straßburg tätig war. 1865 hatte auch der Chirurg Thomas Spencer Wells (1818–1897) schon 114 Ovariotomien und 1876 führte Jakob Heinrich Hermann Schwartz erstmals unter aseptischen Kautelen eine Ovariotomie durch. Die erste Ovariektomie bei einer Patientin mit Mamma-CA wurde laut Martz am 15. Juni 1895 von George Thomas Beatson durchgeführt.
Methoden der Ovariektomie
Es gibt verschiedene Operationsmethoden, mit denen die Eierstöcke gängigerweise entfernt werden.
Laparoskopie
Die Laparoskopie ist ein minimal-invasiver Eingriff, der durch einen kleinen Einschnitt innerhalb der Bauchdecke ausgeführt wird. Die operativen Risiken sind gegenüber anderen Operationsmethoden minimiert. In Studien mit Pferden und Hunden hat sich herausgestellt, dass während des laparoskopischen Eingriffs die wenigsten Komplikationen während der Ovariektomie auftreten.
Laparotomie
Laparotomie bezeichnet die klassische Operationsmethode, bei welcher die Bauchdecke zur Entfernung der Eierstöcke geöffnet wird.
Kolpotomie
Bei der Kolpotomie erfolgt der Zugriff auf die Eierstöcke durch einen Einschnitt in der Scheide.
Folgen der Ovariektomie
Die beidseitige Entfernung der Eierstöcke stellt eine Kastration dar, die Zeugungsfähigkeit ist danach nicht mehr gegeben. Die Eierstöcke produzieren wichtige Sexualhormone, darunter Östrogen, Progesteron und Androgen. Diese Hormone wirken sich nicht nur auf die Fortpflanzungsfähigkeit aus, sondern steuern auch weitere physische und psychische Funktionen. Die beidseitige Entfernung der Eierstöcke und der damit einhergehende Hormonmangel kann zu körperlichen Beschwerden wie Schwindel oder Migräne und Übelkeit führen und zudem auch psychische Beschwerden wie veränderten Empfindungen und Sinneswahrnehmungen oder sogar eine Depression verursachen.
Wird mit den Eierstöcken auch die Gebärmutter entfernt, setzt die Menopause abrupt ein, Frauen klagen häufig über die typischen Wechseljahrsbeschwerden wie Schweißausbrüche, trockene Schleimhäute, Stimmungsschwankungen und Schlaflosigkeit. Um den körperlichen und seelischen Beschwerden nach einer Ovariektomie entgegenzuwirken, kann eine Hormonersatztherapie angewandt werden. Üblich ist eine Behandlung mit künstlichen Östrogenen und Progesteron oder Gestagenen.
Bei Verbleib von Eierstockrestgewebe kann sich ein Ovarian-Remnant-Syndrom entwickeln.
Prophylaktische Ovariektomie
Eine prophylaktische Ovariektomie bei erhöhtem Risiko für gynäkologische Tumoren, etwa bei Mutationen der BRCA-Gene, wird kontrovers diskutiert. Die Gabe von künstlichen Hormonen kann die nach der Eierstockentfernung auftretenden Beschwerden zwar lindern, birgt aber auch das Risiko, hormonabhängige Tumore entstehen zu lassen.
Basierend auf einem Artikel in: Wikipedia.de Seite zurück© biancahoegel.de
Datum der letzten Änderung: Jena, den: 03.07. 2024