Äquivalenzumformung
In der Mathematik bezeichnet Äquivalenzumformung (lateinisch aequus = gleich; valere = wert sein) eine Umformung einer Gleichung bzw. Ungleichung, die den Wahrheitswert unverändert lässt (logische Äquivalenz). Die umgeformte logische Aussage ist also für dieselbe Variablenbelegung wahr wie die ursprüngliche Aussage. Äquivalenzumformungen können durch Anwendung der inversen Operation wieder ohne Probleme rückgängig gemacht werden. Äquivalenzumformungen sind die wichtigste Methode zum Lösen von Gleichungen und Ungleichungen.
Äquivalenzumformungen von Gleichungen
Eine Äquivalenzumformung ist beispielsweise die Addition oder Subtraktion eines Terms auf beiden Seiten. Subtrahiert man von der Gleichung
die Zahl 5 (indem man die Zahl auf beiden Seiten subtrahiert), erhält man die Gleichung
.
Die Multiplikation oder Division eines Terms auf beiden Seiten der Gleichung, solange dieser ungleich 0 ist, ist ebenfalls eine Äquivalenzumformung.
Zu beachten ist, dass die Multiplikation mit Null oder Division durch Null
oft versteckt auftritt; so ist beispielsweise die Multiplikation mit
keine Äquivalenzumformung, da dieser Multiplikator im Falle
eben Null sein kann. Allerdings kann man durch Fallunterscheidung
sicherstellen, dass eine Multiplikation oder Division mit Null nicht
stattfindet: Fälle, in denen ein Multiplikator oder Divisor Null ist, sind
gesondert zu untersuchen; ansonsten sind die umgeformten Aussagen nur unter
einer entsprechenden Zusatzvoraussetzung (also nicht allgemein) zueinander
äquivalent.
Ebenfalls keine Äquivalenzumformung ist im Allgemeinen das Quadrieren, so hat
beispielsweise die Gleichung
eine reelle Lösung, die quadrierte Gleichung
hingegen zwei reelle Lösungen (nämlich +2 und -2). (Es sei aber angemerkt: Durch
einschränkende Bedingungen an
kann man auch das Quadrieren zu einer Äquivalenzumformung machen. Setzt man
bspw.
voraus, so sind die Gleichungen
und
gleichwertig!)
Generell ist die Anwendung einer injektiven
Funktion
auf beide Seiten einer Gleichung eine Äquivalenzumformung; obiges Beispiel der
Subtraktion von 5 auf beiden Seiten entspricht der Anwendung der Funktion
.
Äquivalenzumformungen von Ungleichungen
Bei Ungleichungen ist das Inversionsgesetz zu beachten, nach dem bei Multiplikation mit bzw. Division durch eine negative Zahl die Ordnungsrelation die Richtung ändert. Multipliziert man beispielsweise die Ungleichung
mit -5, so erhält man die äquivalente Ungleichung
.
Division durch -5 liefert wieder die ursprüngliche Ungleichung.
Generell ist die Anwendung einer streng monotonen
Funktion auf beide Seiten einer Ungleichung eine Äquivalenzumformung; bei
streng monoton steigenden Funktionen bleibt die Richtung der Ordnungsrelation
erhalten; bei streng monoton fallenden Funktionen ändert die Ordnungsrelation
die Richtung. Obiges Beispiel der Multiplikation mit -5 auf beiden Seiten
entspricht der Anwendung der streng monoton fallenden Funktion .
Multipliziert man eine Ungleichung mit einer Zahl, deren Vorzeichen nicht bekannt ist, so ist eine Fallunterscheidung erforderlich. So möchte man beispielsweise die Ungleichung
gerne mit
multiplizieren, aber es ist nicht bekannt, ob
oder
gilt (der Fall
ist auszuschließen, da dann die linke Seite der Ungleichung nicht einmal
definiert wäre). Falls
gilt, ergibt sich also
,
im Fall
dagegen
.
Somit ist die gegebene Ungleichung insgesamt äquivalent zu
dies wiederum zu
insgesamt also
Anstatt die logischen Kombinationen wie hier im Hinblick auf die Äquivalenz gemeinsam abzuhandeln, ist es üblich, die Fälle nacheinander und getrennt zu bearbeiten und am Ende zusammenzufassen.
Notation
Äquivalenzumformungen werden meist mit einem Äquivalenzpfeil ⇔ (Unicode U+21D4) bezeichnet. Angewendet auf obiges Beispiel also:
Darstellung der Umformungsoperation: Insbesondere in der Schulmathematik wird bei Äquivalenzumformungen oft mit einem senkrechten Strich hinter der (Un-)Gleichung dargestellt, welche Operation als nächste auf beide Seiten der (Un-)Gleichung angewendet werden soll. Die obigen Beispiele schreiben sich dann in der Form
bzw.
.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 02.04. 2021