Herren von Lobdeburg

Ursprung und Herkunft der Lobdeburger

10. bis frühes 12. Jahrhundert

Als Gründer der Stadt und erste Stadtherren nahmen die Herren von Lobdeburg in der Geschichte Jenas eine zentrale Rolle ein.
Das Adelsgeschlecht der Lobdeburger, das bis ins frühe 14. Jh. zu der einflussreichsten politischen Kräften an der mittleren Saale zählte, entstammte nicht der einheimischen Führungsschicht, sondern war in der ersten Hälfte des 12. Jh.s aus dem heutigen Mittelfranken zugewandert. Seine Anfänge lassen sich in die Gegend von Nördlingen zurückverfolgen, wo die Familie erstmals 959 an ihrem ältesten, namengebenden Stammsitz Auhausen an der Wömitz urkundl. bezeugt ist. Hier gründete sie zu Beginn des 12. Jh. ein Kloster als Familiengrablege und von hier erweiterte sie ihr Herrschaftsgebiet um die unweit südl. gelegene Herrschaft Alerheim, nach der sie sich seit 1129 vorwiegend benannte. Von dieser schmalen Machtgrundlage aus stiegen die Herren von Auhausen/Alerheim in den ersten Jahrzehnten des 12. Jh.s zu einem der führenden Adelsgeschlechter des fränk.-schwäb.-bayer. Grenzraums auf.
Unter dem 1129 bis 1147/50 bezeugten Hartmann dehnten sie ihren Einfluss nach Norden in die Mainlande sowie nach Westen in die heutige Südpfalz aus. Sie beteiligten sich an der Gründung des pfälz. Zisterzienserklosters Eußerthal (1148) und konnten mit Hartmanns jüngstem Sohn Rapodo (1167-1176) für kurze Zeit den Bischofsstuhl von Speyer besetzen.

Die Lobdeburg (Aufnahme Juli 2019)

Weit folgenreicher aber noch war ihre gleichzeitige Herrschaftsexpansion über den Thüringer Wald an die mittlere Saale. Sie erfolgte wahrscheinlich in den 1120er Jahren und war - wie die Spitzenstellung Hartmanns von Auhausen/Alerheim bereits bei seinem ersten urkundlichen Auftreten an der Saale 1133 zeigt - mit einem raschen Aufstieg unter den Adelsfamilien dieses Raums verbunden. Ausgangspunkt war der alte Zentralort Lobeda, über dem Hartmann vor 1150 auf einem Bergspom die nach diesem Ort benannte Lobdeburg errichtete. Bereits 1150 titulierte sich sein ältester Sohn Hartmann (1150-1184) nach der Lobdeburg als neuem Stammsitz, während sein jüngerer Sohn Otto (1150-1194) sich zunächst weiter nach Alerheim benannte. Schon 1166 jedoch wurden beide urkundlich als „Gebrüder von Lobdeburg“ („fratres de Lofdeburch“) bezeichnet, was in der Folgezeit zu ihrer fast durchgängigen Titulierung wurde. Binnen Kürze war die Lobdeburg somit zum neuen Mittelpunkt der Familie und damit auch zum neuen Zentrum ihres Selbstverständnisses als Adelsgeschlecht geworden.
Deutlich spiegelt sich hierin wider, dass die Familie - auch wenn sie bis ins 14. Jh. in ihren mittelfränkischen Herkunftsgegenden und den Mainlanden begütert blieb und mit Otto I. (1207-1223) und Hermann I. (1225-1254) zwei Bischöfe von Würzburg stellte - spätestens seit der Mitte des 12. Jh.s ihren hauptsächlich Herrschafts- und Wirkungsbereich an die mittlere Saale und nach Ostthüringen verlagert hatte. Die näheren Umstände dieses folgenreichen Wechsels werden in den Quellen nicht genannt und sind allenfalls indirekt zu erschließen.
Lobeda als der Ausgangspunkt für den Herrschaftsaufbau an der mittleren Saale gehörte - ebenso wie die später bezeugten lobdeburgschen Besitzungen Burgau und Großlöbichau - im 10./ frühen 11. Jh. zum königl. Burgbezirk Kirchberg (Hausbergburgen). Das alte Herrschaftszentrum Kirchberg stand, wie die Nutzung seiner Pfalz unter Kg. Lothar III. (1125-1137) und die Einrichtung der Burggrafschaft Kirchberg unter Kg. Konrad III. (1138-1152) zeigen, noch in der ersten Hälfte des 12. Jh.s unter unmittelbarem königl. Einfluss. Die Ansiedlung der Herren von Auhausen/Alersheim in Lobeda und damit im Bereich des früheren Burgbezirks vor 1133 dürfte somit mit ausdrücklichen Zustimmung des Königs und am wahrscheinlichsten durch königl. Belehnung erfolgt sein. Ähnliches ist auch für den Erwerb Jenas anzunehmen, das im letzten Drittel des 12. Jh.s deutlicher unter der Herrschaft der Lobdeburger fassbar wird. Zwar muss das Verhältnis Jenas zu dem königl. Burg- und Pfalzort Kirchberg offen bleiben, doch war Jena gleichfalls älterer königl. Besitz und befand sich - bedenkt man die gleichzeitigen Aktivitäten des Königtums im benachbarten Kirchberg - in den ersten Jahrzehnten des 12. Jh.s wohl ebenfalls noch unter königl. Oberhoheit . Dies legt es nahe, dass die Familie den Ort Jena gleichfalls aus königl. Hand erhielt, und dass ihr Jena gemeinsam mit Lobeda und den anderen ältesten Gütern bei ihrer Niederlassung an der mittleren Saale übertragen wurde. Als Zeitpunkt kommen v. a. die ersten Regierungsjahre Kg. Lothars III. (1125-1137) in Betracht.

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Basierend auf einem Artikel in: Jena - Lexikon zur Stadtgeschichte
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 03.08. 2019