Rittersporn

Delphinium, Consolida

Wild-, Pracht- und Schnittblumen mit ein- und mehrjährigen Arten.
Standort: In Sonne oder Halbschatten, in durchlässigen, mineralischen Böden.
Höhe: Je nach Art und Sorte 30 bis 200 cm.
Blütezeit: Je nach Art von Mai bis Oktober, oft mit 2. Blüte nach dem Zurückschneiden.
Vermehrung: Durch Teilung und Samen.

Die Gattung Delphinium umfaßt etwa 250 Arten und gehört in die Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Man findet natürlich wachsende Rittersporn-Arten in den gemäßigten Gebieten der nördlichen Halbkugel. Als Zierpflanzen werden sie aber nahezu weltweit kultiviert.

Es handelt sich um krautige Pflanzen, die einjährig oder ausdauernd wachsen. Sie besit­zen meist handförmig geteilte Blätter, die wechselständig an den aufrechten, wenig ver­zweigten Sprossen stehen. Der Blütenstand ist traubig, selten leicht rispig und kerzenförmig.
Die Einzelblüten bestehen aus 5 Kronblättern, deren oberstes einen bis zu mehrere cm langen Sporn bildet, und meist 4 Honigblättern, von denen die 2 oberen Auswüchse in den Sporn entsenden und dort den Nektar produzieren. Durch diese Blütenform kann die Pflanze nur von kräftigen Insekten mit langen Rüsseln bestäubt werden, etwa von Hummeln. Man findet aber auch immer wieder Blüten, deren Sporne am hinteren Ende ein Loch besitzen. Hier haben sich kleine Nektarräuber bedient, ohne die übliche Dienstleistung zu vollziehen.
Zudem tragen die Pflanzen zahlreiche Staubgefäße und 3 bis 5 Fruchtblätter, aus denen sich die aufrechten Balgfrüchte entwikkeln. Die Samen können aufgrund der nach oben gebogenen Fruchtstiele nur herausfallen, wenn die Pflanze durch Wind oder vorbeistreifende Tiere geschüttelt wird. Diese Fruchtstiele sind meist dunkelbräunlich bis schwarz gefärbt und enthalten die für die Verwandtschaftsgruppe der Hahnenfußgewächse typischen Benzylisochinolinalkaloide, deretwegen der Rittersporn und verwandte Pflanzen schon seit langer Zeit medizinisch genutzt werden.
Eine andere Gattung, die häufig mit Delphinium vereinigt wird, ist Consolida. Sie beinhaltet vor allem die einjährigen Rittersporn-Arten, wie etwa den bei uns heimischen Acker-Rittersporn, C. regalis, der auch als Delphinium consolida bekannt ist. Die Pflanzen unterscheiden sich aber deutlich durch ihre zierlicheren Blüten, die nur 2 Honigblätter besitzen. In dieser Gattung sind einige Sommerblumen zu finden, die sich hervorragend für naturnahe Gärten, aber auch für Rabatten eignen.

Einjährige Arten

Der bereits erwähnte ein-, seltener zweijährige Acker-Rittersporn, Consolida regalis, wird 15 bis 45 cm hoch, kann aber besonders als Gartenform auch 90 cm Höhe erreichen. Die Sprosse sind für gewöhnlich verzweigt, so daß buschige Pflanzen entstehen. Die Blätter sind doppelt dreizählig geteilt mit linearen Abschnitten. Die Blüten sind sternförmig mit einem bis zu 2 cm langen Sporn. Bei der Wildart sind sie blau gefärbt, bei Kulturformen können sie auch rosa oder weiß sein. Es gibt auch gefüllte Sorten. Die von Juni bis August blühende Art wird meist als Sommerblume in Rabatten verwendet, in ihrer Wildform auch in naturnahen Gärten. Sie bevorzugt kalkhaltige Böden, die nicht zu mager sein sollten.
Eine Art, die zwar im Mittelmeergebiet heimisch ist, bei uns aber gelegentlich aus Kultur verwildert angetroffen werden kann, ist Consolida ambigua, die auch als C. ajacis oder Delphinium ajacis bekannt ist. Sie wird 50 bis 90 cm hoch und besitzt verzweigte Sprosse, die in locker besetzten Blütentrauben enden. Bei der Varietät minus erreichen die Pflanzen nur 30 cm Höhe. Die Blüten können bei den verschiedenen Sorten weiß, rosa, purpurn oder blau gefärbt sein. Innerhalb der „Ranunculiflorum"- und der „Hyacinthiflo-rum"-Gruppe treten gefüllte Blüten auf, die, nach Sorten getrennt, verschiedene Farben aufweisen.
Der Morgenländische Rittersporn, Conso­lida orientalis, auch als Delphinium Orientale bekannt, stammt aus dem südlichen Europa und kommt bei uns zuweilen verwildert vor. Seine 30 bis 60 cm hohen Sprosse enden in dichten Blütentrauben. Die Einzelblüten sind rötlich-violett und erscheinen von Juli bis August.

Pflege und Vermehrung

Die einjährigen Rittersporn-Arten sollten auf tiefgründigen, frischen Böden stehen, die nicht zu mager sein sollten. Auf ausreichende Wasserversorgung ist unbedingt zu achten.
Vermehrt werden die Pflanzen ausschließlich durch Aussaat. Am besten sät man im Herbst, denn bei Frühjahrssaat werden die Pflanzen meist nicht sehr kräftig. Die Saatreihen sollten einen Abstand von 30 bis 50 cm besitzen. Innerhalb der Reihen sind die Pflanzen bald auf etwa 15 cm zu verziehen.

Mehrjährige Arten

Unter den mehrjährigen Arten findet man gelegentlich einige Wildarten im Angebot, die vielleicht nicht so prächtig blühen wie die großen Hybriden, aber dafür ihren ganz eige­nen, eleganten Reiz besitzen.
Besonders für den Steingarten gibt es ein paar Arten, die sich durch eine geringe Höhe auszeichnen.
Leider nicht vollständig winterhart ist Delphinium nudicaule aus Nordkalifornien. Deswegen sollte man ihn immer wieder neu aus Samen heranziehen. Er erreicht eine Höhe von 30 bis 40 cm und blüht von Juni bis Juli. Die orangeroten Blüten bilden einen hübschen Kontrast zum dunklen Laub. Die Art, von der es auch einige Sorten mit gelben und orangefarbenen Blüten gibt, verlangt einen besonders sonnig-warmen Stand.
Ebenfalls nur 40 cm hoch wird D. przewalskyi. Die Art kommt aus China und blüht von Juli bis August enzianblau.
Gelegentlich findet man in den Angeboten eine oder mehrere Sorten von D. grandiflorum. Die Art wird je nach Lage und Sorte 40 bis 80 cm hoch und blüht weiß oder blau in verschiedenen Abtönungen. Leider ist diese Art, die aus Ostsibirien und Westchina stammt, nicht sehr langlebig. Man muß sich also regelmäßig um Nachwuchs kümmern.
Aus dem Himalaya stammt der nur 30 bis 50 cm hoch werdende D. cashmerianum. Er bringt seine tiefvioletten Blüten erst relativ spät im Jahr. Die reguläre Zeit dafür liegt zwischen Juni und Oktober. Im Steingarten ist er mit seinen bis zu 3 cm breiten Blüten ein herrlicher Blickfang.
Die bekanntesten Rittersporne sind die Garten-Hybriden. Durch jahrhundertelange Züchtungsarbeiten ist es den Gärtnern gelungen, Sorten zu schaffen, die man ohne Bedenken zu den prächtigsten Blütenstauden rechnen kann. Ein Staudenbeet, das verschieden­farbige Gruppen der großen Garten-Rittersporne neben Türkenmohn, Sonnenbraut oder Fackellilien beherbergt, ist für mehrere Wochen eine wahre Augenweide.
Die Hauptblütezeit der Hybriden reicht von Juni bis Juli. Wenn man die abgeblühten Trauben bis auf 10 cm zurückschneidet, bevor sie Samen ansetzen, wird man mit einiger Sicherheit noch eine 2. Blüte im September und Oktober erleben.
Um die Vielfalt der Sorten etwas überschaubarer zu machen, werden sie in 3 verschiedene Gruppen eingeteilt.

Belladonna-Gruppe
  Blütenfarbe Höhe in cm
Atlantis tiefviolett 80
Ballkleid hellblau 100
Capri hellblau 120
Moerheimlii weiß 100
Völkerfrieden ultramarin 100

Die 1. Gruppe bilden die „Belladonna" -Hybriden. Sie zeichnen sich durch einen lokkeren Aufbau und feines Laub aus. Aufgrund eines eleganten Wuchses hat man sie „Belladonna" genannt, was „schöne Frau" bedeutet. Die Pflanzen werden etwa 80 bis 120 cm hoch und gehören in die Mitte gleichmäßig aufgebauter Staudenrabatten. Es gibt reinweiße Sorten wie „Casa Bianca", andere, etwa „Völkerfrieden", sind leuchtendblau. Auch Dunkellila ist vertreten, z. B. mit „Kleine Nachtmusik". Hübsch sind auch solche, die ein farblich abgesetztes „Auge" besitzen. „Capri" z. B. blüht hellblau mit weißem Auge.

Elatum-Gruppe
  Blütenfarbe Höhe in cm
Augenwide hellblau 180
Berghimmel himmelblau 170
Gute Nacht tief dunkelblau 170
Polarfuchs weiß 160

Eine weite Gruppe wird „Elatum"-Hybriden genannt. Dieses lateinische Wort bedeutet „hoch". In der Tat werden die Pflanzen, die manchmal auch noch unter der veralteten Bezeichnung „Cultorum"-Hybriden angeboten werden, bis zu 2 m groß. Es gibt aber auch Sorten, die nur 130 cm erreichen. Die meisten eignen sich hervorragend als Hintergrundsbepflanzung. Die steil aufrechten Blütenkerzen passen gut zu anderen Prachtstauden, deren Konkurrenz sie keineswegs zu scheuen brauchen. Von Hellblau mit weißem Auge bei „Merlin" bis Dunkelblau mit schwarzem Auge bei „Finsteraarhorn" gibt es alle Übergänge. Bei einigen Sorten findet man auch weiße oder rosa Tönungen.

Pacific-Gruppe
  Blütenfarbe Höhe in cm
Astolat rosa 160
Black Night dunkelviolett 160
Galahad reinweiß 160

Die 3. Gruppe wurde hauptsächlich in Amerika entwickelt. Sie trägt deshalb den Namen „Pacific"-Hybriden. Die Sorten besit­zen eindrucksvolle Blütentrauben, die meist eine Höhe von etwa 180 cm erreichen. Leider sind sie ein wenig windanfällig und müssen deswegen entweder sehr geschützt gepflanzt oder gut abgestützt werden. Als Schnittblu­men eignen sie sich aber ganz hervorragend. Auch hier findet man von Weiß bei „Weißer Herkules" bis Dunkelviolett bei „King Arthur" alle Zwischentöne. Die meisten Sorten haben in ihrer Blütenmitte ein farblich abgesetztes Auge, das durch die 4 Honigblätter gebildet wird. Es gibt auch besonders schöne Sorten mit gefüllten Blüten. Da die Sorten meist aus Samen angezogen werden, sind die Pflanzen einer Sorte nicht immer ganz einheitlich in ihrem Farbton.

Standort, Pflege und Vermehrung

Rittersporn sollte sonnig stehen, da er sich im Halbschatten meist nicht sehr üppig ent­wickelt. Der Boden sollte mineralisch und nahrhaft sein. Obwohl die Pflanzen zur Wachstums- und Blütezeit viel Wasser brauchen, vertragen die Wurzelstöcke doch keine stauende Nässe. Am besten pflanzt man sie an trockene Stellen und gießt sie dort in der heißen Jahreszeit. Es hat sich bewährt, um die Pflanzen kleine Gießmulden zu ziehen, damit das Wasser in der Nähe des Wurzelballens versickern kann.
Außer gelegentlichen Düngergaben, besonders kurz vor dem Austrieb, brauchen die Pflanzen keine besondere Pflege. Sobald sie verblüht sind, empfiehlt es sich, die Stengel bis auf 10 cm zurückzuschneiden. Es entwikkelt sich dadurch eine 2. Blütezeit im Herbst. Diese Erscheinung nennt man „remontieren". Damit die Pflanzen aber nicht zuviel Substanz auf einmal verlieren, sollte man das Zurück­schneiden in mehrere Etappen einteilen.
Die Vermehrung der Sorten ist am sichersten und auch am einfachsten durch Teilung der Wurzelstöcke. Alle 5 bis 8 Jahre veraltern die Pflanzen. Es empfiehlt sich dann, die Bestände zu verjüngen. Die Vermehrung durch Aussaat ist ebenfalls nicht schwierig, doch fallen die Sorten nicht immer echt aus. Für den Gartenfreund, der auf Namen nicht zuviel Wert legt, ist so eine bunte Mischung aus eigener Zucht vielleicht ebenso schön.

Das erhalten alter Sorten ist nur durch Teilung möglich, ihre Sämlinge sind oft minderwertig.

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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 18.11. 2019