Lilie

Andere Namen: Lillium

Prächtige Gartenstaude mit schön blühenden Arten und Sorten. Gute Schnittblume.
Standort: Je nach Art in voller Sonne oder im Halbschatten, in durchlässigem, humosem Boden. Einige Arten nur auf Kalk.
Höhe: 40 bis 200 cm.
Blütezeit: Mai bis September.
Vermehrung: Durch Aussaat, Teilung, Zwiebelschuppen und Brutzwiebeln.

Geschichtliches
Nicht erst seit heute zählen die Lilien zu den begehrtesten Zierpflanzen. Bereits vor Tausenden von Jahren befriedigten sie die Sehnsucht der Menschen nach Ebenmaß und Harmonie. Bei vielen Ausgrabungsfunden treten Lilienfresken zutage. Die Pflanzen galten in der Antike als Inbegriff von Reinheit und Unschuld. Die Lilien sind wahrscheinlich schon in frühesten Kulturen von sakraler Bedeutung gewesen. Nach der Gattung Lilium ist die Familie der Liliengewächse (Liliaceae) benannt. Die etwa 75 Lilien-Arten kommen weit über die nördliche Halbkugel verstreut vor. Die meisten Arten stammen aus Asien, weniger Arten sind in Nordamerika und Europa beheimatet.
Die Schönheit der Lilien und selbstverständlich auch kommerzielle Überlegungen haben es den Lilienzüchtern schon seit langer Zeit angetan. Das Sortiment dieser in Kultur nicht immer ganz einfachen Zwiebelgewächse umfaßt daher mittlerweile mehr als 2000 Hybriden. In den Gärten sind die Stammarten nur gelegentlich zu sehen, meist handelt es sich um die verschiedensten Zuchtsorten oder Hybriden. Sie sind hinsichtlieh ihrer Pflegeansprüche oft bescheidener als die Ausgangsarten. Erste Zuchtformen tauchten bereits vor über 2000 Jahren auf. Im Fernen Osten waren Chinesen, Koreaner und Japaner die ersten, die diese Kunst beherrschten

Untergliederung der Gattung
Die Botaniker gliedern die Lilien, die hinsichtlich ihrer Blütenformen und ihres Blütenbaues eine große Vielfalt zeigen, in mehrere Gruppen. Im folgenden sei die von dem deutschen Botaniker Krause stammende Unterteilung der hier vorgestellten Arten wiedergegeben. Die Arten der Sektion Leucolirion besitzen trompeten- bis trichterförmige Blüten, ihre Blütenblätter stehen meist sichelförmig ab (z.B. Lilium csindidum, L. rega.le). Zur Sektion Archelinon gehört nur Lilium auratum. Ihre kugeligen bis trichterförmigen Blüten stehen horizontal, die Kronblätter sind an der Spitze zurückgebogen. Bei den Arten der Sektion Pseudolilium stehen die vasen- bis sternförmigen Blüten aufrecht, ihre Kron­blätter sind an der Spitze nur leicht zurückgebogen (Lilium bulbiferum). Die zur Sektion Martagon zählenden Arten besitzen nickende Blüten mit zurückgebogenen Kronblättern. Der bekannteste Vertreter dieser Sektion ist der Türkenbund (Lüium martagon).

Arten und Sorten

Einen etwa 1 m hohen Stengel hat die Korea-Lilie (Lilium amabiJe). Von den granatroten, schwarzgepunkteten Blüten geht ein eigenartiger Geruch aus.
Die Goldband-Lilie (Lilium auratum) ist in Japan und Korea heimisch. Ihre attraktiven Blüten können bis zu 20 cm lang werden. Ihre weißen Blütenblätter tragen in der Mitte einen goldgelben Längsstreifen und auf der Fläche zahlreiche rötliche Punkte. Von den Blüten der bis zu 180 cm hohen Pflanzen geht ein angenehmer Wohlgeruch aus. Hauptblüte ist in den Monaten Juni und Juli.
Im Gartenhandel ist von der Goldbandlilie ein Vielzahl von Sorten erhältlich. Reinweiße Blüten besitzt „Album". Bei „Rubrovitatum" ist der Mittelstreifen auf den Blütenblättern nur im Schlund gelb, ansonsten ist er rot, „Imperial Crimson" ist dunkelkarmesinrot. „Imperial Silver" ist weiß mit zinnoberroten Tupfen, die Blüten von „Nobility" sind rubinrot. Breitere Blütenblätter mit zur Mitte ausgezogenen Flecken hat L. auratum var. plätyphyllum, bei der var. virginale fehlen rötliche Flecken, statt dessen sind manchmal gelbe vorhanden. Eine lohnende, großblütige Hybride ist LiSium xparkmannii (L. speciosum x L. auratum). Die riesigen, zwischen 20 und 30 cm breirn Blüten sind am Grund grünlich.
Die B Uingham Hybriden stellen bis zu 2 m hohe '.;euzungen amerikanischer Arten dar. Die hübschen, an den Türkenbund erin­nernden Blüten sind leuchtend gefärbt.
Die Feuerlilie (Lifium buMerum ssp. cro-ceum) ist in den Alpen und in einigen südeu­ropäischen Gebirgen zu finden. Die etwa l m hohe Art bevorzugt warme Lagen auf Bergwiesen und an Waldrändern. Ihre glockigtrichterförmigen Blüten sind orangerot und innen dunkel gefleckt. Blütezeit ist von Mai bis Juli. Die Unterart bulbiferum trägt in den Blattachseln Brutzwiebeln.
Im östlichen Nordamerika ist Lilium canadense zu Hause. Die zwischen 50 und 120 cm hohe Staude trägt meist doldig angeordnete, nickende Blüten. Sie sind trichterförmig und glänzend-rot bis reingelb gefärbt und mit purpurnen Flecken versehen. Die Blüten der Varietät coccineum sind rosenrot, am Grund gelb und purpurn gefleckt, bei der var. superbum Scharlach- bis zinnoberrot und gelbge­flammt.
Aus Südeuropa und aus dem Orient kam die Madonnenlilie (Lilium candidum) zu uns. Die bis zu 150 cm hohe Art besitzt einen traubigen Blütenstand, ihre trichterförmigen, blendendweißen Blüten werden bis zu 8 cm lang. Die Madonnenlilie gilt als eine der ältesten Art in Deutschland gezogener Zierpflanzen. In der Antike galt sie als Sinnbild unberührter Reinheit.
Die Krainer Lilie (Lilium carniolicum) ist in den Südostalpen und in den Gebirgen des Balkan heimisch. Die 1 m hohe Pflanze trägt nickende, gelborangc bis zinnoberrote Blüten. Die Kronblätter sind turbanartig zurückgeschlagen. Blütezeit ist im Juni und Juli.
Aus Griechenland stammt die Brennende Lilie (Lilium chaicedonicum). Die über 1 m hohe Art besitzt hängende, bis zu 5 cm lange Blüten. Ihre zurückgerollten Kronblätter sind leuchtendrot gefärbt.
Eine hübsche, chinesische Art ist Lilium davidii, von der bei uns vor allem die Varietät willmottiäe gezogen wird. Die meist dunkelorangeroten Blüten sind schwärzlich gefleckt. Die 2 m hohen Pflanzen können bis zu 50 Blüten tragen.
Von den Willmottiae-Hybriden sind die Sorten „Bronzino", bräunlich bis bernsteinfarben, „Burgundy", burgunderrot, „Citronella", Zitronen- bis dunkelgelb und die Harlekin-Hybriden, cremeweiß bis rosa und zartlila.
Lilium hansonii stammt aus Japan. Sie kann bis zu 150 cm hoch werden. Schon im Juni erscheinen meist 10 Blüten pro Pflanze. Sie sind orange oder gelblich und weisen einen rötlichen Schimmer auf.
Eine Höhe von bis zu 2 m erreicht Lilium henryi aus China. Die orangegefärbten Blüten sind schwarz gefleckt, ihre Kronblätter weit zurückgebogen. Die Art ist relativ leicht zu kultivieren.
Die Japanische Lilie (Lilium japonicum) wird zwischen 30 und 90 cm hoch. Ihre duftenden Blüten sind breit-trichterförmig und bis zu 18 cm lang. Sie sind weißlich bis rosa­farben.
Gleichfalls aus Japan stammt Lilium leicht-Affl/var. maximowiczii. Die orangeroten, bräunlich gefleckten Blüten werden bis zu 13 cm lang.
Die Langblütige Lilie (Lilium longiflorum) wird bis zu 100 cm hoch. Ihre reinweißen Blüten stehen waagerecht und sind sehr wohlriechend. Blütezeit ist im Juni und Juli. Die Art ist als Schnittblume recht beliebt.
In Europa und in Sibirien ist der Türkenbund (Lilium martagon) verbreitet. Die 30 bis 60 cm hohe Art (selten bis zu 160 cm) kommt in Laubwäldern und Bergwiesen vor und steht unter Naturschutz. Mehr als 20 Blüten stehen in einer endständigen Traube. Die hell- bis dunkelpurpurroten Blütenblätter sind dunkel gefleckt und nach außen gebo­gen. Die Blüten erscheinen von Juni bis August. Reinweiße Blüten besitzt die Kulturvarietät „Albiflorum", teilweise gefüllte Blüten weist „Plenum" auf.
Die wunderschöne Pantherlilie (Lilsum pardalinum) stammt aus dem Westen der USA. Die bis zu 180 cm hohen Pflanzen blühen im Juli. Pro Pflanze entwickeln sich bis zu 30 Blüten. Sie sind Scharlach- bis karmesinrot gefärbt, von der Mitte bis zum Grund orange­gelb und mit roten Flecken versehen. Die Blütenblätter sind stark zurückgebogen.
Die Korallenlilie (Lilium pumilum) ist in Sibirien und China zu Hause. Sie wird zwischen 30 und 90 cm hoch und blüht von Juni bis Juli. Die traubig angeordneten Bluten werden 3 bis 4 cm lang. Die Kronblätter sind leuchtendscharlachrot und deutlich zurückge­rollt. Sie sind nur selten punktiert.
Die Pyrenäen-Lilie (Lilium pyrenaicum) wird bis zu 120 cm hoch. Ihre hängenden, bis zu 5 cm langen Blüten sind gelb. Die zurückgeschlagenen Blütenblätter sind punktiert.
Die Zwiebeln der Königslilie (Lilium regale) werden bis zu 15 cm dick. Die aus China stammende Art kann 150 cm hoch werden und blüht im Juli und August. Die schönen Blüten sind trichterförmig und werden bis zu 15 cm lang. Sie sind weiß mit einem leichten Hauch Rosa, innen am Grund gelblich. Die inneren Blütenblätter sind dop­pelt so breit wie die äußeren.
Eine der herrlichsten Arten ist die in Korea und Japan heimische Prachtlilie (Lilium spe-ciosum). Sie wird bis zu 150 cm hoch und trägt etwa ein Dutzend traubig stehender Blüten. Bei der reinen Art sind sie weiß und häufig rot überlaufen bzw. punktiert. Die Blütenblätter sind sichelförmig gebogen. Blütezeit ist im August und September. Von der als Schnittblume begehrten Prachtlilie sind viele Sorten in unseren Gärten vertreten. „Album" besitzt weiße, rosageränderte Blüten, rosarot sind die Blüten bei der frühblühenden „Rubrum". „Melpomene" trägt karminrote und blutrot gefleckte Blüten.
Aus China und Japan stammt die Tigerlilie (Lilium tigrinum). Die 60 bis 150 cm hohe Art ist meist drei- bis siebenblütig, selten werden bis zu 30 Blüten ausgebildet. Die nikkenden Blüten sind rot bis orangerot und mit schwärzlich-purpurnen Flecken versehen. In den Achseln der linealischen Blätter sind meist rotbraune Brutzwiebeln vorhanden.

Standort und Pflege

Von ihrer Schauwirkung aus betrachtet gehören die Lilien zu den wirkungsvollsten Gartenpflanzen. Sowohl im Beet als auch auf Rabatten wirken sie praktisch immer als Blickfang. Empfindliche Arten lassen sich gut in Kübeln oder größeren Töpfen halten.
Einige Arten, wie z. B. der Türkenbund, bevorzugen kalkhaltigen Boden. Im Gegensatz dazu können Lilium aumtum, L. canadense und L. speciosum geradezu als Kalkflieher gelten. Die meisten Arten zeigen jedoch keine besonderen Bodenansprüche.
Am besten wachsen die Lilien auf einem hellen Platz, lediglich der Türkenbund sollte eher halbschattig gepflanzt werden. Die volle Mittagssonne bekommt nur den wenigsten Arten. Ein Standort in der Nähe von schwach schattenspendenden Gehölzen ist aus diesem Grunde vorteilhaft. Der Boden sollte stets frisch sein und ausreichend Nährstoffe enthalten. Gegen stauende Nässe sind die Zwiebelpflanzen allerdings sehr allergisch. Der Boden muß gut durchlässig sein. Für gewöhnlich ist es ausreichend, wenn um die Zwiebeln ein dünne Schicht Sand gestreut wird.

Vermehrung

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die Lilien bei uns ausreichend winterhart. Als Überdauerungsorgan füngieren die von Art zu Art unterschiedlich geformten und verschieden großen Zwiebeln. Da sie gegen Austrocknung empfindlich sind, sollten sie nie für längere Zeit offen liegengelassen werden. Sie werden in einem Topf mit feuchter Erde aufbewahrt.
Die ungeschlechtliche Vermehrung ist denkbar einfach. Sie erfolgt durch Teilung und vor allem durch Brutzwiebeln. Diese werden entweder an der Mutterzwiebel gebildet, oder sie entstehen oberirdisch in den Achseln der Laubblätter. Die Brutzwiebeln werden abgenommen und in die Erde gelegt. Aus ihnen gehen Nachkommen hervor, die sich von der Mutterpflanze nicht unterscheiden. Die Brutzwiebeln werden etwa zwei- bis dreimal so tief in die Erde gesetzt, wie sie hoch sind. Lediglich die Zwiebeln von Lilium candidum werden nur wenige cm unter die Erdoberfläche gesteckt.
Günstigste Pflanzzeit sind Frühjahr und Herbst. Beim Stecken der Zwiebeln ist zu beachten, daß das Pflanzloch nicht zur Gänze mit Erde gefüllt wird, damit sie beim Austreiben nachgeben kann. Die im Handel erhältlichen Zwiebeln können auch noch im Frühsommer gepflanzt werden. Diese Exemplare kommen dann erst im Herbst zur Blüte. In dieser blütenärmeren Zeit wirken sie besonders attraktiv.
Werden Zwiebeln im Winter gekauft, so setzt man sie in größere Töpfe und lagert sie in einem kühlen Raum. Im nächsten Frühjahr werden sie ausgepflanzt.
Um an die unterirdischen Brutzwiebeln zu gelangen, gräbt man die Mutterzwiebeln im frühen Herbst aus. Die Brutzwiebeln werden abgesammelt und in einem Sand-Torfgemisch überwintert. Der Aufbewahrungsort sollte dunkel und nicht zu trocken sein, die Temperatur kann bis auf l oder 2 °C absinken. Im Frühling werden die Zwiebeln auf Anzuchtbeete gebracht.
Brutzwiebeln aus Blattachseln werden während des Sommers abgenommen. Sie können direkt an Ort und Stelle ausgesät werden oder in der gleichen Weise wie die unterirdischen Brutzwiebeln überwintert werden.
Die Zwiebelschuppen werden im Frühjahr vorsichtig von einer großen, gesunden Zwiebel abgetrennt. An den Zwiebelschuppen muß ein Teil des Zwiebelbodens vorhanden sein. Sie werden in Handkästen mit sandiger Erde pikiert und bis zur Hälfte in den Boden gesteckt. Die Temperatur sollte etwa 10 bis 12 °C betragen.
Reine Arten können aus Samen vermehrt werden. Lilium amabile, L. davidiiw. willmottiae, L. henryi, L. pumilum und L. regale keimen bei Temperaturen von 20° C recht schnell. Langsamer keimen die Samen von L. auratum, L. canadense, L. chaicedonicum, L. japonicum, L. martagon und L. speciosum. Die Temperatur sollte zwischen 15 und 20 °C liegen.
Falls von einer Art nur eine Zwiebel vorhanden ist, kann man bei schmalblättrigen Arten Blattstecklinge abnehmen. Zusammen mit einem Stuck Stengel werden die Blätter unter Glas gesetzt und wie normale Stecklinge angezogen.

Krankheiten und Schädlinge

Lilien werden leider gelegentlich durch Pilz- und Viruserkrankungen geschädigt. Flecken auf den Blättern, die schließlich die ganze Pflanze erfassen und zum Absterben bringen können, werden von Grauschimmelpilz verursacht. Befallene Teile müssen sofort entfernt und am besten vernichtet werden.
Bei Wurzel- und Zwiebelfäule werden die Pflanzen gelb und welken. Vorbeugend können die Zwiebeln mit Chinosol-Lösung desinfiziert werden. Mit diesen Giften sollte man so sparsam wie möglich umgehen.
Die Kräuselkrankheit wird durch das von Blattläusen übertragene Mosaikvirus hervorgerufen. Die Blätter werden dabei fleckig und verkrüppeln. In diesem Fall müssen die Blattläuse als Überträger bekämpft werden.
Wühlmäuse betrachten die Zwiebeln als Leckerbissen. Hier hilft nur ein engmaschiger Drahtkorb, in dem die Zwiebeln eingegraben werden.

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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 25.04. 2018