Hauswurz
andere Namen: Dachwurz, Steinrose, Sempervivum
Immergrüne, blattsukkulente, Winterhärte Stauden, deren attraktive Blattrosetten nach der Blüte absterben.
Standort: In voller Sonne im Steingarten, auch auf Mauern und Dächern.
Höhe: Blütenstände bis zu 30 cm.
Blütezeit: Juni bis August.
Vermehrung: Durch Aussaat und Tochterrosetten.
Als es noch keinen Blitzableiter gab, sollte eine auf dem Dach des Hauses wachsende Hauswurz (Sempervivum) den Schutz vor Blitzschlag gewährleisten. Der Glaube an die schützende Kraft der Hauswurz war so ausgeprägt, daß selbst Karl der Große seinen Untertanen ernsthaft empfahl, die immergrünen Rosettenpflanzen auf den Dächern der Häuser anzupflanzen.
Die saftig-fleischigen Rosettenblätter einiger Hauswurz-Arten blieben bis auf den heutigen Tag in der Volksmedizin ein verbreitetes Mittel zur Linderung von Augenleiden und Ohrenschmerzen. Bereits in der Antike wurden der Hauswurz ähnliche Wirkungen zugeschrieben, darüber hinaus wurde der Saft der Blätter, mit Wein vermischt, gegen Bandwürmer eingenommen. Außerdem wurde der Saft aber auch bei Quetschungen, Brandwunden und Insektenstichen angewandt, die Palette der möglichen Heilwirkungen war recht bunt gemischt.
Die Hauswurz-Arten sind typische Hochgebirgspflanzen. Sie besiedeln vor allem Felsen und Schutt und kommen deshalb auch gut auf normalerweise nicht sehr einladenden Mauern und Hausdächern zurecht. Bekannt
sind über 40 Arten der zu den Dickblattgewachsen (Crassulaceae gehörenden Hauswurz. Verbreitet sind sie in erster Linie in den Gebirgen Mittel- und Südeuropas, sie finden sich aber auch in Nordafrika
und im Kaukasus.
In Gärten und Sammlungen ist oft ein kaum zu entwirrendes Durcheinander von Kultursorten und Hybriden vertreten, außerdem bereitet die Identifikation einzelner Arten Probleme, da diese meist sehr formenreich
sind. Mit ihren oft schön gefärbten Blattrosetten, die durch Wollhaare dicht umsponnen sein können, bieten sie auch im nichtblühenden Zustand einen bezaubernden Anblick.
Arten mit grünen Rosetten
Die Berg-Hauswurz (Sempervivum montanum) besitzt bis zu 5 cm breite Rosetten aus grünen lanzettlichen Blättern, die an der Spitze oft rötlichbraun gefärbt und an den Rändern sowie auf der Fläche drüsig
behaart sind. Die bis m 20 cm hohen Stengel sind oft rötlich überlaufen und tragen bis zu 10 Blüten, Die weinroten Kronblätter sind am Rande drüsig. Die Art ist in den Alpen bis in Höhen von über 3000 m zu
finden.
Aus den Südalpen stammt die Großblütige Hauswurz (Sempervivum grandißorum). Die Blätter der bis zu 15 cm breiten Rosetten sind keilig-länglich und grün, nur an der Spitze rotbraun. Der bis zu 30 cm hohe
Stengel trägt mehrere gelbe Blüten, die am Grund einen violetten Fleck aurweisen.
Sternförmig ausgebreitete Rosetten besitzt Wulfens Hauswurz (Sempervivum wuffenii) aus den Ost- und Südalpen. Die blaugrünen Blätter enden in einer Stachelspitze. Der bis zu 30 cm hohe Stengel trägt einen
dichten Blütenstand. Die bis zu 3 cm breiten Blüten besitzen im Zentrum einen rötlichen Fleck.
Arten mit rotbraunen Rosetten
Es gibt zahlreiche Hybriden und Zuchtformen mit dekorativen, rötlichen oder rotbraunen Blattrosetten. Im Gartenhandel ist eine große Auswahl verschiedenster Sorten im Angebot.
So besitzt „Alpha" silbrig behaarte Blätter und rosafarbene Blüten; „Beta" weist dunkelrosa gefärbte Blüten und prächtige, tiefbraune Blätter auf; bei „Granat" sind die
Blätter auffallend rotüberlaufen, die Blüten sind rosa; „Othello" besitzt leuchtendrot gefärbte Blätter und rosafarbene Blüten.
Von der Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum) gibt es interessante Gartenformen. Die Kulturvarietät „Atroviolaceum" besitzt dunkelviolette Rosetten, am bekanntesten ist „Triste" mit trübroten Rosetten.
Arten mit behaarten Rosetten
Die Spinnweben-Hauswurz (Sempervivum ärachnoideum) ist der wohl bekannteste Vertreter dieser Gruppe. Die bis zu 15 cm hohen Stauden besitzen Rosetten mit einem Durchmesser von nur 3 cm. Die
lanzettlichen Rosettenblätter tragen an ihren Spitzen lange, weiße Wollhaare, die die kugeligen Rosetten dicht spinnenwebartig einhüllen. Mit diesem silberweißen Haarkleid schützen sich die Pflanzen vor
der gefährlichen Sonneneinstrahlung in großen Höhen. Der Stengel ist mit lanzettlichen, braunspitzigen Blättern besetzt. Er trägt bis zu 15 Blüten. Die sternförmig ausgebreiteten Kronblätter sind karminrot
gefärbt. Im Steingarten kann die Art auf kalkfreien Böden ausgedehnte Polster bilden.
Eine der attraktivsten Arten ist Sempervivum ciliosum aus Bulgarien. Die dichtbehaarten, kugeligen Rosetten erreichen einen Durchmesser von bis zu 5 cm. Die Haare sind hier nicht spinnwebartig
verwoben, sie spreizen statt dessen nach außen ab. Zusammen mit den gelben, im Juli erscheinenden Blüten bieten die Rosetten einen wunderbaren Anblick.
Eine gern gepflanzte Hybride ist unter dem Namen „Rheinkiesel" bekannt. Ihre recht kleinen Rosetten sind dunkelgrün. Sie sind dicht von silberweißen Haaren umhüllt. Der Stengel trägt hübsche rosafarbene
Blüten.
Pflege und Vermehrung
Ihrem natürlichen Standort entsprechend, wachsen die Hauswurz-Arten am liebsten in Steingärten und auf Mauern. Sie benötigen einen vollsonnigen Stand. Die Arten mit rötlich gefärbten Rosetten entwickeln
die Blattfärbung ansonsten nur in geringem Maße. Der Boden sollte durchlässig sein, Trockenheit wird meist gut vertragen. Alle vorgestellten Arten sind vollkommen
winterhart.
Die Vermehrung erfolgt am einfachsten aus den reichlich gebildeten Tochterrosetten. Bei der Vermehrung durch Aussaat entsprechen die Resultate oft nicht den Erwartungen, da die Gefahr der Bastardierung sehr groß ist.
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 25.04. 2018