Jermolajew Jer-2 (DB-240)

Bomber Jer-2
  Jer-2 mit M-105 Jer-2 mit ATSch-30B
Besatzung45
Geometrische -und Massenangaben
Spannweite: 23,00 m 23,00m
Länge: 16,40 m 16,40 m
Flügelfläche 72,00 m2 73,10 m2
Leermasse 7 200 kg 7 200 kg
Startmasse 12 520 kg 14 850 kg
Startmasse max. 14 150 kg 18 850 kg
Triebwerksangaben 
Anzahl 2 2
Triebwerkstyp KM-105 Dieseltriebwerk ATSch-30B
Leistung 809 kW Startleistung 1 103 kW Startleistung
Flugleistungen 
Reichweite 4 000 km 5 000 km
Höchstgeschwindigkeit 437 km/h in 4 000 m 420 km/h in 6 000 m
Marschgeschwindigkeit 335 km/h in 4 650 m 335 km/h in 4 000 m
Gipfelhöhe 7 700 m 7 200
Bewaffnung 
Rorhwaffen 1 × MG 12,7 mm,
2 × MG 7,62 mm
2 × MG 12,7 mm,
1 × MK 20 mm SchWAK
Bomben 1000 bis 5000 kg 1000 bis 5000 kg,
Standard bis 3000 kg
4 × FAB-500 oder 2 × FAB-1000
an Außenaufhängungen

In der Geschichte des sowjetischen Flugzeugbaus gibt es mehrere Beispiele dafür, daß aus einem Bombertyp ein Passagierflugzeug abgeleitet worden ist. Umgekehrt verlief die Entwicklung des Nachtbombers Jer-2: Während der Erprobung des im Jahre 1937 von R. L. Bartini konstruierten zivilen Ganzmetall-Tiefdeckers STAL-7 war nach dessen erfolgreichen Fernflügen die Idee entstanden, aus diesem Typ ein Bombenflugzeug zu entwickeln. Dazu wurde 1939 in der AEROFLOT ein eigenes Konstruktionsbüro (0KB) unter Leitung von W. G. Jermolajew geschaffen.

Jermolajew Jer-2

Bereits im Juni 1940 war der Prototyp DB-240 (Fernbomber-240) bereit für die Flugerprobung, die innerhalb weniger Monate abgeschlossen werden konnte. Schon im Oktober 1940 begann die Serienfertigung der nun nach dem Konstrukteur als Jer-2 bezeichneten Maschine. Zu Beginn des Krieges waren mehrere Dutzend Flugzeuge ausgeliefert, mit denen in Smolensk zwei Bombenfliegerregimenter aufgestellt wurden. Die Flugzeugführer kamen von der zivilen Luftfahrt.

Die mit 100- und 200-kg-Bomben beladenen Maschinen waren in der ersten Periode des Krieges an den Angriffen auf Berlin ebenso beteiligt wie bei Angriffen auf die Bodentruppen der in die UdSSR eingefallenen faschistischen Armeen. So wurden Jer-2 bei den Kämpfen um Woronesh als Frontbomber im Nahbereich eingesetzt. Zu jener Zeit verfügten die beiden Jer-2-Truppenteile über 40 bis 60 Bomber dieses Typs. Insgesamt sind bis zur Evakuierung des Werkes Ende 1941 144 Jer-2 ausgeliefert worden.

Während die beiden Prototypen DB-240 (nach anderen Quellen nur ein Prototyp) die Triebwerke M-103 (Startleistung je 706 kW) besaßen, waren die Serienmaschinen mit den Triebwerken M-105 (je 772 kW Startleistung) ausgestattet. Um die Leistungsfähigkeit des Bombers Jer-2 zu erhöhen, projektierte Jermolajew Ende 1941 eine Ausführung mit stärkeren Triebwerken. Im Jahre darauf erprobte man insgesamt sechs mit den Triebwerken AM-35 bzw. AM-37 versehene Jer-2 (eine Maschine mit AM-35, fünf mit AM-37). Zwar verbesserten sich die Leistungen damit geringfügig, jedoch erhöhte sich auch die Startmasse in nicht zu akzeptierendem Umfang.

Bereits vor dem Krieg hatte es Bestrebungen gegeben, die DB-240 mit den Versuchstriebwerken M-120 (1103 kW, 18 Zylinder, dreireihig, aus M-103 entwickelt) auszustatten, doch hatte man diese Arbeiten nicht abschließen können. Ende 1942 wurden mit zwei Jer-2 Erprobungen unternommen, um die Versuchstriebwerke MB-100 des Konstrukteurs A. M. Dobrotworski einzubauen. Diese 24-Zylinder-Motoren in X-Form bestanden im Prinzip aus je zwei M-103. Die Triebwerke sollten eine Flugleistung von 2343 kW und eine Nominalleistung von 1765 kW abgeben.

Die Fertigung wurde bei Aviakor und nach dessen Evakuierung bei Irkut realisiert.

Die zehn Versuchsflüge zeigten, daß diese Triebwerke sehr ungünstig für den Flugzeugtyp waren. Deshalb untersuchte man die Möglichkeit der Ausrüstung mit Dieselmotoren: In den Jahren 1931 bis 1933 hatte das von A. D. Tscharomski geleitete Speziallabor im Zentralen Motoreninstitut (ZIAM) den ersten sowjetischen Dieselflugmotor AN-1 mit einer Leistung von 625 bis 663 kW geschaffen. In den Jahren 1939 bis 1942 waren dort die leistungsstärkeren Ausführungen ATsch-30, -30B und -30BF entstanden.

Ende 1943 modifizierte das Jermolajew-Konstruktionsbüro die Jer-2 für den Einbau der Triebwerke ATSch-30B. Ab Februar 1944 wurde diese Ausführung ausgeliefert — wie alle anderen Jer-2-Versionen von dem bekannten Polarflieger A. D. Aleksejew getestet. Kurze Zeit darauf begann die Ausrüstung der sowjetischen Fernfliegerkräfte mit diesem Typ. Er wurde während der laufenden Produktion noch mehrmals modifiziert. Das betraf vor allem die Flügelform, die V-Stellung der Tragflächen sowie den Knick zwischen Rumpf und Triebwerken.

Versuchsweise ist die Jer-2 mit Dieseltriebwerken als Träger von drei Torpedos getestet worden. Nach 1945 dienten Jer-2 wiederholt als Versuchsträger, beispielsweise zur Erprobung der Turbostrahltriebwerke der Flügelbombe V-2.

Nach dem Tode von W. G. Jermolajew (31. Dezember 1944) gab man die vorgesehene Weiterentwicklung der Jer-2 auf, und das Konstruktionsbüro wurde von dem OKB Suchoi übernommen.

Die Jer-2 war ein freitragender Tiefdecker in Ganzmetallbauweise mit Knickflügel. Der Rumpf war in Ganzmetallschalenbauweise mit aufgesetzter Kabine ausgeführt, besaß einen verglasten Bug sowie einen oberen und einen unteren Waffenstand. Das Leitwerk bestand aus einem doppelten Seitenleitwerk als Endscheiben und einem freitragendes Höhenleitwerk, Das einziehbare Spornradfahrwerk war mit Einfachrädern versehen.

Versionen

DB-240 Prototyp; Spannweite 23 m, Flügelfläche 72 m2; Abflugmasse 11 300 kg; 1000 kg Bomben, 2 MG SchKAS, 1 MG UB; Höchstgeschwindigkeit in Bodennähe 395 km/h, in 6000 m 500 km/h; Gipfelhöhe 7700 m; Reichweite 4100 km.
Jer-2 Serienausführung mit zwei Klimow-Triebwerken M-105; asymmetrische (nach links versetzte) Kabinenhaube; nur ein Flugzeugführer, insgesamt vier Mann Besatzung; Bewaffnung wie DB-240: 12,7-mm-UB nach vorn, 7,62-mm-SchKAS ober- und unterhalb des Flugzeugrumpfes.
Jer-2 Serienausführung mit zwei ATSch-30B; vergrößerte Leitwerkfläche; symmetrische Kabine; fünf Mann Besatzung, beide Flugzeugführer nebeneinander sitzend; stärkere Bewaffnung; etwa 160 Exemplare hergestellt.
Jer-2ON (ON - osobogo nasnatschenija — für spezielle Aufgaben) Im Jahre 1944 in drei Exemplaren aus der laufenden Jer-2-Serie abgeleitete Passagierausführung mit zwei Salons und neun Sitzplätzen; Startmasse 19 t.
Jer-4 Auch als Nr. 11 bezeichneter Prototyp von Anfang 1945; kein Serienbau; mit zwei Triebwerken ATsch-30BF erprobt; verändertes Kühlsystem und vergrößerte Seitenflosse.

 
Seitenende
Quelle: W.Kopenhagen "Sowjetische Bombenflugzeuge"

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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 24.03. 2019