IBM OS/2

Installations CD OS/2 WARP4

OS/2 (Operating System/2 - anfangs bei IBM Deutschland auch BS/2 für Betriebssystem/2) ist ein multitaskingfähiges Betriebssystem für den PC. Es wurde ursprünglich als Nachfolger für DOS von IBM und Microsoft gemeinsam entwickelt. Nachdem Microsoft 1991 die Kooperation beendete (um sich stattdessen der Windows-Weiterentwicklung zu widmen), entwickelte IBM OS/2 allein weiter. 2005 wurden der Vertrieb und die Basisentwicklung von IBM eingestellt, unter der Markenbezeichnung eComStation ist das Betriebssystem in einer angepassten Version weiterhin erhältlich.

OS/2 konnte neben speziell für OS/2 entwickelten Programmen auch in mehreren virtuellen Maschinen MS-DOS-Programme und mittels WinOS/2 Windows-3.1-Programme ausführen. Mit Win32s und vor allem dem Projekt Odin ist es möglich, einige Win32-Programme innerhalb der OS/2 Umgebung zu nutzen. Über Virtual PC, das vor der Übernahme von Connectix durch Microsoft auch für OS/2 verfügbar war, oder Bochs lassen sich auch komplette Win32-Umgebungen starten.

Für die einfache Überführung von Windows in OS/2-Anwendungen existiert die Schnittstelle Open32. Zudem gibt es Bibliotheken und Entwicklungswerkzeuge, welche die Portierung von Unix-Anwendungen unterstützen.

Geschichte

Im Heimbereich war OS/2 wegen seiner Stabilität und des schon auf Rechnern mit i286-Prozessor effizienten Multitaskings als Basis für Mailboxen sehr beliebt. Die Version OS/2 Warp 3 war Mitte der 1990er Jahre auf den Rechnern einiger Computerketten (u.a. Vobis, Escom) vorinstalliert. Dies war allerdings eine größtenteils auf Deutschland beschränkte Erscheinung. Dort konnte OS/2 Mitte der 1990er Jahre einen gewissen Marktanteil gewinnen. Weltweit konnte sich OS/2 jedoch nie gegen Windows durchsetzen, unter anderem weil es höhere Anforderungen an die Hardware stellte. Insbesondere waren acht, besser zwöf Megabyte Arbeitsspeicher notwendig, um die Leistungsfähigkeit wirklich nutzen zu können. Dies war zu dieser Zeit noch recht teuer. Viele Vorinstallationen hatten meist den Fehler, dass die Rechner nur vier MB Arbeitsspeicher hatten und deshalb sehr langsam waren, da das System permanent mit Auslagern auf die Festplatte beschäftigt war.

Durch das schlechte und widersprüchliche Marketing von IBM war ein Scheitern am Markt vorbestimmt; IBM bewarb OS/2 auf der einen Seite als Lösung für jugendliche Computerfreaks, hatte aber andererseits einen Großteil Firmenkunden, die ganz andere Anforderungen stellten. Spiele gab es vergleichsweise wenige, brauchbare Büroanwendungen nur von wenigen Herstellern. Das bekannteste dürfte, neben der Tabellenkalkulation Lotus 1-2-3, StarDivisions Star Office gewesen sein, dessen Nachfolger heute von Sun vermarket wird. Die bekannten Büroanwendungen des Marktführers Microsoft gab es zwar, diese waren jedoch 16-Bit basiert, deutlich langsamer und instabiler als ihre Windows-Pendants. Ein weiterer Grund für das Scheitern von OS/2 im Massenmarkt wurde vermutlich auch das Verhalten Microsofts, wie es unter anderem im Kartellverfahren in den USA aufgedeckt wurde. Diese Vorgänge sind in den freigegebenen Gerichtsprotokollen dokumentiert.

OS/2 sollte ferner für den PowerPC-Prozessor weiterentwickelt werden. Dabei war auch eine Version im Gespräch, die auf Macintosh-Rechnern (Mac) von Apple laufen sollte. Eine Variante sollte das betagte Mac OS ablösen, das nicht zu präemptivem Multitasking fähig war. Apple ist aber sehr schnell aus dieser Entwicklung ausgestiegen, so dass eine breitere Basis für das Betriebssystem nicht vorhanden war. In der Computerwoche hieß es z.B.: "Laut Infoworld soll ein Wechsel zwischen Mac OS und OS/2 für Power-PCs möglich sein. Dabei werde der Kern des Apple-Betriebssystems ausgetauscht und jener Speicherbaustein abgeschaltet, der in allen Macs Teile des Betriebssystems enthält." Dieses wurde dann präzisiert: "Auf Power-PCs laufen zur Zeit die Betriebssysteme Mac-OS 7.1.2 und Windows NT, demnächst wohl auch IBMs OS/2." Dass es offiziell nicht so weit kam, war ein weiterer Grund für den Tod von OS/2.

OS/2 hatte von Anfang an Eigenschaften, die erst später in anderen PC-Betriebssystemen umgesetzt wurden. Ein Beispiel ist Speicherschutz, welcher verhindert, dass eine fehlerhafte Anwendung ein anderes Programm oder das gesamte System in Mitleidenschaft zieht. Dazu kommt präemptives Multitasking. Ein weiteres Beispiel ist die Möglichkeit, für verschiedene Programme (aus Kompatibilitätsgründen) mehrere Versionen einer Programmbibliothek gleichzeitig halten zu können. Diese Möglichkeit bot Microsoft erst mit Windows NT 3.1.

Verwendung des Betriebssystems heute

Mittlerweile wird OS/2 im Heim-Bereich wegen des geringeren Angebots aktueller Software kaum noch eingesetzt, und auch bei Banken, Versicherungen und Fluggesellschaften ist die Nutzung rückläufig. Neue Installationen werden meistens mit der eComStation-Distribution realisiert. Daneben findet es noch im Bereich der Haustechnik und der Sicherheitstechnik Verwendung. Außerdem füllt es eine gewisse Nische in der Fertigungsindustrie aus.

Bisher blieben OS/2 und die eComStation (eCS) praktisch von Gefahren wie Viren, Trojaner und Würmern verschont. Dies ist allerdings weniger auf die Systemarchitektur als mehr auf den geringen Marktanteil zurückzuführen.

Aktuelle Situation

IBM hat im Winter 2002 das Ende des Privatkundenvertriebs von OS/2 angekündigt. Geschäftskunden werden weiterhin von IBM mit OS/2 beliefert. Der Kundendienst von IBM endete am 31. Dezember 2006. IBM rät seinen Kunden zu einem Umstieg auf Linux.

Der Vertrieb wurde schon 2001 von der Firma Serenity Systems, als Lizenzprodukt, unter der Bezeichnung eComStation übernommen. Allerdings hat man dort keinen Zugriff auf die Quelltexte, so dass Weiterentwicklungen des Betriebssystemkerns nicht zu erwarten sind. Dafür wurde die Arbeitsoberfläche weiterentwickelt, die Installation vereinfacht, Teile des Betriebssystems erneuert und mit Hilfe einer engagierten Anwendergemeinschaft die Software-Basis für eComStation und OS/2 beträchtlich erweitert.

Es gibt auch Bestrebungen, ein zu OS/2 kompatibles Open-Source-Betriebssystem zu entwickeln. Das Projekt nennt sich externer Link osFree und befindet sich noch in einem sehr frühen Stadium.


 
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Datum der letzten Änderung: Jena, den: 03.05. 2020