Sternörter

Als Sternörter (Einzahl Sternort) werden in der Astronomie die sphärischen Koordinaten (i.d.R. nur die beiden Winkelkoordinaten) von Gestirnen auf der gedachten Himmelskugel bezeichnet.

Man unterscheidet zunächst zwischen relativen Örtern und absoluten Örtern. Ein relativer Ort wird relativ zu einem gut vermessenen Stern (Fundamentalstern) angegeben, ein absoluter Ort direkt im äquatorialen Koordinatensystem. Letzteres bezieht sich – analog zur geografischen Breite und Länge – auf den Himmelsäquator (Projektion des Erdäquators) und den Frühlingspunkt (Schnittpunkt von Himmelsäquator und Ekliptik). Man nennt die beiden Koordinaten Deklination (δ) und Rektaszension (α oder RA).

Details

Der Ort, an der ein Gestirn an der Himmelskugel erscheint (beobachteter Ort) wird von der Lichtbrechung (Refraktion), der Bewegung der Erde (Effekte der Aberration und der Parallaxe sowie der Präzession und Nutation) und dem Standpunkt des Beobachters beeinflusst. Dementsprechend wird unterschieden zwischen:[1]

  1. Scheinbarer Sternort: Beobachteter Ort, korrigiert um Refraktion und tägliche Aberration, bezogen auf den Erdmittelpunkt (geozentrischer Ort)
  2. Wahrer Sternort: Scheinbarer Ort, korrigiert um jährliche Aberration und Parallaxe, bezogen auf den Sonnenmittelpunkt (heliozentrischer Ort)
  3. Mittlerer Sternort: Wahrer Sternort, der unter Berücksichtigung der Präzession und Nutation auf einen bestimmten Zeitpunkt bezogen ist. Als Zeitpunkt wird meist eine Standard-Epoche gewählt, z.B. J2000.0. Zwischen 1925 und 1990 war die übliche Standardepoche 1950.0, davor 1920, 1900 und 1875.

Die Unterscheidung des Standortes des Beobachters (heliozentrisch, geozentrisch oder für einen bestimmten geographischen Standort topozentrisch) ist insbesondere für nahe Objekte wie die des Sonnensystems von Bedeutung.

Sternkataloge enthalten Angaben zu den mittleren Örtern.

Scheinbare Sternörter

Als scheinbare Sternörter (engl. Apparent Places) werden jene Sternkoordinaten bezeichnet, die sich auf Beobachtungen auf der scheinbaren Himmelskugel beziehen bzw. direkt aus Winkelmessungen im System der äquatorialen Koordinaten folgen. Sie heißen "scheinbar", weil sie durch die momentane Position der Erde und ihre Bewegung um die Sonne sowie durch die Erdrotation und die langsame Verlagerung der Erdachse beeinflusst werden. Diese Effekte sind vor allem einige Arten der Aberration und der Parallaxe, sowie die Präzession und Nutation der Erdachse.

Wenn man die Koordinaten (meist Rektaszension und Deklination) von diesen Einflüssen befreit, nennt man sie mittlere Sternörter. Diese ändern sich langsamer als die scheinbaren Sternörter, weshalb sie insbesondere für Sternkataloge und Sternkarten verwendet werden. Dabei bezieht man sie heute auf den Zeitpunkt J2000.0, während vor 1990 die rechnerische Epoche 1950,0 gebräuchlich war.

Mittlere Sternörter

Als mittlere Sternörter werden jene Sternkoordinaten auf der Himmelskugel bezeichnet, die sich nicht auf den Zeitpunkt der Beobachtung, sondern auf eine rechnerische Epoche beziehen.

Dadurch werden die aus Winkelmessungen abzuleitenden scheinbaren Sternörter von jenen Einflüssen befreit, die durch die momentane Position und Bewegung der Erde um die Sonne, durch die Erdrotation und die langsame Verlagerung der Erdachse entstehen. Vor allem sind dies einige Arten der Aberration und der Parallaxe, sowie die Präzession und Nutation der Erdachse.

Diese mittlere Sternörter werden üblicherweise auf den Jahresanfang oder die Jahresmitte bezogen, bzw. als Standardepoche für Sternkataloge und Sternkarten auf den Zeitpunkt 2000,0. Von etwa 1930–90 verwendete man als rechnerische Epoche 1950,0 und davor 1900,0.

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Die hier wiedergegebene Systematik folgt Hans-Heinrich Voigt: Abriss der Astronomie. BI-Wissenschaftsverlag, 5., überarbeitete Auflage, Mahnnheim, Wien, Zürich 1991, ISBN 3-411-15255-9, S. 11, 22.
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Datum der letzten Änderung:  Jena, den: 09.07. 2024