12. Kapitel. Nachträge | Inhalt | 14. Kapitel. Gesetz des tendenziellen Falls der Profitrate. Entgegenwirkende Ursachen
Dritter Abschnitt
Gesetz des tendenziellen Falls
der Profitrate
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DREIZEHNTES KAPITEL
Das Gesetz als solches
Bei gegebnem Arbeitslohn und Arbeitstag stellt ein variables Kapital, z.B. von 100, eine bestimmte Anzahl in Bewegung gesetzter Arbeiter vor; es ist der Index dieser Anzahl. Z.B. 100 Pfd.St. sei der Arbeitslohn für 100 Arbeiter, sage für eine Woche. Verrichten diese 100 Arbeiter ebensoviel notwendige Arbeit wie Mehrarbeit, arbeiten sie also täglich ebensoviel Zeit für sich selbst, d.h. für die Reproduktion ihres Arbeitslohns, wie für den Kapitalisten, d.h. für die Produktion von Mehrwert, so wäre ihr Gesamtwertprodukt = 200 Pfd.St. und der von ihnen erzeugte Mehrwert betrüge 100 Pfd.St. Die Rate des Mehrwerts m/v wäre = 100%. Diese Rate des Mehrwerts würde sich jedoch, wie wir gesehn, in sehr verschiednen Profitraten ausdrücken, je nach dem verschiednen Umfang des konstanten Kapitals c und damit des Gesamtkapitals C, da die Profitrate = m/C. Ist die Mehrwertsrate 100%:
Wenn c = | 50, | v = 100, so ist p` = 100/150 = 662/3%. | |
Wenn c = | 100, | v = 100, so ist p` = 100/200 = 50%. | |
Wenn c = | 200, | v = 100, so ist p` = 100/300 = 331/3%. | |
Wenn c = | 300, | v = 100, so ist p` = 100/400 = 25%. | |
Wenn c = | 400, | v = 100, so ist p` = 100/500 = 20%. |
Dieselbe Rate des Mehrwerts, bei unverändertem Exploitationsgrad der Arbeit, würde sich so in einer fallenden Profitrate ausdrücken, weil mit
seinem materiellen Umfang, wenn auch nicht im selben Verhältnis, auch der Wertumfang des konstanten und damit des Gesamtkapitals wächst.
Nimmt man nun ferner an, daß diese graduelle Veränderung in der Zusammensetzung des Kapitals sich nicht bloß in vereinzelten Produktionssphären zuträgt, sondern mehr oder weniger in allen oder doch in den entscheidenden Produktionssphären, daß sie also Veränderungen in der organischen Durchschnittszusammensetzung des einer bestimmten Gesellschaft angehörigen Gesamtkapitals einschließt, so muß dies allmähliche Anwachsen des konstanten Kapitals, im Verhältnis zum variablen, notwendig zum Resultat haben einen graduellen Fall in der allgemeinen Profitrate bei gleichbleibender Rate des Mehrwerts oder gleichbleibendem Exploitationsgrad der Arbeit durch das Kapital. Nun hat sich aber gezeigt, als ein Gesetz der kapitalistischen Produktionsweise, daß mit ihrer Entwicklung eine relative Abnahme des variablen Kapitals im Verhältnis zum konstanten Kapital und damit im Verhältnis zu dem in Bewegung gesetzten Gesamtkapital stattfindet. Es heißt dies nur, daß dieselbe Arbeiterzahl, dieselbe Menge Arbeitskraft, disponibel gemacht durch ein variables Kapital von gegebnem Wertumfang, infolge der innerhalb der kapitalistischen Produktion sich entwickelnden eigentümlichen Produktionsmethoden, eine stets wachsende Masse Arbeitsmittel, Maschinerie und fixes Kapital aller Art, Roh- und Hilfsstoffe in derselben Zeit in Bewegung setzt, verarbeitet, produktiv konsumiert - daher auch ein konstantes Kapital von stets wachsendem Wertumfang. Diese fortschreitende relative Abnahme des variablen Kapitals im Verhältnis zum konstanten und daher zum Gesamtkapital ist identisch mit der fortschreitend höhern organischen Zusammensetzung des gesellschaftlichen Kapitals in seinem Durchschnitt. Es ist ebenso nur ein andrer Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit, die sich grade darin zeigt, daß vermittelst der wachsenden Anwendung von Maschinerie und fixem Kapital überhaupt mehr Roh- und Hilfsstoffe von derselben Anzahl Arbeiter in derselben Zeit, d.h. mit weniger Arbeit in Produkte verwandelt werden. Es entspricht diesem wachsenden Wertumfang des konstanten Kapitals - obgleich er nur entfernt das Wachstum in der wirklichen Masse der Gebrauchswerte darstellt, aus denen das konstante Kapital stofflich besteht - eine wachsende Verwohlfeilerung des Produkts. Jedes individuelle Produkt, für sich betrachtet, enthält eine geringre Summe von Arbeit als auf niedrigern Stufen der Produktion, wo das in Arbeit ausgelegte Kapital in ungleich größrem Verhältnis steht zu dem in Produktionsmitteln ausgelegten. Die im Eingang hypothetisch aufgestellte Reihe drückt also die wirkliche
Tendenz der kapitalistischen Produktion aus. Diese erzeugt mit der fortschreitenden relativen Abnahme des variablen Kapitals gegen das konstante eine steigend höhere organische Zusammensetzung des Gesamtkapitals, deren unmittelbare Folge ist, daß die Rate des Mehrwerts bei gleichbleibendem und selbst bei steigendem Exploitationsgrad der Arbeit sich in einer beständig sinkenden allgemeinen Profitrate ausdrückt. (Es wird sich weiter zeigen <Siehe vorl. Band, Kapitel 14> warum dies Sinken nicht in dieser absoluten Form, sondern mehr in Tendenz zum progressiven Fall hervortritt.) Die progressive Tendenz der allgemeinen Profitrate zum Sinken ist also nur ein der kapitalistischen Produktionsweise eigentümlicher Ausdruck für die fortschreitende Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit. Es ist damit nicht gesagt, daß die Profitrate nicht auch aus andren Gründen vorübergehend fallen kann, aber es ist damit aus dem Wesen der kapitalistischen Produktionsweise als eine selbstverständliche Notwendigkeit bewiesen, daß in ihrem Fortschritt die allgemeine Durchschnittsrate des Mehrwerts sich in einer fallenden allgemeinen Profitrate ausdrücken muß. Da die Masse der angewandten lebendigen Arbeit stets abnimmt im Verhältnis zu der Masse der von ihr in Bewegung gesetzten vergegenständlichten Arbeit, der produktiv konsumierten Produktionsmittel, so muß auch der Teil dieser lebendigen Arbeit, der unbezahlt ist und sich in Mehrwert vergegenständlicht, in einem stets abnehmenden Verhältnis stehn zum Wertumfang des angewandten Gesamtkapitals. Dies Verhältnis der Mehrwertsmasse zum Wert des angewandten Gesamtkapitals bildet aber die Profitrate, die daher beständig fallen muß.
So einfach das Gesetz nach den bisherigen Entwicklungen erscheint, sowenig ist es aller bisherigen Ökonomie gelungen, wie man aus einem spätern Abschnitt <Siehe Band 26, 2. Teil, S. 435-466, 541-543> sehn wird, es zu entdecken. Sie sah das Phänomen und quälte sich in widersprechenden Versuchen ab, es zu deuten. Bei der großen Wichtigkeit aber, die dies Gesetz für die kapitalistische Produktion hat, kann man sagen, daß es das Mysterium bildet, um dessen Lösung sich die ganze politische Ökonomie seit Adam Smith dreht, und daß der Unterschied zwischen den verschiednen Schulen seit A. Smith in den verschiednen Versuchen zu seiner Lösung besteht. Erwägt man aber andrerseits, daß die bisherige politische Ökonomie um den Unterschied von konstantem und variablem Kapital zwar herumtappte, ihn aber nie bestimmt zu formulieren verstand: daß sie den Mehrwert nie getrennt vom Profit und den Profit überhaupt nie rein, im Unterschied von seinen verschiednen gegen-
einander verselbständigten Bestandteilen - wie industrieller Profit, kommerzieller Profit, Zins, Grundrente - darstellte; daß sie nie gründlich die Verschiedenheit in der organischen Zusammensetzung des Kapitals, daher ebensowenig die Bildung der allgemeinen Profitrate analysiert hat - so hört es auf, rätselhaft zu sein, daß ihr die Lösung dieses Rätsels nie gelang.
Wir stellen absichtlich dies Gesetz dar, bevor wir das Auseinanderfallen des Profits in verschiedne gegeneinander verselbständigte Kategorien darstellen. Die Unabhängigkeit dieser Darstellung von der Spaltung des Profits in verschiedne Teile, die verschiednen Kategorien von Personen zufallen, beweist von vornherein die Unabhängigkeit des Gesetzes in seiner Allgemeinheit von jener Spaltung und von den gegenseitigen Verhältnissen der daraus entspringenden Profitkategorien. Der Profit, von dem wir hier sprechen, ist nur ein andrer Name für den Mehrwert selbst, der nur in Beziehung zum Gesamtkapital dargestellt ist, statt in Beziehung zum variablen Kapital, aus dem er entspringt. Der Fall der Profitrate drückt also das fallende Verhältnis des Mehrwerts selbst zum vorgeschoßnen Gesamtkapital aus und ist daher unabhängig von jeder beliebigen Verteilung dieses Mehrwerts unter verschiedne Kategorien.
Man hat gesehn, daß auf einer Stufe der kapitalistischen Entwicklung, wo die Zusammensetzung des Kapitals c : v wie 50 : 100, eine Rate des Mehrwerts von 100% sich in einer Profitrate von 662/3% ausdrückt, und daß auf einer höhern Stufe, wo c : v wie 400 : 100, dieselbe Rate des Mehrwerts sich ausdrückt in einer Profitrate von nur 20%. Was von verschiednen aufeinanderfolgenden Entwicklungsstufen in einem Land, gilt von verschiednen gleichzeitig nebeneinander bestehenden Entwicklungsstufen in verschiednen Ländern. In dem unentwickelten Land, wo die erstere Zusammensetzung des Kapitals den Durchschnitt bildet, wäre die allgemeine Profitrate = 662/3% während sie in dem Land der zweiten, viel höhern Entwicklungsstufe = 20% wäre.
Der Unterschied der beiden nationalen Profitraten könnte dadurch verschwinden und selbst sich umkehren, daß in dem minder entwickelten Land die Arbeit unproduktiver wäre, daher ein größres Quantum Arbeit sich in einem geringem Quantum derselben Ware, größrer Tauschwert in weniger Gebrauchswert sich darstellte, also der Arbeiter einen größren Teil seiner Zeit zur Reproduktion seiner eignen Subsistenzmittel oder ihres Werts und einen kleinern zur Erzeugung von Mehrwert aufzuwenden hätte, weniger Mehrarbeit lieferte, so daß die Rate des Mehrwerts niedriger wäre. Arbeitete z. B. im minder fortgeschrittnen Land der Arbeiter 2/3 des Arbeitstags für sich selbst und 1/3 für den Kapitalisten, so würde unter der
Voraussetzung des obigen Beispiels dieselbe Arbeitskraft bezahlt mit 1331/3 und lieferte einen Überschuß von nur 662/3. Dem variablen Kapital von 1331/3 entspräche ein konstantes Kapital von 50. Die Mehrwertsrate betrüge also nun 1331/3 : 662/3 = 50% und die Profitrate 1831/3 : 662/3 oder ungefähr 361/2%.
Da wir bisher die verschiednen Bestandteile, worin sich der Profit spaltet, noch nicht untersucht haben, sie also noch nicht für uns existieren, so wird folgendes nur zur Vermeidung von Mißverständnissen im voraus bemerkt: Bei der Vergleichung von Ländern verschiedner Entwicklungsstufen - namentlich solcher von entwickelter kapitalistischer Produktion und solcher, wo die Arbeit noch nicht förmlich unter das Kapital subsumiert ist, obgleich der Arbeiter in Wirklichkeit vom Kapitalisten ausgebeutet wird (z.B. in Indien, wo der Ryot als selbständiger Bauer wirtschaftet, seine Produktion als solche also noch nicht unter das Kapital subsumiert ist, obgleich der Wucherer ihm unter der Form des Zinses nicht nur seine ganze Mehrarbeit, sondern selbst - kapitalistisch gesprochen - einen Teil seines Arbeitslohns abzwacken mag), wäre es sehr falsch, wollte man etwa an der Höhe des nationalen Zinsfußes die Höhe der nationalen Profitrate messen. In jenem Zins ist der ganze Profit und mehr als der Profit eingeschlossen, statt daß er nur, wie in Ländern entwickelter kapitalistischer Produktion, einen aliquoten Teil des produzierten Mehrwerts resp. Profits ausdrückte. Andrerseits ist hier der Zinsfuß überwiegend bestimmt durch Verhältnisse (Vorschüsse der Wucherer an die Großen, die Besitzer der Grundrente), die gar nichts zu tun haben mit dem Profit, vielmehr nur darstellen, in welchem Verhältnis der Wucher sich die Grundrente aneignet.
In Ländern von verschiedner Entwicklungsstufe der kapitalistischen Produktion und daher von verschiedner organischer Zusammensetzung des Kapitals kann die Rate des Mehrwerts (der eine Faktor, der die Profitrate bestimmt) höher stehn in dem Lande, wo der normale Arbeitstag kürzer ist, als in dem, wo er länger. Erstens: Wenn der englische Arbeitstag von 10 Stunden seiner höhern Intensität wegen gleich ist einem österreichischen Arbeitstag von 14 Stunden, können bei gleicher Teilung des Arbeitstags 5 Stunden Mehrarbeit dort einen höhern Wert auf dem Weltmarkt darstellen als 7 Stunden hier. Zweitens aber kann dort ein größrer Teil des Arbeitstags Mehrarbeit bilden als hier.
Das Gesetz von der fallenden Rate des Profits, worin dieselbe oder selbst eine steigende Rate des Mehrwerts sich ausdrückt, heißt in andern Worten: Irgendein bestimmtes Quantum des gesellschaftlichen Durchschnittskapitals, z.B. ein Kapital von 100 genommen, stellt sich ein stets größrer
Teil desselben in Arbeitsmitteln und ein stets geringrer Teil desselben in lebendiger Arbeit dar. Da also die Gesamtmasse der den Produktionsmitteln zugesetzten lebendigen Arbeit fällt im Verhältnis zum Wert dieser Produktionsmittel, so fällt auch die unbezahlte Arbeit und der Wertteil, worin sie sich darstellt, im Verhältnis zum Wert des vorgeschoßnen Gesamtkapitals. Oder: Ein stets geringrer aliquoter Teil des ausgelegten Gesamtkapitals setzt sich in lebendige Arbeit um, und dies Gesamtkapital saugt daher, im Verhältnis zu seiner Größe, immer weniger Mehrarbeit auf, obgleich das Verhältnis des unbezahlten Teils der angewandten Arbeit zum bezahlten Teil derselben gleichzeitig wachsen mag. Die verhältnismäßige Abnahme des variablen und Zunahme des konstanten Kapitals, obgleich beide Teile absolut wachsen, ist, wie gesagt, nur ein andrer Ausdruck für die vermehrte Produktivität der Arbeit.
Ein Kapital von 100 bestehe aus 80c + 20v, letztre = 20 Arbeitern. Die Rate des Mehrwerts sei 100%, d.h., die Arbeiter arbeiten den halben Tag für sich, den halben Tag für den Kapitalisten. In einem minder entwickelten Land sei das Kapital = 20c + 80v und diese letztren = 80 Arbeitern. Aber diese Arbeiter brauchen 2/3 des Arbeitstags für sich und arbeiten nur 1/3 für den Kapitalisten. Alles andre gleichgesetzt, produzieren die Arbeiter im ersten Fall einen Wert von 40, im zweiten von 120. Das erste Kapital produziert 80c + 20v + 20m = 120; Profitrate = 20%; das zweite Kapital 20c + 80v + 40m = 140; Profitrate = 40%. Sie ist also im zweiten Fall noch einmal so groß wie im ersten, obgleich im ersten Fall die Rate des Mehrwerts = 100%, doppelt so groß als im zweiten, wo sie nur 50%. Dafür eignet sich aber ein gleich großes Kapital im ersten Fall die Mehrarbeit von nur 20 und im zweiten von 80 Arbeitern an.
Das Gesetz des fortschreitenden Falls der Profitrate oder der relativen Abnahme der angeeigneten Mehrarbeit im Vergleich mit der von der lebendigen Arbeit in Bewegung gesetzten Masse vergegenständlichter Arbeit schließt in keiner Weise aus, daß die absolute Masse der vom gesellschaftlichen Kapital in Bewegung gesetzten und exploitierten Arbeit, daher auch die absolute Masse der von ihm angeeigneten Mehrarbeit wächst; ebensowenig, daß die unter dem Kommando der einzelnen Kapitalisten stehenden Kapitale eine wachsende Masse von Arbeit und daher von Mehrarbeit kommandieren, letztre selbst, wenn die Anzahl der von ihnen kommandierten Arbeiter nicht wächst.
Nimmt man eine gegebne Arbeiterbevölkerung, z.B. von zwei Millionen, nimmt man ferner, als gegeben, Länge und Intensität des Durchschnittsarbeitstags sowie den Arbeitslohn und damit das Verhältnis zwischen not-
wendiger und Mehrarbeit, so produziert die Gesamtarbeit dieser zwei Millionen und ebenso ihre Mehrarbeit, die sich in Mehrwert darstellt, stets dieselbe Wertgröße. Aber es fällt mit der wachsenden Masse des konstanten - fixen und zirkulierenden - Kapitals, das diese Arbeit in Bewegung setzt, das Verhältnis dieser Wertgröße zum Wert dieses Kapitals, der mit seiner Masse, wenn auch nicht im selben Verhältnis, wächst. Dies Verhältnis und daher die Profitrate fällt, obgleich nach wie vor dieselbe Masse lebendiger Arbeit kommandiert und dieselbe Masse Mehrarbeit vom Kapital aufgesaugt wird. Das Verhältnis ändert sich, nicht weil die Masse der lebendigen Arbeit fällt, sondern weil die Masse der von ihr in Bewegung gesetzten bereits vergegenständlichten Arbeit steigt. Die Abnahme ist relativ, nicht absolut, und hat in der Tat mit der absoluten Größe der in Bewegung gesetzten Arbeit und Mehrarbeit nichts zu schaffen. Der Fall der Profitrate entsteht nicht aus einer absoluten, sondern aus einer nur relativen Abnahme des variablen Bestandteils des Gesamtkapitals, aus ihrer Abnahme, verglichen mit dem konstanten Bestandteil.
Dasselbe nun, was von einer gegebnen Arbeitsmasse und Mehrarbeitsmasse, gilt von einer wachsenden Arbeiteranzahl und daher, unter den gegebnen Voraussetzungen, von einer wachsenden Masse der kommandierten Arbeit überhaupt und ihres unbezahlten Teils, der Mehrarbeit, insbesondre. Wenn die Arbeiterbevölkerung von zwei auf drei Millionen steigt, wenn das ihr in Arbeitslohn ausgezahlte variable Kapital ebenfalls, früher zwei, jetzt drei Millionen ist und dagegen das konstante Kapital von 4 auf 15 Millionen steigt, so wächst unter den gegebnen Voraussetzungen (konstanter Arbeitstag und konstante Mehrwertsrate) die Masse der Mehrarbeit, des Mehrwerts um die Hälfte, um 50%, von 2 Millionen auf 3. Nichtsdestoweniger, trotz dieses Wachstums der absoluten Masse der Mehrarbeit und daher des Mehrwerts um 50%, würde das Verhältnis des variablen Kapitals zum konstanten von 2 : 4 fallen auf 3 : 15 und das Verhältnis des Mehrwerts zum Gesamtkapital sich stellen wie folgt (in Millionen):
I. | 4c + 2v + 2m; | C = 6, | p` = 331/3%. |
II. | 15c + 3v + 3m; | C = 18, | p` = 162/3%. |
Während die Mehrwertsmasse um die Hälfte gestiegen, ist die Profitrate auf die Hälfte der früheren gefallen. Der Profit ist aber nur der auf das Gesellschaftskapital berechnete Mehrwert, und die Masse des Profits, seine absolute Größe, ist daher, gesellschaftlich betrachtet, gleich der absoluten Größe des Mehrwerts. Die absolute Größe des Profits, seine Gesamtmasse, wäre also um 50% gewachsen trotz enormer Abnahme im Verhältnis dieser
Profitmasse zum vorgeschoßnen Gesamtkapital oder trotz der enormen Abnahme in der allgemeinen Profitrate. Die Anzahl der vom Kapital angewandten Arbeiter, also die absolute Masse der von ihm in Bewegung gesetzten Arbeit, daher die absolute Masse der von ihm aufgesaugten Mehrarbeit, daher die Masse des von ihm produzierten Mehrwerts, daher die absolute Masse des von ihm produzierten Profits kann also wachsen, und progressiv wachsen, trotz des progressiven Falls der Profitrate. Dies kann nicht nur der Fall sein. Es muß der Fall sein - vorübergehende Schwankungen abgerechnet - auf Basis der kapitalistischen Produktion.
Der kapitalistische Produktionsprozeß ist wesentlich zugleich Akkumulationsprozeß. Man hat gezeigt, wie im Fortschritt der kapitalistischen Produktion die Wertmasse, die einfach reproduziert, erhalten werden muß, mit der Steigerung der Produktivität der Arbeit steigt und wächst, selbst wenn die angewandte Arbeitskraft konstant bliebe. Aber mit der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit wächst noch mehr die Masse der produzierten Gebrauchswerte, wovon die Produktionsmittel einen Teil bilden. Und die zusätzliche Arbeit, durch deren Aneignung dieser zusätzliche Reichtum in Kapital rückverwandelt werden kann, hängt nicht ab vom Wert, sondern von der Masse dieser Produktionsmittel (Lebensmittel eingeschlossen), da der Arbeiter im Arbeitsprozeß nicht mit dem Wert, sondern mit dem Gebrauchswert der Produktionsmittel zu tun hat. Die Akkumulation selbst, und die mit ihr gegebne Konzentration des Kapitals, ist aber selbst ein materielles Mittel der Steigerung der Produktivkraft. In diesem Wachstum der Produktionsmittel ist aber eingeschlossen das Wachstum der Arbeiterbevölkerung, die Schöpfung einer dem Surpluskapital entsprechenden und sogar seine Bedürfnisse im ganzen und großen stets überflutenden Bevölkerung, und daher Überbevölkerung, von Arbeitern. Ein momentaner Überschuß des Surpluskapitals über die von ihm kommandierte Arbeiterbevölkerung würde in doppelter Weise wirken. Er würde einerseits durch Steigerung des Arbeitslohns, daher Milderung der den Nachwuchs der Arbeiter dezimierenden, vernichtenden Einflüsse und Erleichterung der Heiraten die Arbeiterbevölkerung allmählich vermehren, andrerseits aber durch Anwendung der Methoden, die den relativen Mehrwert schaffen (Einführung und Verbesserung von Maschinerie) noch weit rascher eine künstliche, relative Übervölkerung schaffen, die ihrerseits wieder - da in der kapitalistischen Produktion das Elend Bevölkerung erzeugt - das Treibhaus einer wirklichen raschen Vermehrung der Volkszahl ist. Aus der Natur des kapitalistischen Akkumulationsprozesses - der nur ein Moment des kapitalistischen Produktionsprozesses ist - folgt daher von
selbst, daß die gesteigerte Masse der Produktionsmittel, die bestimmt sind, in Kapital verwandelt zu werden, eine entsprechend gesteigerte und selbst überschüssige, exploitierbare Arbeiterbevölkerung stets zur Hand findet. Im Fortschritt des Produktions- und Akkumulationsprozesses muß also die Masse der aneignungsfähigen und angeeigneten Mehrarbeit und daher die absolute Masse des vom Gesellschaftskapital angeeigneten Profits wachsen. Aber dieselben Gesetze der Produktion und Akkumulation steigern, mit der Masse, den Wert des konstanten Kapitals in zunehmender Progression rascher als den des variablen, gegen lebendige Arbeit umgesetzten Kapitalteils. Dieselben Gesetze produzieren also für das Gesellschaftskapital eine wachsende absolute Profitmasse und eine fallende Profitrate.
Es wird hier ganz davon abgesehn, daß dieselbe Wertgröße, im Fortschritt der kapitalistischen Produktion und der ihr entsprechenden Entwicklung der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit und Vervielfältigung der Produktionszweige und daher Produkte, eine fortschreitend steigende Masse von Gebrauchswerten und Genüssen darstellt.
Der Entwicklungsgang der kapitalistischen Produktion und Akkumulation bedingt Arbeitsprozesse auf steigend größrer Stufenleiter und damit steigend größern Dimensionen und dementsprechend steigende Kapitalvorschüsse für jedes einzelne Etablissement. Wachsende Konzentration der Kapitale (begleitet zugleich, doch in geringrem Maß, von wachsender Zahl der Kapitalisten) ist daher sowohl eine ihrer materiellen Bedingungen wie eins der von ihr selbst produzierten Resultate. Hand in Hand, in Wechselwirkung damit, geht fortschreitende Expropriation der mehr oder minder unmittelbaren Produzenten. So versteht es sich für die einzelnen Kapitalisten, daß sie über wachsend große Arbeiterarmeen kommandieren (sosehr auch für sie das variable im Verhältnis zum konstanten Kapital fällt), daß die Masse des von ihnen angeeigneten Mehrwerts und daher Profits wächst, gleichzeitig mit und trotz dem Fall in der Profitrate. Dieselben Ursachen, die Massen von Arbeiterarmeen unter dem Kommando einzelner Kapitalisten konzentrieren, sind es ja grade, die auch die Masse des angewandten fixen Kapitals wie der Roh- und Hilfsstoffe in wachsender Proportion anschwellen gegenüber der Masse der angewandten lebendigen Arbeit.
Es bedarf ferner hier nur der Erwähnung, daß bei gegebner Arbeiterbevölkerung, wenn die Mehrwertsrate wächst, sei es durch Verlängerung oder Intensifikation des Arbeitstags, sei es durch Wertsenkung des Arbeitslohns infolge der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, die Masse des Mehrwerts und daher die absolute Profitmasse wachsen muß, trotz der relativen Verminderung des variablen Kapitals im Verhältnis zum konstanten.
Dieselbe Entwicklung der Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit, dieselben Gesetze, welche im relativen Fall des variablen Kapitals gegen das Gesamtkapital und der damit beschleunigten Akkumulation sich darstellen, während andrerseits die Akkumulation rückwirkend Ausgangspunkt weitrer Entwicklung der Produktivkraft und weitrer relativer Abnahme des variablen Kapitals wird, dieselbe Entwicklung drückt sich, von zeitweiligen Schwankungen abgesehn, aus in der steigenden Zunahme der angewandten Gesamtarbeitskraft, im steigenden Wachstum der absoluten Masse des Mehrwerts und daher des Profits.
In welcher Form nun muß dies zwieschlächtige Gesetz der aus denselben Ursachen entspringenden Abnahme der Profitrate und gleichzeitiger Zunahme der absoluten Profitmasse sich darstellen? Ein Gesetz, darauf begründet, daß unter den gegebnen Bedingungen die angeeignete Masse der Mehrarbeit und daher des Mehrwerts wächst und daß, das Gesamtkapital betrachtet oder das einzelne Kapital als bloßes Stück des Gesamtkapitals betrachtet, Profit und Mehrwert identische Größen sind?
Nehmen wir den aliquoten Teil des Kapitals, auf den wir die Profitrate berechnen, z. B. 100. Diese 100 stellen die Durchschnittszusammensetzung des Gesamtkapitals vor, sage 80c + 20v. Wir haben im zweiten Abschnitt dieses Buchs gesehn, wie die Durchschnittsprofitrate in den verschiednen Produktionszweigen nicht durch die, einem jeden besondre, Zusammensetzung des Kapitals, sondern durch seine gesellschaftliche Durchschnittszusammensetzung bestimmt wird. Mit relativer Abnahme des variablen Teils gegen den konstanten, und daher gegen das Gesamtkapital von 100, fällt die Profitrate bei gleichbleibendem und selbst steigendem Exploitationsgrad der Arbeit, fällt die relative Größe des Mehrwerts, d.h. sein Verhältnis zum Wert des vorgeschoßnen Gesamtkapitals von 100. Aber nicht nur diese relative Größe sinkt. Die Größe des Mehrwerts oder Profits, den das Gesamtkapital von 100 aufsaugt, fällt absolut. Bei einer Mehrwertsrate von 100% produziert ein Kapital von 60c + 40v eine Mehrwerts- und daher Profitmasse von 40; ein Kapital von 70c + 30v eine Profitmasse von 30; bei einem Kapital von 80c + 20v fällt der Profit auf 20. Dies Fallen bezieht sich auf die Masse des Mehrwerts und daher des Profits, und folgt daher, daß, weil das Gesamtkapital von 100 weniger lebendige Arbeit überhaupt, es bei gleichbleibendem Exploitationsgrad auch weniger Mehrarbeit in Bewegung setzt und daher weniger Mehrwert produziert. Irgendeinen aliquoten Teil des gesellschaftlichen Kapitals, also des Kapitals von gesellschaftlicher Durchschnittszusammensetzung, als Maßeinheit genommen, woran wir den Mehrwert messen - und dies geschieht bei aller
Profitberechnung -, ist überhaupt relatives Fallen des Mehrwerts und sein absolutes Fallen identisch. Die Profitrate sinkt in den obigen Fallen von 40% auf 30% und auf 20%, weil in der Tat die vom selben Kapital produzierte Masse Mehrwert, und daher Profit, absolut fällt von 40 auf 30 und auf 20. Da die Wertgröße des Kapitals, woran der Mehrwert gemessen wird, gegeben, = 100 ist, kann ein Fallen der Proportion des Mehrwerts zu dieser gleichbleibenden Größe nur ein andrer Ausdruck sein für die Abnahme der absoluten Größe des Mehrwerts und Profits. Dies ist in der Tat eine Tautologie. Daß aber diese Verminderung eintritt, geht aus der Natur der Entwicklung des kapitalistischen Produktionsprozesses, wie bewiesen wurde, hervor.
Andrerseits aber bringen dieselben Ursachen, die eine absolute Abnahme des Mehrwerts und daher Profits auf ein gegebnes Kapital und daher auch der nach Prozenten berechneten Profitrate erzeugen, ein Wachstum in der absoluten Masse des vom Gesellschaftskapital (d.h. von der Gesamtheit der Kapitalisten) angeeigneten Mehrwerts und daher Profits hervor. Wie muß sich dies nun darstellen, wie kann es sich allein darstellen, oder welche Bedingungen sind eingeschlossen in diesen scheinbaren Widerspruch?
Wenn je ein aliquoter Teil = 100 des gesellschaftlichen Kapitals, und daher je 100 Kapital von gesellschaftlicher Durchschnittszusammensetzung, eine gegebne Größe ist, und daher für sie Abnahme der Profitrate zusammenfällt mit Abnahme der absoluten Größe des Profits, eben weil hier das Kapital, woran sie gemessen werden, eine konstante Größe ist, so ist dagegen die Größe des gesellschaftlichen Gesamtkapitals, wie des in den Händen einzelner Kapitalisten befindlichen Kapitals, eine variable Größe, die, um den vorausgesetzten Bedingungen zu entsprechen, variieren muß im umgekehrten Verhältnis zur Abnahme ihres variablen Teils.
Als im frühern Beispiel die Zusammensetzung prozentig 60c + 40v, war der Mehrwert oder Profit darauf 40 und daher die Profitrate 40%. Angenommen, auf dieser Stufe der Zusammensetzung sei das Gesamtkapital eine Million gewesen. So betrug der Gesamtmehrwert und daher der Gesamtprofit 400.000. Wenn nun später die Zusammensetzung = 80c + 20v, so ist der Mehrwert oder Profit, bei gleichbleibendem Exploitationsgrad der Arbeit, auf je 100 = 20. Da aber der Mehrwert oder Profit der absoluten Masse nach, wie nachgewiesen, wächst, trotz dieser abnehmenden Profitrate oder abnehmenden Erzeugung von Mehrwert durch ein Kapital von je 100, z.B. wächst, sagen wir von 400.000 auf 440.000, so ist das nur dadurch möglich, daß das Gesamtkapital, das sich gleichzeitig mit dieser
neuen Zusammensetzung gebildet hat, gewachsen ist auf 2.200.000. Die Masse des in Bewegung gesetzten Gesamtkapitals ist gestiegen auf <1. Auflage: um> 220%, während die Profitrate um 50% gefallen ist. Hätte sich das Kapital nur verdoppelt, so hätte es zur Profitrate von 20% nur dieselbe Masse von Mehrwert und Profit erzeugen können wie das alte Kapital von 1.000.000 zu 40%. Wäre es auf <1. Auflage: um> weniger als das Doppelte gewachsen, so hätte es weniger Mehrwert oder Profit produziert als früher das Kapital von 1.000.000, das bei seiner frühern Zusammensetzung, um seinen Mehrwert von 400.000 auf 440.000 zu steigern, nur zu wachsen brauchte von 1.000.000 auf 1.100.000.
Es zeigt sich hier das schon früher <siehe Band 23, S. 652, 673/674> entwickelte Gesetz, daß mit der relativen Abnahme des variablen Kapitals, also der Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit eine wachsend größre Masse Gesamtkapital nötig ist, um dieselbe Menge Arbeitskraft in Bewegung zu setzen und dieselbe Masse Mehrarbeit einzusaugen. Im selben Verhältnis daher, wie sich die kapitalistische Produktion entwickelt, entwickelt sich die Möglichkeit einer relativ überzähligen Arbeiterbevölkerung, nicht weil die Produktivkraft der gesellschaftlichen Arbeit abnimmt, sondern weil sie zunimmt, also nicht aus einem absoluten Mißverhältnis zwischen Arbeit und Existenzmitteln oder Mitteln zur Produktion dieser Existenzmittel, sondern aus einem Mißverhältnis, entspringend aus der kapitalistischen Exploitation der Arbeit, dem Mißverhältnis zwischen dem steigenden Wachstum des Kapitals und seinem relativ abnehmenden Bedürfnis nach wachsender Bevölkerung.
Fällt die Profitrate um 50%, so fällt sie um die Hälfte. Soll daher die Masse des Profits gleichbleiben, so muß das Kapital sich verdoppeln. Damit die Profitmasse bei abnehmender Profitrate gleichbleibe, muß der Multiplikator, der das Wachstum des Gesamtkapitals anzeigt, gleich sein dem Divisor, der das Fallen der Profitrate anzeigt. Wenn die Profitrate von 40 auf 20 fällt, muß das Gesamtkapital umgekehrt im Verhältnis von 20 : 40 steigen, damit das Resultat dasselbe bleibe. Wäre die Profitrate gefallen von 40 auf 8, so müßte das Kapital wachsen im Verhältnis von 8 : 40, d.h. auf <1. Auflage: um> das Fünffache. Ein Kapital von 1.000.000 zu 40% produziert 400.000 und ein Kapital von 5.000.000 zu 8% produziert ebenfalls 400.000. Dies gilt, damit das Resultat dasselbe bleibe. Soll es dagegen wachsen, so muß das Kapital in größrer Proportion wachsen, als die Profitrate fällt. In andren Worten: Damit der variable Bestandteil des Gesamtkapitals nicht nur absolut derselbe bleibe, sondern absolut wachse, obgleich sein Prozentsatz
als Teil des Gesamtkapitals fällt, muß das Gesamtkapital in stärkrem Verhaltnis wachsen, als der Prozentsatz des variablen Kapitals fällt. Es muß so sehr wachsen, daß es in seiner neuen Zusammensetzung nicht nur den alten variablen Kapitalteil, sondern noch mehr als diesen zum Ankauf von Arbeitskraft bedarf. Fällt der variable Teil eines Kapitals = 100 von 40 auf 20, so muß das Gesamtkapital auf mehr als 200 steigen, um ein größres variables Kapital als 40 verwenden zu können.
Selbst wenn die exploitierte Masse der Arbeiterbevölkerung konstant bliebe und nur Länge und Intensität des Arbeitstags sich vermehrten, so müßte die Masse des angewandten Kapitals steigen, da sie sogar steigen muß, um dieselbe Masse Arbeit unter den alten Exploitationsverhältnissen bei veränderter Kapitalzusammensetzung anzuwenden.
Also dieselbe Entwicklung der gesellschaftlichen Produktivkraft der Arbeit drückt sich im Fortschritt der kapitalistischen Produktionsweise aus einerseits in einer Tendenz zu fortschreitendem Fall der Profitrate und andrerseits in beständigem Wachstum der absoluten Masse des angeeigneten Mehrwerts oder Profits; so daß im ganzen der relativen Abnahme des variablen Kapitals und Profits eine absolute Zunahme beider entspricht. Diese doppelseitige Wirkung kann sich, wie gezeigt, nur darstellen in einem Wachstum des Gesamtkapitals in rascherer Progression als die, worin die Profitrate fällt. Um ein absolut angewachsnes variables Kapital bei höherer Zusammensetzung oder relativer stärkerer Zunahme des konstanten Kapitals anzuwenden, muß das Gesamtkapital nicht nur im Verhältnis der höhern Komposition wachsen, sondern noch rascher. Es folgt hieraus, daß, je mehr die kapitalistische Produktionsweise sich entwickelt, eine immer größre Kapitalmenge nötig ist, um dieselbe und mehr noch eine wachsende Arbeitskraft zu beschäftigen. Die steigende Produktivkraft der Arbeit erzeugt also, auf kapitalistischer Grundlage, mit Notwendigkeit eine permanente scheinbare Arbeiterübervölkerung. Bildet das variable Kapital nur 1/6 des Gesamtkapitals statt früher 1/2, so muß, um dieselbe Arbeitskraft zu beschäftigen, das Gesamtkapital sich verdreifachen; soll aber die doppelte Arbeitskraft beschäftigt werden, so muß es sich versechsfachen.
Die bisherige Ökonomie, die das Gesetz der fallenden Profitrate nicht zu erklären wußte, bringt die steigende Profitmasse, das Wachstum der absoluten Größe des Profits, sei es für den einzelnen Kapitalisten, sei es für das Gesellschaftskapital, als eine Art Trostgrund bei, der aber auch auf bloßen Gemeinplätzen und Möglichkeiten beruht.
Daß die Masse des Profits durch zwei Faktoren bestimmt ist, erstens durch die Profitrate und zweitens durch die Masse des Kapitals, das zu
dieser Profitrate angewandt wird, ist nur Tautologie. Daß der Möglichkeit nach daher die Profitmasse wachsen kann, trotzdem die Profitrate gleichzeitig fällt, ist nur ein Ausdruck dieser Tautologie, hilft keinen Schritt weiter, da es ebenso möglich ist, daß das Kapital wächst, ohne daß die Profitmasse wächst, und daß es sogar noch wachsen kann, während sie fällt. 100 zu 25% gibt 25, 400 zu 5% gibt nur 20.(35) Wenn aber dieselben Ursachen, die die Profitrate fallen machen, die Akkumulation, d.h. die Bildung von zusätzlichem Kapital fördern und wenn jedes zusätzliche Kapital zusätzliche Arbeit in Bewegung setzt und zusätzlichen Mehrwert produziert; wenn andrerseits das bloße Sinken der Profitrate die Tatsache einschließt, daß das konstante Kapital und damit das gesamte alte Kapital gewachsen ist, so hört dieser ganze Prozeß auf, mysteriös zu sein. Man wird später sehn <Siehe Band 26, 2. Teil. S. 435-466, 541-543>, zu welchen absichtlichen Rechnungsfälschungen Zuflucht genommen wird, um die Möglichkeit der Zunahme der Profitmasse zugleich mit Abnahme der Profitrate wegzuschwindeln.
(35) "Wir sollten gleichfalls erwarten, daß - wenn sich auch die Profitrate des Kapitals infolge der zusätzlichen Anlage von Kapital auf dem Boden und des Steigens der Löhne verringert - doch die Gesamtsumme der Profite wächst. Angenommen nun, daß bei wiederholten Kapitalzugängen von 100.000 Pfd.St. die Profitrate von 20 auf 19, auf l8, auf 17 Prozent fiele, sich also eine ständig fallende Rate ergäbe; man sollte erwarten, daß die Profitsumme, die jene einander folgenden Kapitalbesitzer erhalten, immer stiege, daß sie größer sein würde, wenn das Kapital 200.000 Pfd.St. als wenn es 100.000 Pfd.St. beträgt, und noch größer, wenn es 300.000 Pfd.St. ausmacht, und so weiter, trotz verminderter Rate mit jeder Steigerung des Kapitals wachsend. Diese Progression stimmt jedoch nur für eine gewisse Zeit. So ist 19 Prozent von 200.000 Pfd.St. mehr als 20 Prozent von 100.000 Pfd.St., 18 Prozent von 300.000 Pfd.St. ist wieder mehr als 19 Prozent von 200.000 Pfd.St. Aber nachdem das Kapital zu einer großen Summe angewachsen ist und die Profite gefallen sind, vermindert die weitere Akkumulation die Gesamtsumme des Profits. Angenommen also, die Akkumulation würde 1.000.000 Pfd.St. und der Profit 7 Prozent betragen, so wird die Gesamtsumme des Profits 70.000 Pfd.St. ausmachen. Wenn jetzt zu der Million eine Vermehrung von 100.000 Pfd.St. Kapital hinzukäme und der Profit auf 6 Prozent fiele, dann würden die Kapitalbesitzer 66.000 Pfd.St. erhalten, eine Verminderung von 4.000 Pfd.St., obwohl die Gesamtsumme des Kapitals von 1.000.000 Pfd.St. auf 1.100.000 Pfd.St. angestiegen wäre." Ricardo, "Pol. Econ.", chapt. VII ("Works", ed. MacCulloch. 1852, p. 68, 69). In der Tat ist hier angenommen, daß das Kapital wächst von 1.000.000 auf 1.100.000, also um 10%, während die Profitrate fällt von 7 auf 6, also um 142/7%. Hinc illae lacrimae <daher jene Tränen>.
Wir haben gezeigt, wie dieselben Ursachen, welche einen tendenziellen Fall der allgemeinen Profitrate produzieren, eine beschleunigte Akkumulation des Kapitals und daher Wachstum in der absoluten Größe oder Gesamtmasse der von ihm angeeigneten Mehrarbeit (Mehrwert, Profit) bedingen. Wie alles in der Konkurrenz und daher im Bewußtsein der Agenten der Konkurrenz sich verkehrt darstellt, so auch dies Gesetz, ich meine dieser innere und notwendige Zusammenhang zwischen zwei scheinbar sich Widersprechenden. Es ist sichtbar, daß innerhalb der oben entwickelten Proportionen ein Kapitalist, der über großes Kapital verfügt, mehr Profitmasse macht, als ein kleiner Kapitalist, der scheinbar hohe Profite macht. Die oberflächlichste Betrachtung der Konkurrenz zeigt ferner, daß unter gewissen Umständen, wenn der größre Kapitalist sich Raum auf dem Markt schaffen, die kleineren verdrängen will, wie in Zeiten der Krise, er dies praktisch benutzt, d.h. seine Profitrate absichtlich heruntersetzt, um die kleineren aus dem Feld zu schlagen. Namentlich auch das Kaufmannskapital, worüber später Näheres, zeigt Phänomene, welche das Sinken des Profits als Folge der Ausdehnung des Geschäfts und damit des Kapitals erscheinen lassen. Den eigentlich wissenschaftlichen Ausdruck für die falsche Auffassung geben wir später. Ähnliche oberflächliche Betrachtungen ergeben sich aus Vergleich der Profitraten, die in besondren Geschäftszweigen gemacht werden, je nachdem sie dem Regime der freien Konkurrenz oder des Monopols unterworfen sind. Die ganze flache Vorstellung, wie sie in den Köpfen der Konkurrenzagenten lebt, findet sich bei unserm Roscher, nämlich, daß diese Herabsetzung der Profitrate "klüger und menschlicher" sei. Die Abnahme der Profitrate erscheint hier als Folge der Zunahme des Kapitals und der damit verbundnen Berechnung der Kapitalisten, daß bei kleinerer Profitrate die von ihnen eingesteckte Profitmasse größer sein werde. Das ganze (ausgenommen bei A. Smith, worüber später <Siehe Band 26, 2. Teil, S. 214-228>) beruht auf gänzlicher Begriffslosigkeit über das, was die allgemeine Profitrate überhaupt ist, und auf der kruden Vorstellung, daß die Preise in der Tat bestimmt werden durch Zuschlag eines mehr oder weniger willkürlichen Profitquotums über den wirklichen Wert der Waren hinaus. Krud wie diese Vorstellungen sind, entspringen sie doch mit Notwendigkeit aus der verkehrten Art und Weise, worin die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktion innerhalb der Konkurrenz sich darstellen.
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Das Gesetz, daß der durch Entwicklung der Produktivkraft verursachte Fall der Profitrate begleitet ist von einer Zunahme in der Profitmasse, drückt sich auch darin aus, daß der Fall im Preis der vom Kapital produzierten Waren begleitet ist von einer relativen Steigerung der in ihnen enthaltnen und durch ihren Verkauf realisierten Profitmassen.
Da die Entwicklung der Produktivkraft und die ihr entsprechende höhere Zusammensetzung des Kapitals ein stets größres Quantum Produktionsmittel durch ein stets geringres Quantum Arbeit in Bewegung setzt, absorbiert jeder aliquote Teil des Gesamtprodukts, jede einzelne Ware oder jedes bestimmte einzelne Warenmaß der produzierten Gesamtmasse weniger lebendige Arbeit und enthält ferner weniger vergegenständlichte Arbeit, sowohl im Verschleiß des angewandten fixen Kapitals wie in den verbrauchten Roh- und Hilfsstoffen. Jede einzelne Ware enthält also eine geringere Summe von in Produktionsmitteln vergegenständlichter und während der Produktion neu zugesetzter Arbeit. Der Preis der einzelnen Ware fällt daher. Die Profitmasse, die in der einzelnen Ware enthalten ist, kann trotzdem zunehmen, wenn die Rate des absoluten oder relativen Mehrwerts wächst. Sie enthält weniger neu zugesetzte Arbeit, aber der unbezahlte Teil derselben wächst gegen den bezahlten Teil. Doch ist dies nur innerhalb bestimmter Schranken der Fall. Mit der im Lauf der Produktionsentwicklung enorm gesteigerten absoluten Abnahme der Summe der, in der einzelnen Ware neu zugesetzten, lebendigen Arbeit wird auch die Masse der in ihr enthaltnen unbezahlten Arbeit absolut abnehmen, wie sehr sie auch relativ gewachsen sei, im Verhältnis nämlich zum bezahlten Teil. Die Profitmasse auf jede einzelne Ware wird sich sehr vermindern mit der Entwicklung der Produktivkraft der Arbeit, trotz des Wachstums der Mehrwertsrate; und diese Verminderung, ganz wie der Fall der Profitrate, wird nur verlangsamt durch die Verwohlfeilerung der Elemente des konstanten Kapitals und die andren im ersten Abschnitt dieses Buchs aufgeführten Umstände, die die Profitrate erhöhen bei gegebner und selbst bei sinkender Rate des Mehrwerts.
Daß der Preis der einzelnen Waren fällt, aus deren Summe das Gesamtprodukt des Kapitals besteht, heißt weiter nichts, als daß sich ein gegebnes Quantum Arbeit in einer größren Masse Waren realisiert, jede einzelne Ware also weniger Arbeit als früher enthält. Dies ist der Fall, selbst wenn der Preis des einen Teils des konstanten Kapitals, Rohstoff etc. steigt. Mit Ausnahme einzelner Fälle (z. B. wenn die Produktivkraft der Arbeit gleichmäßig alle Elemente des konstanten wie des variablen Kapitals verwohlfeilert) wird die Profitrate sinken, trotz der erhöhten Rate des Mehrwerts,
1. weil selbst ein größrer unbezahlter Teil der geringren Gesamtsumme der neu zugesetzten Arbeit kleiner ist, als ein geringrer aliquoter unbezahlter Teil der größren Gesamtsumme war, und 2. weil die höhere Zusammensetzung des Kapitals in der einzelnen Ware sich darin ausdrückt, daß der Wertteil derselben, worin überhaupt neu zugesetzte Arbeit sich darstellt, fällt gegen den Wertteil, der sich darstellt in Rohstoff, Hilfsstoff und Verschleiß des fixen Kapitals. Dieser Wechsel im Verhältnis der verschiednen Bestandteile des Preises der einzelnen Ware, die Abnahme des Preisteils, worin sich neu zugesetzte lebendige Arbeit, und die Zunahme der Preisteile, worin sich früher vergegenständlichte Arbeit darstellt - ist die Form, worin sich im Preis der einzelnen Ware die Abnahme des variablen Kapitals gegen das konstante ausdrückt. Wie diese Abnahme absolut ist für ein gegebnes Maß des Kapitals, z.B. 100, so ist sie auch absolut für jede einzelne Ware als aliquoten Teil des reproduzierten Kapitals. Doch wurde die Profitrate, wenn nur auf die Preiselemente der einzelnen Ware berechnet, sich anders darstellen als sie wirklich ist. Und zwar aus folgendem Grund:
{Die Profitrate wird berechnet auf das angewandte Gesamtkapital, aber für eine bestimmte Zeit, tatsächlich ein Jahr. Das Verhältnis des in einem Jahr gemachten und realisierten Mehrwerts oder Profits zum Gesamtkapital, prozentig berechnet, ist die Profitrate. Sie ist also nicht notwendig gleich mit einer Profitrate, bei der nicht das Jahr, sondern die Umschlagsperiode des fraglichen Kapitals der Berechnung zugrunde gelegt wird; nur wenn dies Kapital gerade einmal im Jahr umschlägt, fallen beide zusammen.
Andrerseits ist der im Lauf eines Jahrs gemachte Profit nur die Summe der Profite auf die im Lauf desselben Jahres produzierten und verkauften Waren. Berechnen wir nun den Profit auf den Kostpreis der Waren, so erhalten wir eine Profitrate = p/k, wo p der im Lauf des Jahres realisierte Profit und k die Summe der Kostpreise der in derselben Zeit produzierten und verkauften Waren ist. Es ist augenscheinlich, daß diese Profitrate p/k nur dann mit der wirklichen Profitrate p/C, Profitmasse dividiert durch das Gesamtkapital, zusammenfallen kann, wenn k = C, d.h., wenn das Kapital genau einmal im Jahr umschlägt.
Nehmen wir drei verschiedne Zustände eines industriellen Kapitals.
I. Das Kapital von 8.000 Pfd.St. produziert und verkauft jährlich 5.000 Stück Ware, das Stück zu 30 sh.. hat also einen Jahresumschlag von 7.500 Pfd.St. Es macht auf jedes Stück Ware einen Profit von 10 sh. = 2.500 Pfd.St. jährlich. In jedem Stück stecken also 20 sh. Kapitalvorschuß und 10 sh.
Profit, also ist die Profitrate per Stück 10/20 = 50%. Auf die umgeschlagene Summe von 7.500 Pfd.St. kommen 5.000 Pfd.St. Kapitalvorschuß und 2.500 Pfd.St. Profit; Profitrate auf den Umschlag, p/k ebenfalls = 50%. Dagegen auf das Gesamtkapital berechnet ist die Profitrate p/C = 2.500/8.000 = 311/4%.
II. Das Kapital steige auf 10.000 Pfd.St. Infolge vermehrter Produktivkraft der Arbeit sei es befähigt, jährlich 10.000 Stück Ware zum Kostpreis von je 20 sh. zu produzieren. Es verkaufe sie mit 4 sh. Profit, also zu 24 sh. pro Stück. Dann ist der Preis des Jahresprodukts = 12.000 Pfd.St., wovon 10.000 Pfd.St. Kapitalvorschuß und 2.000 Pfd.St. Profit. p/k ist pro Stück = 4/20, für den Jahresumschlag = 2.000/10.000 also beidemal = 20%, und da das Gesamtkapital gleich der Summe der Kostpreise, nämlich 10.000 Pfd.St., so ist auch p/C, die wirkliche Profitrate, diesmal 20%.
III. Das Kapital steige, bei stets wachsender Produktivkraft der Arbeit, auf 15.000 Pfd.St. und produziere jetzt jährlich 30.000 Stück Ware zum Kostpreis von je 13 sh., die mit 2 sh. Profit, also zu 15 sh. das Stück verkauft werden. Jahresumschlag also = 30.000 * 15 sh. = 22.500 Pfd.St., wovon 19.500 Kapitalvorschuß und 3.000 Pfd.St. Profit. p/k ist also 2/13 = 3.000/19.500 = 155/13%. Dagegen p/C = 3.000/15.000 = 20%.
Wir sehn also: Nur in Fall II, wo der umgeschlagne Kapitalwert gleich dem Gesamtkapital, ist die Profitrate aufs Stück Ware oder auf die Umschlagssumme dieselbe wie die aufs Gesamtkapital berechnete Profitrate. Im Fall I, wo die Umschlagssumme kleiner als das Gesamtkapital, ist die Profitrate, auf den Kostpreis der Ware berechnet, höher; im Fall III, wo das Gesamtkapital kleiner als die Umschlagssumme, ist sie niedriger als die wirkliche, aufs Gesamtkapital berechnete Profitrate. Es gilt dies allgemein.
In der kaufmännischen Praxis wird der Umschlag gewöhnlich ungenau berechnet. Man nimmt an, das Kapital habe einmal umgeschlagen, sobald die Summe der realisierten Warenpreise die Summe des angewandten Gesamtkapitals erreicht. Das Kapital kann aber nur dann einen ganzen Umlauf vollenden, wenn die Summe der Kostpreise der realisierten Waren gleich wird der Summe des Gesamtkapitals. - F. E.}
Es zeigt sich auch hier wieder, wie wichtig es ist, bei der kapitalistischen Produktion nicht die einzelne Ware oder das Warenprodukt eines beliebigen Zeitraums isoliert für sich, als bloße Ware zu betrachten, sondern als Pro-
dukt des vorgeschoßnen Kapitals und im Verhältnis zum Gesamtkapital, das diese Ware produziert.
Obgleich nun die Profitrate berechnet werden muß durch Messung der Masse des produzierten und realisierten Mehrwerts, nicht nur an dem konsumierten Kapitalteil, der in den Waren wiedererscheint, sondern an diesem Teil plus dem nicht konsumierten, aber angewandten und in der Produktion fortdienenden Kapitalteil, so kann die Profitmasse doch nur gleich sein der in den Waren selbst enthaltnen und durch ihren Verkauf zu realisierenden Masse von Profit oder Mehrwert.
Vermehrt sich die Produktivität der Industrie, so fällt der Preis der einzelnen Ware. Es ist weniger Arbeit in ihr enthalten, weniger bezahlte und unbezahlte. Dieselbe Arbeit produziere z.B. das dreifache Produkt; es kommt dann 2/3 weniger Arbeit auf das einzelne Produkt. Und da der Profit nur einen Teil dieser in der einzelnen Ware enthaltnen Arbeitsmasse bilden kann, muß die Masse des Profits auf die einzelne Ware abnehmen und dies auch, innerhalb gewisser Grenzen, selbst wenn die Rate des Mehrwerts steigt. In allen Fällen sinkt die Profitmasse auf das Gesamtprodukt nicht unter die ursprüngliche Profitmasse, sobald das Kapital dieselbe Masse Arbeiter wie früher bei gleichem Exploitationsgrad anwendet. (Dies kann auch geschehn, wenn weniger Arbeiter bei erhöhtem Exploitationsgrad angewandt werden.) Denn in demselben Verhältnis, wie die Profitmasse auf das einzelne Produkt abnimmt, nimmt die Anzahl der Produkte zu. Die Profitmasse bleibt dieselbe, nur verteilt sie sich anders auf die Summe der Waren; es ändert dies auch nichts an der Verteilung des durch die neu zugesetzte Arbeit geschaffnen Wertquantums zwischen Arbeiter und Kapitalisten. Die Profitmasse kann nur steigen, bei Anwendung derselben Masse Arbeit, wenn die unbezahlte Mehrarbeit wächst, oder bei gleichbleibendem Exploitationsgrad der Arbeit, wenn die Anzahl der Arbeiter sich vermehrt. Oder wenn beides zusammenwirkt. In allen diesen Fällen - die aber der Voraussetzung gemäß Wachsen des konstanten Kapitals gegen das variable und wachsende Größe des angewandten Gesamtkapitals voraussetzen - enthält die einzelne Ware weniger Profitmasse und sinkt die Profitrate, selbst wenn auf die einzelne Ware berechnet; ein gegebnes Quantum zusätzlicher Arbeit stellt sich dar in einem größern Quantum Waren; der Preis der einzelnen Ware sinkt. Abstrakt betrachtet, kann beim Fall des Preises der einzelnen Ware infolge vermehrter Produktivkraft, und bei daher gleichzeitiger Vermehrung der Anzahl dieser wohlfeilern Waren, die Profitrate dieselbe bleiben, z.B. wenn die Vermehrung der Produktivkraft gleichmäßig und gleichzeitig auf alle Bestandteile der Waren wirkte, so daß der
Gesamtpreis der Ware in demselben Verhältnis fiele, wie sich die Produktivität der Arbeit vermehrte, und andrerseits das gegenseitige Verhältnis der verschiednen Preisbestandteile der Ware dasselbe bliebe. Steigen könnte die Profitrate sogar, wenn mit der Erhöhung der Rate des Mehrwerts eine bedeutende Wertverminderung der Elemente des konstanten und namentlich des fixen Kapitals verbunden wäre. Aber in Wirklichkeit wird die Profitrate, wie bereits gesehn, auf die Dauer fallen. In keinem Fall erlaubt der Preisfall der einzelnen Ware allein einen Schluß auf die Profitrate. Es kommt alles darauf an, wie groß die Gesamtsumme des in ihrer Produktion beteiligten Kapitals Fällt z.B. der Preis einer Elle Gewebe von 3 sh. auf 12/3 sh.; wenn man weiß, daß darin vor dem Preisfall für 12/3 sh. konstantes Kapital, Garn etc., 2/3 sh. Arbeitslohn, 2/3 sh. Profit waren, nach dem Preisfall dagegen für 1 sh. konstantes Kapital, 1/3 sh. Arbeitslohn und 1/3 sh. Profit ist, so weiß man nicht, ob die Profitrate dieselbe geblieben ist oder nicht. Es hängt dies davon ab, ob und um wieviel das vorgeschoßne Gesamtkapital gewachsen ist und wieviel Ellen mehr es in gegebner Zeit produziert.
Das aus der Natur der kapitalistischen Produktionsweise hervorgehende Phänomen, daß bei wachsender Produktivität der Arbeit der Preis der einzelnen Ware oder eines gegebnen Warenquotums sinkt, die Anzahl der Waren steigt, die Profitmasse auf die einzelne Ware und die Profitrate auf die Warensumme sinkt, die Profitmasse aber auf die Gesamtsumme der Waren steigt - dies Phänomen stellt auf der Oberfläche nur dar: Fallen der Profitmasse auf die einzelne Ware, Fallen ihres Preises, Wachsen der Profitmasse auf die vermehrte Gesamtzahl der Waren, die das Gesamtkapital der Gesellschaft oder auch der einzelne Kapitalist produziert. Es wird dies dann so aufgefaßt, daß der Kapitalist aus freiem Belieben weniger Profit auf die einzelne Ware schlägt, aber sich entschädigt durch die größre Anzahl Waren, die er produziert. Diese Anschauung beruht auf der Vorstellung des Veräußerungsprofits (profit upon alienation), die ihrerseits wieder abstrahiert ist aus der Anschauung des Kaufmannskapitals.
Man hat früher, im vierten und siebenten Abschnitt des ersten Buchs, gesehn, daß die mit der Produktivkraft der Arbeit wachsende Warenmasse und Verwohlfeilerung der einzelnen Ware als solche (soweit diese Waren nicht bestimmend in den Preis der Arbeitskraft eingehn) das Verhältnis von bezahlter und unbezahlter Arbeit in der einzelnen Ware nicht affiziert, trotz des sinkenden Preises.
Da in der Konkurrenz sich alles falsch darstellt, nämlich verkehrt, so kann sich der einzelne Kapitalist einbilden: 1. daß er seinen Profit auf die
einzelne Ware durch ihre Preissenkung herabsetzt, aber größern Profit macht wegen der größern Warenmasse, die er verkauft; 2. daß er den Preis der einzelnen Waren festsetzt und durch Multiplikation den Preis des Gesamtprodukts bestimmt, während der ursprüngliche Prozeß der der Division ist (s. Buch I, Kap. X, S. 314/323 <Siehe Band 23, S. 335>) und die Multiplikation nur zweiter Hand, auf Voraussetzung jener Division richtig ist. Der Vulgärökonom tut in der Tat nichts als die sonderbaren Vorstellungen der in der Konkurrenz befangnen Kapitalisten in eine scheinbar mehr theoretische, verallgemeinernde Sprache zu übersetzen und sich abzumühn, die Richtigkeit dieser Vorstellungen zu konstruieren.
In der Tat ist das Fallen der Warenpreise und das Steigen der Profitmasse auf die gewachsne Masse der verwohlfeilerten Waren nur ein andrer Ausdruck für das Gesetz von fallender Profitrate bei gleichzeitig steigender Masse des Profits.
Die Untersuchung, wieweit fallende Profitrate mit steigenden Preisen zusammenfallen kann, gehört ebensowenig hierher, wie der früher, Buch I, S.314/323 <Siehe Band 23, S. 335>, beim relativen Mehrwert erörterte Punkt. Der Kapitalist, der verbesserte, aber noch nicht verallgemeinerte Produktionsweisen anwendet, verkauft unter dem Marktpreis, aber über seinem individuellen Produktionspreis; so steigt die Profitrate für ihn, bis die Konkurrenz dies ausgeglichen; eine Ausgleichungsperiode, während deren Verlauf das zweite Requisit, das Wachstum des ausgelegten Kapitals sich einfindet; je nach dem Grad dieses Wachstums wird der Kapitalist nun imstande sein, einen Teil der früher beschäftigten Arbeitermasse, ja vielleicht die ganze oder eine größre Arbeitermasse unter den neuen Bedingungen zu beschäftigen, also dieselbe oder eine höhere Profitmasse zu produzieren.
Datum der letzten Änderung : Jena, den : 05.12.2012